Drei Modelle
Diese Optionen hat Condor bei der Flottenerneuerung
Der deutsche Ferienflieger wird unter der neuen Eignerin PGL die Langstreckenflotte erneuern. Welche Chance haben Airbus A330, A330 Neo und Boeing 787 bei Condor?
Boeing 767 von Condor: Wird ersetzt.
Boeing 767 von Condor: Wird ersetzt.
Das Management von Condor war schon einmal am Punkt angelangt, an dem es definitiv entscheiden konnte. Doch im Frühjahr 2019 schrieb die damalige Besitzerin Thomas Cook Group ihre Fluggesellschaften zum Verkauf aus. Und die Erneuerung der Langstreckenflotte wurde auf Eis gelegt.
Als im Herbst der britische Reisekonzern Insolvenz anmeldete und die Zukunft von Condor plötzlich unsicher war, musste die Entscheidung noch weiter hinausgeschoben werden. Inzwischen ist die Unsicherheit gewichen. Sobald PGL Polska Grupa Lotnicza den deutschen Ferienflieger übernehmen darf (was für April erwartet wird), wird der Plan zur Ablösung der 16 inzwischen rund 24-jährigen Boeing 767 wieder aus dem Eisschrank geholt.
Ausbau in Deutschland, Polen und Ungarn
Die polnische Muttergesellschaft von Lot sprach bei der ersten Vorstellung ihrer Pläne von der Anschaffung von 20 Jets für ihre künftige deutsche Tochter. Immerhin will sie mit Condor nicht nur in Deutschland wachsen. Auch ein Start in Ungarn und Polen ist vorgesehen.
Doch was kommt dabei überhaupt infrage? Drei Modelle stehen bei Condor aufgrund von Größe, Reichweite und Einsatzspektrum seit jeher zur Auswahl: Der Ferienflieger wird sich für Airbus A330, A330 Neo oder Boeing 787 Dreamliner entscheiden, wie Finanzchef Christoph Debus aeroTELEGRAPH bereits 2017 bestätigte.
Welches Modell hat welche Chancen?
Airbus A330: Der Airbus A330 hatte beste Chancen zum Nachfolger der Boeing 767 bei Condor zu werden, als die deutsche Fluggesellschaft noch zur Thomas Cook Group gehörte. Denn die Gruppe betrieb das Modell schon bei anderen Töchtern. Eine Einheitsflotte hätte Kosten gespart und die Flexibilität erhöht. Auch wenn dieser Vorteil jetzt weggefallen ist, ist der A330 nicht chancenlos. Condor hat die Mehrheit ihrer Langstreckenflieger bisher geleast. Tut die Fluglinie das weiterhin, ist der Langstreckenklassiker von Airbus eine attraktive Alternative. Die Leasingraten für acht bis zehn Jahre alte A330 betragen rund ein Drittel dessen, was man für neue Dreamliner zahlen muss. Chancen des Airbus A330: Gut.
A330 Neo: Airbus positioniert den A330 Neo als günstige Alternative zu neu entwickelten Jets für Billigairlines und Ferienflieger. Eine Anschaffung von 20 Exemplaren würde allerdings eine große Investition von mehr als 3 Milliarden Dollar bedeuten. Das ist eine ganz schön hohe Summe für eine Airline, die sich in der Heimat neuer Konkurrenz durch Tuifly und Lufthansa gegenübersieht, eben erst einen Kredit zurückzahlen musste, eine neue Lösung für ihre Zubringer suchen muss und daneben in neue Märkte expandieren will. PGL müsste den Kauf finanzieren, würde aber wenig davon profitieren. Und auf dem Leasingmarkt ist die modernisierte Version des Airbus-Klassikers noch kaum verfügbar. Chancen des Airbus A330 Neo: Gering.
Boeing 787: Der Dreamliner ist inzwischen am Markt bestens eingeführt und hat sich bewährt. Und er ist das Langstreckenflugzeug der neuen Schwester Lot. Eine Anschaffung von Boeing 787 würde daher für Condor aus Synergieüberlegungen Sinn machen. PGL könnte die Piloten der deutschen und polnischen Tochter gemeinsam schulen, genauso könnte man sie zwischen den Töchtern versetzen, sollte mal Bedarf bestehen. Auch Flugzeuge könnten unter den Airlines einfach ausgetauscht werden. Wenn die Polen bereit sind, den Kauf für Condor zu finanzieren, hat der Dreamliner gute Chancen. PGL-Chef Rafal Milczarski hat das zumindest auch schon einmal angedeutet. Im Leasing ist er dagegen wohl zu teuer. Chancen der Boeing 787: Mittel.