Flotte, Netzwerk, Organisation
Die neue Alitalia nimmt Gestalt an
Durch Verstaatlichung und Corona-Krise stehen bei Alitalia große Änderungen ins Haus. Jetzt sind Details zur Flotte bekannt. Auch am Netzwerk könnte sich einiges ändern.
Embraer von Alitalia Cityliner: Ein Sonderverwalter plant die Zukunft.
Embraer von Alitalia Cityliner: Ein Sonderverwalter plant die Zukunft.
Nach rund dreijähriger Insolvenz von Alitalia gab die italienische Regierung im März 2020 die Hoffnung auf, dass sich in absehbarer Zeit ein passender Käufer für die Fluggesellschaft findet. Daher wird die Airline, mit der auch der Papst fliegt, verstaatlicht. Langsam zeichnet sich auch ab, wie die neue Alitalia nach der Corona-Krise aussehen könnte.
Sonderverwalter Giuseppe Leogrande erklärte Ende April, dass es zwei neue Gesellschaften geben wird, wahrscheinlich schon ab dem 1. Juni: Die eine mietet Personal und Flugzeuge von Alitalia, die andere von der Regionaltochter Cityliner. Die Namen dieser neuen Firmen sind noch nicht bekannt. Zusammen sollen die beiden Gesellschaften 92 Flugzeuge mieten. Das ist deutlich mehr als die 25 bis 30 Flieger, von denen noch im März die Rede war.
Zuerst nur 24 Jets in der Luft?
Aufteilen wird sich diese Flotte in 20 Langstreckenflieger (Boeing 777 und Airbus A330), 60 Kurz- und Mittelstreckenjets (Airbus A319 und A320) und zwölf Embraer-Regionaljets. Zuletzt zählten Alitalia und Cityliner zusammen 113 Flugzeuge. Die überzähligen Maschinen sollen an die Leasingsfirmen zurückgehen oder verkauft werden. Es handelt sich um sieben Airbus A321, sechs A330/Boeing 777 und acht Embraer E175 und E190.
Aufgrund der Corona-Krise werden aber nicht direkt alle 92 Jets zum Einsatz kommen. Für die ersten Monate liegen die Schätzungen laut Informationen der Zeitung Corriere della Sera bei 24 bis 50 Fliegern. Im schlimmsten Fall würden also zunächst 68 Flugzeuge samt Crews am Boden bleiben.
Reduzierung der Langstrecken geplant
Beim Netzwerk wird sich die neue Alitalia mehr auf touristische Flüge zwischen Italien und anderen europäischen Zielen fokussieren, etwa griechischen und spanischen Inseln. Dabei soll sie besonders Routen bedienen, auf denen noch keine Billigflieger unterwegs sind.
Interkontinental hat Alitalia bereits ihre längste Route nach Santiago de Chile gestrichen. Ab Rom haben die Ziele New York, Boston, Los Angeles, Buenos Aires, Sao Paulo und Tokio laut der Zeitung gute Chancen, nach der Corona-Krise im Flugplan zu bleiben. San Francisco und Delhi laufen Gefahr, gestrichen zu werden. Von Mailand aus scheint sich New York im Netzwerk zu halten, während Tokio wackelt.
Weiterhin Investoren im Gespräch
Der Sonderverwalter hat sich zum Netzwerk und zu vielen weiteren Details noch nicht offiziell geäußert. Es macht den Anschein, als würde er sich so viel Flexibilität wie möglich bewahren wollen, da die Corona-Krise Prognosen so gut wie unmöglich macht.
Spannend ist das im Hinblick auf Investoren. Denn eigentlich steht Alitalia durch die Verstaatlichung ja nicht mehr zum Verkauf. Dennoch nannte Leogrande drei Interessenten: die amerikanische Firma US Aerospace, die der mysteriösen Wow-Air-Investorin Michele Roosevelt Edwards gehört, ein Konsortium um das italienische Technologieunternehmen Almaviva und die Synergy Group des Ex-Avianca-Präsidenten Germán Efromovich. Mit Efromovich, der früher schon an Alitalia interessiert war, habe es sogar ein Treffen gegeben, so Leogrande. Der Luftfahrtunternehmer sei allerdings etwas vage gewesen.