Letzte Aktualisierung: um 12:16 Uhr

Nach United-Vorfall

Dringende Warnung vor blockierten Boeing-737-Ruderpedalen

Nach einem Zwischenfall im Februar mit einer Boeing 737 Max von United Airlines liegt nun ein Untersuchungsbericht vor. Die Ermittler haben dringende Empfehlungen an Boeing und die FAA.

Die Boeing 737 Max 8 von United Airlines war am 6. Februar bereits in Newark bei New York gelandet. Das Flugzeug rollte noch aus und war schneller als die maximale Taxi-Geschwindigkeit. Doch da bemerkte man im Cockpit ein Problem. Der Jet mit der Registrierung N47280 ließ sich nicht mehr über die Ruderpedale steuern. Die bewegen das Seitenruder des Flugzeugs und so lässt sich unter anderem dafür sorgen, dass es beim Ausrollen in der Mitte der Piste bleibt.

Der Crew gelang es dann, das Flugzeug über das Bugrad zu steuern, und kurz darauf reagierte das Ruder wieder auf die Pedale – offenbar, weil die Temperaturen wieder hoch genug waren. Denn wie sich jetzt herausstellte, war der Grund für die Fehlfunktion Vereisung an einem Aktuator, der die Eingaben der Pedale in die Ruderbewegungen umwandelt. Das schreibt die Ermittlungsbehörde National Transportation Safety Board NTSB in einer aktuellen Mitteilung.

Vereisungsgefahr wegen Feuchtigkeitsbildung

Die Ermittler testeten die Komponente des betroffenen Flugzeugs, die von Collins Aerospace hergestellt wurde. Bei Tests in kalter Umgebung zeigte sich, dass die Funktion erheblich beeinträchtigt war. Die Ermittler fanden Hinweise auf Feuchtigkeit in Aktuatoren. Collins Aerospace stellte nach einer eigenen Untersuchung fest, dass es Probleme mit der Dichtung bei den Aktuaren gab. Eine Seite wurde dadurch anfälliger für die Bildung von Feuchtigkeit. Und das wiederum birgt Vereisungsgefahr.

Collins erklärte, dass man seit 2017 insgesamt 353 Aktuatoren mit dem Problem ausgeliefert habe. Sie sind sowohl in Boeing 737 Max als auch in Boeing 737 NG verbaut. United fand Komponenten in neun ihrer Jets. Laut der Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration waren es die einzigen mit den Teilen in den USA. Wo die anderen fehlerhaften Aktuatoren verbaut sind, ist nicht bekannt.

Betroffene Betreiber sind informiert

Der Flugzeughersteller teilte im August mit, er habe betroffene 737-Betreiber informiert. Das System enthalte zudem Redundanzen, die Unfälle vermeiden sollen. Das Boeing-737-Flughandbuch fordert die Piloten im Fall einer Fehlfunktion auf, verklemmte Ruder mit «maximaler Kraft zu überwältigen, einschließlich einer gemeinsamen Anstrengung beider Piloten».

Das NTSB befürchtet jedoch, dass dieses Manöver eine so starke Ruderbewegung verursachen könnte, dass die Piloten den Jet nicht mehr kontrollieren können. Es hat Boeing daher aufgefordert, «geeignete Reaktionen der Flugbesatzung zu ermitteln, die über die Anwendung der maximalen Pedalkraft hinausgehen», und sicherzustellen, dass die Pilotinnen und Piloten der betroffenen Flugzeuge wissen, dass die Rudersysteme aufgrund Vereisung blockieren können.

FAA soll Grounding betroffener Flugzeuge prüfen

Auch an die Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration FAA wenden sich die Ermittler. Sie fordern die Behörde dringend auf, zu prüfen, ob betroffene Aktuatoren aus den Flugzeugen entfernt werden sollten und die Flugzeuge am Boden bleiben müssen, bis Ersatzgeräte installiert sind. Die FAA soll auch die internationalen Luftfahrtbehörden benachrichtigen, wenn sie entscheidet, dass die Komponenten entfernt werden sollten.

Die FAA erklärte, sie beobachte die Situation genau und werde noch am Freitag (27. September) «auf der Grundlage der vorläufigen Empfehlungen des NTSB einen Ausschuss zur Überprüfung von Korrekturmaßnahmen einberufen und die nächsten Schritte festlegen.»