Vorwürfe von Flughafen-Angestellten
Droht in Doha das Riesenchaos zur WM?
Mehr als doppelt so viele Flüge, nicht genug Mitarbeitende, Drohungen gegenüber dem Personal - Angestellte des Hamad International Airport in Katar erheben schwere Vorwürfe.
Hamad International Airport: Droht die Überlastung?
Hamad International Airport: Droht die Überlastung?
Katar ist ein kleines Land, kleiner etwa als das deutsche Bundesland Schleswig Holstein. Nicht nur, aber auch deshalb äußern viele Kritiker Zweifel am Erfolg der Fußball-Weltmeisterschaft, die im November in Katar beginnt. Das Land muss Hunderttausende Besucherinnen und Besucher aufnehmen, den Verkehr zu den extra gebauten Stadien regeln – und all das in der Regenzeit.
Hinzu kommen die Vorwürfe der Menschenrechtsverletzungen beim Bau der für das Turnier benötigten Infrastruktur. Jetzt kommt neue Kritik hinzu. Personal des größten internationalen Flughafens Hamad International Airport berichten gegenüber der Zeitung Daily Mail, dass der Flughafen nicht auf den erhöhten Flugverkehr vorbereitet sei.
Im Krisenmodus
Ein hochrangiger Manager erklärte gegenüber der Zeitung, dass man sich im Krisenmodus befinde. Es bestehen zudem ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Einstellungsverfahrens für das Personal. Man würde teils Mitarbeitende ohne die erforderliche Ausbildung einstellen, um den dringenden Bedarf zu decken.
In einem internen Schreiben an die Mitarbeitenden macht der Flughafen zudem klar, dass in der Zeit vor und während der WM keine freien Tage gewährt werden. Die Fußballweltmeisterschaft sei «für Katar von großer Bedeutung» und «von höchster staatlicher Ebene werden extrem hohe Erwartungen gestellt».
«Genau überwacht»
Arbeiter würden daher «von hochrangigen Personen und ihren Vertretern genau überwacht». Bedrohlich geht es weiter: «Unerwünschte Handlungen von Einzelpersonen, die die Veranstaltung sabotieren oder zur Verzögerung oder sogar zum Scheitern einiger Projekte beitragen, sind völlig inakzeptabel und werden vom Staat streng geahndet».
Vor allem die Personalknappheit bei der Flugsicherung bereitet den Informanten der Daily Mail, die anonym bleiben wollen, Sorge. Einige befürchten, dass sich zahlreiche Flüge verspäten oder nach Dubai umgeleitet werden, das sechseinhalb Autostunden entfernt liegt.
Nicht genügend geschult?
Insider, die ihre Bedenken in einem Online-Forum für Flughafenfachleute äußern, behaupten, dass neue Mitarbeitende des Flughafens 20 bis 30 Stunden Schulung erhalten, was nicht ausreiche, um sie mit dem Aufbau des Geländes und den betrieblichen Abläufen vertraut zu machen.
Katars Flughafenbehörde QCAA weist die Vorwürfe von sich. Man arbeite nach den höchsten internationalen Standards und nehme die Verantwortung sehr ernst. «In Erwartung des starken Verkehrsaufkommens während der Fußballweltmeisterschaft hat der Staat Katar seine Verkehrskontrollsysteme aufgerüstet und sorgfältige Pläne umgesetzt, die bereits lange vor der Ausrichtung der Veranstaltung konzipiert wurden.»
Zweiter Flughafen wieder eröffnet
Die Fluglotsen würden gemäß den internationalen Anforderungen kontinuierlich geschult und überprüft. «Das Ausbildungs- und Sicherheitsmanagementsystem der QCAA erfüllt und übertrifft die von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation festgelegten Standards und wir wurden erfolgreich nach diesen Standards auditiert.»
Ob das alles gut geht, wird sich in etwas mehr als einem Monat zeigen. Dass es eine Herausforderung werden dürfte, war den Organisatoren schon bewusst. So haben sie etwa bereits jetzt den alten Doha International Airport wieder eröffnet. Der soll den anderen Flughafen entlasten. Tatsächlich wird er aber nur einen Bruchteil der Flüge übernehmen.