Letzte Aktualisierung: um 21:23 Uhr

Erste Auslieferung an China Eastern

Die Ära der Comac C919 in China ist eingeläutet

Konkurrenz für Airbus A320 und Boeing 737 in China: Comac hat das erste Exemplar der C919 ausgeliefert. China Eastern bestuhlt die Maschine mit 164 Plätzen.

Sie hat jahrelang Verspätung und etliche Termine verpasst. Doch diesen Termin hielt die Comac C919 ein: Ende Oktober wurde bekannt, dass China Eastern Airlines Mitte Dezember das erste Exemplar des vollständig in China entwickelten Flugzeuges erhalten soll.

Und das ist nun tatsächlich geschehen. Am Freitag (9. Dezember) erhielt die Fluglinie den Kurz- und Mittelstreckenflieger mit dem Kennzeichen B-919A. Der Auslieferungsflug MU919 ging vom Flughafen Shanghai Pudong zum nahen Airport Shanghai Hongqiao.

Mehr als 1100 Exemplare bestellt

Comac gibt die Reichweite der C919 mit 4075 bis 5555 Kilometern an. Sie kann mit 158 bis 192 Sitzplätzen ausgestattet werden. China Eastern entschied sich für 164 Plätze – acht in der Business Class und 156 in der Economy Class. Unter den Fenstern der ersten Sitzreihen steht auf dem Rumpf der B-919A in englischer Sprache: «The world’s first C919», also «Die erste C919 der Welt».

Ursprünglich hatte Comac einmal geplant, die erste C919 schon 2016 an einen Kunden zu übergeben. Doch es gab immer wieder Verzögerungen und erst im September 2022 erhielt das Modell schließlich die Musterzulassung in China. Insgesamt liegen laut dem Konzern mittlerweile Bestellungen für 1115 Exemplare vor – alle von Kunden aus China.

Ablösung für A320 und Boeing 737

Die C919 soll in China Airbus A320 Neo und Boeing 737 Max Konkurrenz machen. Mehr als 1100 Jets der Airbus-A320-Familie sowie 1200 Boeing 737 NG sind in dem Land im Einsatz – und müssen irgendwann ersetzt werden. Ein großer Vorteil der C919 ist der Preis von rund 95 Millionen Euro. Das sind fast 20 Prozent weniger als ein Airbus A320 Neo kostet.

Comac hofft auch auf Achtungserfolge im Ausland, etwa in Nigeria. Die Frage nach einem möglichen internationalen Erfolg im großen Stil hängt von vielen Faktoren ab. So sagte John Plueger, Chef des Leasingriesens ALC etwa 2019 im Gespräch mit aeroTELEGRAPH, Comac-Flieger wären potenzielle Kandidaten», wenn man eines Tages eine ausreichende Anzahl von Airlines mit einem starken Interesse auf der ganzen Welt sehe.

Weltweiter Support gefragt

«Aber ich denke, dass wir noch weit davon entfernt sind», so Plueger damals. «Es geht mir dabei nicht so sehr um die brandneuen Flugzeuge, sondern um das Folge-Leasing als gebrauchte Flugzeuge mit dem zweiten und dritten Betreiber», erklärte der Chef der amerikanischen Leasingfirma. «Dafür muss man eine sehr starke Kundenbasis haben.» Zudem stelle sich die Frage, ob der Hersteller in der Lage sei, den Support für die Flugzeuge überall dort auf der Welt zu gewährleisten, wo diese eingesetzt würden, sagte Plueger.

Besonders wichtig sein dürfte Comac das Interesse internationaler Leasingfirmen zunächst allerdings gar nicht. Die aktuellsten Bestellungen über insgesamt 300 Comac C919 kamen von sieben chinesischen Leasingunternehmen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie die erste ausgelieferte Comac C919.