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Blended Wing Body

Easyjet hat Interesse an neuem Jet, der von der Nasa gefördert wird

Die Billigairline kooperiert mit Jet Zero, dem Entwickler eines sparsamen Blended Wing Body-Fliegers. Doch Easyjet sieht auch viel schneller umsetzbare Maßnahmen, um Emissionen einzusparen.

Schon 1910 kam der deutsche Luftfahrtpionier Hugo Junkers auf die Idee. Er schuf mit der G 38 ein neues Flugzeug, bei dem Flügel und Rumpf ineinander übergingen. Die übergangslose Verbindung zwischen Flügel und Rumpf ist bis heute ein Thema. Diverse Unternehmen forschen an der Technologie, die sich Blended Wing Body nennt.

Der Vorteil: Die ungewöhnliche Form sorgt für mehr Auftrieb und bessere Aerodynamik. Jetzt setzt auch Easyjet darauf. Die Billigairline geht dazu eine Kooperation mit Jet Zero ein. Das amerikanische Unternehmen entwickelt ein neues Blended Wing Body-Flugzeug, das 2030 bereitstehen soll. Es soll 250 Passagieren Platz bieten.

Blended-Wing-Body-Technik wird erst jetzt umsetzbar

Easyjet will ihr Know-how im Betrieb einer Fluggesellschaft in die Kooperation einbringen. Jet Zero ist nicht irgendein weiteres Start-up. Das 2021 gegründete Unternehmen wird von der US Air Force, der Nasa und der US-Luftfahrtbehörde FAA unterstützt, die bereits seit Jahren im Bereich aktiv sind. Alaska Airlines ist der Airline-Partner in den USA.

Obwohl die Blended Wing Body-Technologie alt ist, wird sie erst jetzt praktisch umsetzbar, wie Jet-Zero-Mitgründer Tom O’Leary bei einer Veranstaltung an der britischen Universität Cranfield ausführte. Einerseits brauche sie eine moderne Flugzeugsteuerung, im Jargon Fly-By-Wire genannt. Die sei inzwischen ausgereift. Noch wichtiger aber sei der Umstand, dass der große Rumpf schwer ist. «Der Fortschritt bei Verbundmaterialien macht es möglich, dieses Gewicht markant zu reduzieren.»

Später mit Wasserstoffantrieb

Doch da soll es nicht aufhören. Easyjet will auch ihr Know-how im Bereich Wasserstoff einbringen, in dem die Billigairline zusammen mit Partnern bereits seit einigen Jahren forscht. Der Flieger von Jet Zero soll später auch mit dem sauberen Treibstoff angetrieben werden können. Blended-Wing-Body-Flieger haben dabei einen großen Vorteil. Ihr breiter, flacher Rumpf – daher werden sie gerne Flunder genannt – bietet genügend Platz für die großen Wasserstofftanks.

Die Zusammenarbeit hat für Easyjet einen klaren Hintergrund. Easyjet will bis 2035 die CO2-Emissionen um 35 Prozent reduzieren, bis 2050 gar um 78 Prozent. Der Rest des Ausstoßes soll über Abscheidung und -Speicherung vernichtet werden. Aktuell verursacht die Fluglinie 67,2 Gramm an CO2 pro Passagierkilometer. «Das ist rund ein Viertel weniger als bei der Konkurrenz», sagte Vorstandsvorsitzender Johan Lundgren in Cranfield.

Sauberer fliegen als Wettbewerbsvorteil

Der Manager hält die Reduktion der Treibhausgasen nicht nur für notwendig, sondern auch für einen Wettbewerbsvorteil. «Ich bin überzeugt, dass die Passagiere künftig vermehrt auf die Umweltaktivitäten der Fluglinie schauen» so Lundgren.

Doch es gäbe auch viel einfachere Einsparungsmöglichkeiten. «Das europäische Luftraumsystem ist veraltet und hat nicht mit dem technischen Fortschritt Schritt gehalten», sagt David Morgan. Eigentlich könnte man heute viel direktere Routen fliegen, so der Operativchef von Easyjet. Die aufgrund veralteter Wegpunkt und ineffizienten Flugstraßen unnötig verlängerten Flugzeiten sorgten für einen höheren Kerosinverbrauch.

Zehn Prozent-Einsparung – sofort

«Wir könnten die Emissionen pro Fluggast und Kilometer um zehn Prozent reduzieren», so Morgan. Doch dazu müsse die europäische Politik aktiv werden. Vor allem in Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz und im Vereinigten Königreich sei der Luftraum heute besonders ineffizient organisiert. Das müsse sich ändern.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Fotos des Flugzeuges von Jet Zero. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat.