Dreamliner als Favorit
Austrian Airlines könnte schneller neue Jets bekommen
Die Krise trifft Austrian Airlines hart. Dennoch könnte gerade Corona am Ende dazu führen, dass die Lufthansa-Tochter schnell neue Langstreckenflieger bekommt.
Boeing 767 von Austrian Airlines: Drei Exemplare sollen sowieso ausgeflottet werden.
Boeing 767 von Austrian Airlines: Drei Exemplare sollen sowieso ausgeflottet werden.
Dass diese Krise eine Schrumpfung zur Folge haben würde, das war schnell klar. Schon einen Monat nachdem sie den Betrieb wegen Corona einstellen musste, gab die österreichische Nationalairline eine Verkleinerung der Flotte bekannt. Jedes siebte Flugzeug werde stillgelegt, teilte Austrian Airlines im April mit.
Unter den Langstreckenfliegern wurden von Austrian Airlines die drei Boeing 767 OE-LAT, OE-LAW und OE-LAX für die Frührente ausgewählt. Inzwischen ist aber nicht mehr sicher, ob das ausreichen wird. Denn die Lufthansa-Gruppe hat angesichts der schwächer als erwarteten Nachfrage angedeutet, dass sie über alle ihre Töchter gesehen vielleicht mehr als die 100 Flugzeuge permanent stilllegen wird, die man bisher genannt hatte.
Selbstfinanzierung – jetzt nochmals schwieriger
Am Dienstag (15. September) erklärte Konzernchef Carsten Spohr bei einer digitalen Mitarbeiterversammlung denn auch, dass man bei Austrian Airlines die Ausflottung der Boeing 767 und 777 anschaue. Hat er sich dabei einfach versprochen oder steckt mehr dahinter? Offizielle Erklärungen dazu gibt es freilich nicht.
Aber abwegig ist die Aussage ganz und gar nicht. Denn die Ausgangslage hat sich durch die Corona-Krise völlig verändert. Vorher war die Ansage aus Frankfurt, Austrian Airlines müsse die Investition in neue Langstreckenflugzeuge selbst finanzieren können. Das war schon zu normalen Zeiten eine schwierige Aufgabe, inzwischen ist das Ziel, wenn nicht unerreichbar, so zumindest in weite Ferne gerückt.
Krise als Vorteil?
Dennoch könnte die aktuelle Krise in Sachen Langstreckenflotte am Ende sogar ein Vorteil für die österreichische Fluggesellschaft sein. Für diese These gibt es drei Argumente:
1. Austrian Airlines kann mit der Erneuerung der Langstreckenflotte nicht mehr allzu lange warten. Die sechs Boeing 777-200 sind inzwischen 20 Jahre alt, die sechs Boeing 767 sogar 25. Zudem betreibt keine andere Tochter im Konzern diese Modelle.
2. Lufthansa hat noch viele Bestellungen für Langstreckenflugzeuge offen – so für 30 Airbus A350, 20 Boeing 777X und 20 Boeing 787. Der Konzern hat klar gesagt, dass er diese verschieben, aber nicht annullieren wird. Das bedeutet, dass er in den kommenden Jahren viele neue Jets bekommen wird. Zugleich hat er bereits angedeutet, sich allenfalls noch mehr Airbus A350 zuzulegen. Einen Flugzeugmangel gibt es also nicht.
3. Die Konzernführung von Lufthansa hat sich in den Verhandlungen mit der österreichischen Regierung um Staatshilfe verpflichtet, das Drehkreuz Wien mit Langstreckenverbindungen zu erhalten. AUA wird also auch künftig Langstreckenflieger brauchen.
Dreamliner passt zu AUA und Wien
Es könnte also durchaus sein, dass Austrian Airlines früher als gedacht neue Flugzeuge bekommt. Und dabei steht der Dreamliner im Vordergrund. AUA braucht ein Flugzeug, das zur Größe ihres Drehkreuzes Wien passt. Jets mit viel mehr als 300 Sitzen kommen nicht in Frage.
Ideal für Austrian Airlines wäre daher der Dreamliner von Boeing: In einer Drei-Klassen-Konfiguration mit Business-, Premium Economy- und Economy bietet die kleinere Variante 787-8 rund 220 Passagieren Platz, die mittlere 787-9 etwa 270 und die größte 787-10 rund 310. Das passt zu Austrian Airlines und Wien.