Meilenkönig
Die besten Wege zum Vielfliegerstatus im neuen Miles and More
Mit dem neuen Statussystem hat sich bei Miles & More alles verändert. Leider nicht immer zum Besseren. Jetzt sind Flugpreisoptimierer gefragt.
Karten von Miles & More. Einfacher aber doch auch schwieriger.
Karten von Miles & More. Einfacher aber doch auch schwieriger.
Seit Anfang Jahr sind sie in Kraft: Nachdem sie bereits in 2021 eingeführt werden sollten und dann wegen der Pandemie verschoben wurden, hat Miles & More zum 1. Januar die neuen Regeln nun definitiv eingeführt. Die Vergabe der Prämienmeilen hat sich dabei nicht verändert.
Ziel war es, das System des Vielflliegerprogramms der Lufthansa Group massiv zu vereinfachen. Bisher gab es ein Statusmeilensystem und diese wurden basierend auf Flugdistanz und Wertigkeit des Tickets (ausgedrückt durch die Buchungsklasse) berechnet. Im neuen System gibt es nur noch Punkte, sogenannte Points, die nur von zwei Faktoren beeinflusst werden: Fliegt man kontinental oder interkontinental, fliegt man Economy, Premium Economy, Business oder First Class.
Nur noch acht mögliche Gutschriften
Während es im alten System unglaublich viele unterschiedliche Statusmeilenwerte selbst für dieselbe Flugstrecke gab, gibt es jetzt nur noch acht Werte:
Für Kontinentalflüge gilt pro Flugsegment:
- Economy Class 20 Points
- Premium Economy Class 20 Points
- Business Class 40 Points
- First Class 40 Points
Für Interkontinentalflüge gilt pro Flugsegment:
- Economy Class 60 Points
- Premium Economy Class 80 Points
- Business Class 200 Points
- First Class 300 Points
Beispiel: Ein Flug in Economy Class von Hamburg über Frankfurt nach New York und zurück bringt 20 + 60 + 60 + 20 = 160 Punkte. In Business Class wären es 40 + 200 + 200 + 40 = 480 Punkte.
Flüge mit Lufthansa Group werden forciert
Dabei werden drei Arten von Punkten unterschieden:
- Points – diese werden auf allen Star Alliance Flügen gesammelt
- Qualifying Points – sammelt man nur auf Flügen mit der Lufthansa Group (Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Discover Airlines, Air Dolomiti, Edelweiss (wenn bei Swiss unter LX Flugnummer gebucht) beziehungsweise auf Flügen mit den mitherausgebenden Miles & More Airline Partnern (Croatia Airlines, Lot und Luxair)
- HON Circle Points – Hier gelten dieselben Regeln wie für Qualifiying Points, nur dass sie ausschließlich für Flüge in der Business und First Class vergeben werden
Für die Statusvergabe ist diese Unterscheidung maßgeblich. So benötigt man innerhalb eines Kalenderjahres für den:
- Frequent Traveller – 650 Punkte, davon mindestens die Hälfte Qualifiying Points
- Senator – 2.000 Punkte, davon mindestens die Hälfte Qualifying Points
- HON Circle – 6.000 HON Circle Points
Einfacher aber für viele Kunden schlechter
Das neue System ist zum einen deutlich einfacher geworden und zum anderen verlangt es, dass man mindestens die Hälfte der Flüge mit der Lufthansa Group beziehungsweise den mitherausgebenden Miles & More-Partnern absolviert. So weit, so gut. Doch der Haken ist: Während der Status im alten System mindestens zwei Jahre gültig war, ist es jetzt nur noch ein Jahr. Eine massive Verschlechterung.
Zudem forciert das neue System primär günstig und viel zu fliegen, was in keinster Weise dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Es benachteiligt die besten Kunden, nämlich solche, die die teuersten Tickets in Business und First Class kaufen. Es entwertet die Premium Economy Class aus Statussicht komplett und es benachteiligt alle mit weiteren Flugstrecken, da die Gutschrift für einen Flug nach Singapur jetzt dieselbe ist wie bei einem Flug nach Dubai.
Beste Routings zum Statuserwerb
Die Frage ist jetzt: Wie kann ich beurteilen, ob sich ein Routing zum Statuserwerb wirklich eignet? Hierzu hat die Vielflieger-Beratungsfirma First Class & More eine Rating-Skala entwickelt, welche die Kosten pro eingeflogenem Punkt betrachtet. Dabei gilt:
- Unter 2 Euro je Statuspunkt: Herausragend
- 2 bis 3 Euro je Statuspunkt: Sehr gut
- 3 bis 4 Euro je Statuspunkt: Gut
- 4 bis 5 Euro je Statuspunkt: Akzeptabel
- Über 5 Euro je Statuspunkt: Als Statusrouting nicht relevant
Das heißt, wer sich in diesem Schema bewegt, sollte für einen Senator Status nie mehr als 10.000 Euro bezahlen (2.000 mal 5 Euro). Doch natürlich sind optimiert auch Kosten von deutlich unter 4.000 Euro möglich. Generell sind die Hebel für mehr Punkte: Routings mit mehr Segmenten (also Umsteigen) und/oder interkontinentale Routings, da diese deutlich mehr Punkte als kontinentale Routings bringen. Die folgende Tabelle zeigt, was die maximalen Flugkosten sein dürften, um die oben genannten Kriterien von maximal 5 Euro je Statuspunkt zu erfüllen.
Punktegutschriften und akzeptable Kosten zum Statuserwerb
Quelle: First Class & More
Die Tabelle zeigt, dass die akzeptablen Preise für interkontinentale Routings in der Business und First Class relativ niedrig liegen. So findet man zum Beispiel in der First Class ab Deutschland oder der Schweiz eigentlich nie Flüge auf diesem Preisniveau. Hierfür muss man im Rahmen spezieller Deals im Ausland abfliegen. Und das zeigt die generelle Problematik des neuen Systems: Ja es ist alles einfacher geworden., aber man muss jetzt sehr viel am Preis optimieren, um akzeptable Statuskosten zu erreichen, denn wir dürfen eines nicht vergessen: Der Status gilt im neuen System nur noch ein statt zwei Jahre.
Was sich am meisten lohnt
Am vielversprechendsten sind Aktionen für Inlandsroutings oder Europaflüge in Business Class mit ein Mal Umsteigen, denn diese bringen 160 Punkte und sind in Aktionen oft ab 300 Euro buchbar. Das kann schon ein Flug wie Stuttgart – Frankfurt – Berlin sein oder ein Flug nach Mallorca mit Umstieg.
Auch kurze Interkontinentalroutings lohnen sich. Da Nordafrika im neuen System zu Europa zählt, wären die nächstgelegenen interkontinentalen Ziele Jordanien, Israel und Libanon sowie Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Kuwait, Bahrain und Saudi-Arabien. Jetzt sind Israel und der Libanon aktuell nicht zu empfehlen.
Fazit: Das neue Miles & More-Statussystem ist sicherlich einfacher geworden. Doch ein Status gilt nur noch ein statt zwei Jahre. Zudem belohnt es viel und günstig fliegen, was nicht dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Beim Statuserwerb sollte man darauf achten, dass die Kosten je Statuspunkt nicht fünf Euro übersteigen und idealerweise deutlich darunter liegen. Die Jagd nach den besten Flugdeals ist damit eröffnet.
Alexander Koenig ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Der ehemalige McKinsey Berater ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit fast 20 Jahren hilft er seinen Kunden, Business und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.