Letzte Aktualisierung: um 17:12 Uhr

Verdi-Forderungen

Die Sorgen und Klagen von Lufthansas Bodenpersonal

Die Gewerkschaft Verdi stellt fürs Bodenpersonal die höchsten Forderungen im Lufthansa-Konzern. Mitarbeitende erzählen, warum das in ihren Augen dringend nötig ist.

«Wir haben eine deutlich bessere Entlohnung verdient», sagt Claudia Salvoch. «Wir arbeiten hart, zu unmöglichen Stunden und unter enormem Zeitdruck.» Außerdem hoffe sie, dass ihr Arbeitgeber durch eine bessere Vergütung auch am Arbeitsmarkt wieder attraktiver werde, um neues Personal anwerben und den Personalmangel bekämpfen zu können.

Salvoch arbeitet seit 35 Jahren für Lufthansa. Begonnen hat sie am Check-in, heute ist sie am Flughafen Frankfurt als Passenger Service Managerin zuständig für ein Team, das an den Gates arbeitet, aber auch in den Lounges. «Belastungssituationen ließen sich früher leichter wegstecken», sagt sie. «Wir waren mehr Kolleg:innen. Man war nicht alleine am Gate. Es gab Zeit, kurz durchzuatmen, sich gegenseitig aufzubauen, sich auszutauschen.»

«Die höchsten Forderungen im Lufthansa-Konzern»

Salvoch ist eine von fünf Angestellten des Lufthansa-Bodenpersonals, die am Montag (11. Dezember) in Frankfurt bei einer Verdi-Veranstaltung aus ihrem Arbeitsalltag erzählten. Der Anlass: Die Gewerkschaft stellte einen Forderungskatalog vor, mit dem sie ab dem 18. Januar für Lufthansas Bodenpersonal in die Konzerntarifverhandlungen gehen wird.

Zu den Forderungen gehören eine Erhöhung der Vergütung um 12,5 Prozent, mindestens 500 Euro monatlich, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro pro Monat sowie 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie. «Es sind die höchsten Forderungen einer Gewerkschaft im Lufthansa-Konzern», so Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Denn beim Bodenpersonal habe Lufthansa in den vergangenen Jahren am meisten gespart. «Die Tarifabschlüsse sahen bei Weitem nicht so aus, wie bei den Flugbegleitern und Piloten.»

Angespuckt, mit Handgepäck beworfen, geschubst»

Claudia Salvoch sagt, sie liebe ihren Job. Aber die Arbeit sei hart und «der Ton wird rauer». So sei es in besonderen Situationen mit vielen Flugausfällen auch spätabends und mit vielen Überstunden nicht immer möglich, alle Reisende direkt umzubuchen oder in einem Hotel unterzubringen. «Dann werden wir vom Werkschutz oder der Polizei von den Schaltern begleitet, damit wir möglichst unversehrt unseren Arbeitsplatz verlassen können. Denn wir werden angespuckt, mit Handgepäck beworfen, geschubst, beschimpft.»

Bei der Verdi-Veranstaltung spricht auch der Flugzeugtechniker Pierre Bartholomäus von Lufthansa Technik am BER. Ihm ist besonders wichtig, dass die Gewerkschaft sich dafür einsetzt, dass in den neuen Bundesländern nicht mehr zweieinhalb Stunden für den gleichen Lohn gearbeitet werden muss wie in den alten. Riccardo Fröhlich ist Enteiser und Schlepperfahrer bei der Lufthansa-Tochter EFM in München und setzt sich dafür ein, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen in den Konzerntarifvertrag aufgenommen werden. Und der Frankfurter Crew-Busfahrer Udo Stoye sorgt sich darum, wie er Miete und Lebenshaltungskosten zahlen sollen. Alle erzählen von Personalengpässen.

«Situation, in der wir Flugzeuge nicht bearbeiten können»

In Zahlen fasst das Christine Springl, Flugzeugmechanikerin von Lufthansa Airlines. «Nächstes Jahr werden uns 100 bis 140 Flugzeugtechniker fehlen in München», erzählt sie. Derzeit habe man 700 in der bayerischen Metropole. «Und wir sind jetzt schon in einer Situation, in der wir Flugzeuge nicht bearbeiten können, weil uns Personal fehlt.»

Zwar suche Lufthansa Personal. «Aber alle anderen Airlines haben den Schuss früher gehört und ihre Verträge deutlich verbessert», so Springl. Daher würden technisches Personal eher von Lufthansa zur Konkurrenz wechseln als umkehrt. «Es gibt zwar Quereinsteiger-Programme, aber die werden nicht sehr voll, weil die Einstiegsgehälter relativ gering sind.» Hinzu kommen im Gegensatz zu anderen Jobs am Boden, dass es in der Technik jahrelange Erfahrung brauche, um verantwortungsvolle Arbeiten durchführen und freigeben zu dürfen.