Sicherheitsbedenken
Deutschland belegt Frachtflüge aus Bangladesch mit Auflagen
Als drittes Land hat Deutschland Einschränkungen für Frachtflüge aus dem südasiatischen Land verhängt. Hintergrund sind die laschen Sicherheitskontrollen am Flughafen von Dhaka.
MD-11 von Lufthansa Cargo landet in Dhaka: Mangelhafte Abfertigung.
MD-11 von Lufthansa Cargo landet in Dhaka: Mangelhafte Abfertigung.
Nach Australien und dem Vereinigten Königreich hat auch das deutsche Luftfahrt-Bundesamt LBA Beschränkungen für Frachtflüge aus Bangladesch erlassen. Lieferungen per Flugzeug aus dem Land werden nun als «Fracht und Post mit hohem Risiko» eingestuft und behandelt.
Direkte Frachtflüge zwischen den beiden Ländern sollen entgegen einigen Medienberichten weiter möglich sein, bedürfen jedoch zusätzlicher Kontrollen im Flughafen der Hauptstadt Dhaka. Der Entscheid der deutschen Behörden ist ein weiterer Rückschlag für die bangladeschische Regierung. Erst im letzten Dezember hatte Australien direkte Frachtflüge verboten und im März folgten die Briten.
Britische Firma engagiert
Die seither eingeleiteten Verbesserungen haben offenbar noch nicht genügend gegriffen. Bangladesch hat zwar für den internationalen Flughafen Shahjalal in Dhaka die britische Sicherheitsfirma Redline Assured Security engagiert und Sicherheitsverbesserungen für über 11 Millionen Dollar genehmigt. Dazu gehört etwa der Kauf von verschiedenen Sprengstofferkennungssystemen und neuen Röntgengeräten. Dennoch sind die Sperren auch Monate später noch in Kraft.
Eine britische Inspektion hatte Ende 2015 gravierende Sicherheitsmängel am größten Flughafen des Landes dokumentiert. Gepäck und Passagiere wurden gar nicht oder nur sehr oberflächlich kontrolliert, Formulare wurden falsch ausgefüllt, Waren lagen nach der Kontrolle unbeaufsichtigt herum und die Sicherheitsleute an den Röntgengeräten arbeiteten nachlässig. Einer verließ sogar während der Schicht seinen Posten um zu rauchen.
Sicherheitsnormen missachtet
Insgesamt seien bei der Abfertigung nur etwa 25 Prozent der internationalen Sicherheitsnormen eingehalten worden, zitierte die Zeitung The Daily Star aus dem britischen Bericht. Im Frachtbereich wurden die Sicherheitsmaßnahmen gar «in 80 Prozent der Beobachtungen nicht eingehalten», heißt es weiter.
Gerade in einem Land, das seit Jahren mit islamistischen Gewaltakten zu kämpfen hat, sind dies keine idealen Voraussetzungen um das Vertrauen von Kunden und Passagieren herzustellen. Im März warnte ein britischer Diplomat in Dhaka sogar, dass auch die Passagierflüge nach London bald gestrichen werden könnten, wenn sich die Situation nicht bessert.
Hauptsächlich per Schiff
Lufthansa Cargo ist die einzige Fluggesellschaft, die direkt von Dhaka nach Deutschland fliegt. Während bangladeschische Medien bereits über wirtschaftliche Einbussen durch die neuen Bestimmungen spekulieren, versuchte der deutsche Botschafter die Wogen zu glätten. Er glaube nicht, dass die Textilindustrie unter den Einschränkungen leiden werde, weil der überwiegende Teil der Exporte per Schiff erfolge, sagte Thomas Prinz der einheimischen Presse. «Dennoch ist es ein Problem, das wir sehr schnell lösen müssen», so Prinz. Ein Expertenteam von Lufthansa Cargo sei bereits in der Stadt.
Die einheimische Textilindustrie drängt ebenfalls auf eine schnelle Lösung. Deutschland ist einer der größten Importeure von Kleidern aus Bangladesch. Um Fristen einzuhalten sei es oft nötig Textilien per Luftfracht zu verschicken, erklärte ein Industrievertreter der bangladeschischen Zeitung The Independent.
Textilindustrie zentral für das Land
Laut der Datenbank der Seabury Group sollten 2016 rund 13’000 Tonnen Textilien mit dem Flugzeug aus Bangladesch exportiert werden. Bis 2019 hätte diese Zahl auf über 15’000 Tonnen steigen sollen.