Ende der Suche
Die Theorien über das Ende von MH370
Die zweite Suchaktion geht zu Ende und das Wrack von Flug MH370 bleibt weiterhin verschollen. Es gibt viele Theorien über den Absturz - eine Übersicht.
Am Dienstag (29. Mai) ist endgültig Schluss. Das Privatunternehmen Ocean Infinity stellt laut der malaysischen Regierung dann die Suche nach dem Wrack des verschwundenen Fluges MH370 ein. Seit Januar 2018 lief die Aktion, nachdem die offizielle Suche bereits Anfang 2017 erfolglos zu Ende gegangen war.
Die Boeing 777-200 von Malaysia Airlines war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord in Kuala Lumpur gestartet, kam aber nie an ihrem Ziel Peking an. Zwar wurden Überreste des Flugzeuges etwa in Moçambique und an der Küste von Réunion angeschwemmt. Doch das Wrack selber konnte bis heute nicht gefunden werden. Auch der aktuellste Bericht von Ocean Infinity vom 15. Mai 2018 enthält keine Erfolgsmeldung.
Keine Gewissheit, viele Theorien
In Ermangelung der Black Box kursieren verschiedene Theorien über den Grund des Verschwindens der Maschine über dem Indischen Ozean. Schon 2014 wurde unter anderem spekuliert, dass es sich um einen geplanten Terrorakt gehandelt habe, dass Flug MH370 an einem geheimen Ort gelandet sei, dass ein Raubüberfall hinter dem Verschwinden stecke und dass Außerirdische die Boeing entführt hätten.
Der Chef der pleite gegangenen französischen Regionalairline Proteus Airlines, Marc Dugain, äußerte die Theorie, die USA hätten den Passagierjet abgeschossen, da der sich dem US-Stützpunkt auf der Insel Diego Garcia genähert habe. Die Amerikaner hätten eine Terrorattacke mit dem Flugzeug gefürchtet.
War es erweiterter Selbstmord …
Die heute wohl populärste Theorie über das Ende von MH370 ist die eines erweiterten Selbstmordes von Flugkapitän Zaharie Ahmad S. Dazu könnte passen, dass er auf einem Flugsimulator ähnliche Routen geübt hatte wie die, die man als finalen Flug von MH370 vermutet. «Sechs Wochen vor dem Zwischenfall hatte der Kapitän seinen Simulator genutzt, um eine Route zu fliegen, die der Route von MH370 ähnlich war», hieß es im Abschlussbericht des Australian Transport Safety Bureau ATSB von 2017. Sie habe entlang der Straße von Malacca und dann links in Richtung des südlichen Indischen Ozeans geführt.
Prominenter Verfechter der Selbstmord-Theorie ist der kanadische freiberufliche Flugunfallermittler Larry Vance, Autor des Buches «MH370: Mystery Solved». Er glaubt, dass Zaharie Ahmad S. mit der Maschine für immer von der Welt verschwinden wollte und das Flugzeug daher stundenlang ins Nirgendwo flog. Der Kapitän habe die Boeing fast wie bei einer Landung Richtung Wasser gesteuert, um sie so als Ganzes zu versenken, so Vance. Der Autor argumentiert, dafür würden die gefundenen Trümmerteile sprechen, von denen die meisten von den Flügeln stammten, nicht aus dem Inneren des Fliegers, und die in einem verhältnismäßig guten Zustand seien und nicht völlig zerstört.
… oder ein Unglück mit Autopilot?
«Diese Maschine kann unmöglich mit Hochgeschwindigkeit ins Wasser gestürzt sein», zitieren Medien Vance. Denn das ist die andere populäre Theorie, die der offiziellen Ermittler in Australien. Dass die Boeing nach einem Zwischenfall an Bord, wie etwa einem Feuer, über Stunden führerlos im Autopilotenmodus flog, bis der Treibstoff ausging, und dann steil ins Meer stürzte.
Der kanadische Experte Vance vermutet, dass der Kapitän die Passagiere und Crewmitglieder durch einen Druckabfall in der Kabine bewusst ausschaltete, während er selbst eine länger anhaltende Notsauerstoffversorgung für den Piloten nutzte. Peter Foley von der australischen ATSB hält es ebenfalls für möglich, dass die Insassen an Bord nach einem Druckabfall an Bord erstickten – allerdings auch der Pilot. Denn dieser wäre selbst mit seiner Sauerstoffversorgung bald bewusstlos geworden, so der Australier.
Keine Gewissheit ohne Black Box
Foley argumentiert, die Untersuchung einer gefundenen Landeklappe habe ergeben, dass die Klappen beim Absturz nicht ausgefahren gewesen seien, wie Vance es vermutet. Das Flugzeug sei unkontrolliert ins Meer gestürzt, nicht durch den Piloten gesteuert, so Foley.
Welche Argumente sind schlüssiger? Und hat derjenige mit den schlüssigeren Argumenten auch wirklich recht? Ohne den Flugschreiber wird es wohl für immer ein Geheimnis bleiben, was an Bord von MH370 wirklich geschah. Und die Chance, ihn noch zu finden, werden mit dem Ende der aktuellen Suchaktion noch geringer, als sie eh schon sind. Zudem ist noch nicht einmal ganz sicher, ob die Black Box nach etlichen Jahren im tiefen Ozean noch verwertbar wäre – hier fehlen schlicht und einfach die Erfahrungswerte.