Marabu
Der unrühmliche Namensvetter der neuen Condor-Schwester
Der Marabu gilt als hässlichster Vogel der Welt. Das sollte zwar kein Grund sein, ihn als Inspiration für einen Airline-Namen auszuschließen. Doch auch seine Eigenschaften sind kein Kompliment für eine Fluglinie.
Marabu: Wegen seiner Gestalt auch Bestatter genannt.
Marabu: Wegen seiner Gestalt auch Bestatter genannt.
Als Gott die Kreaturen Afrikas erschuf, so eine uralte Legende, gingen ihm die Tierteile aus. Nur noch die übrig gebliebenen Reste hatte er noch für ein letztes Wesen. Mit denen schuf er den Marabu – der deshalb als eines der hässlichsten Tiere Afrikas gilt.
Ob die Marketingabteilung von Attestor von dieser Geschichte wusste, als sie den Namen für die kleine Schwester von Condor aussuchte? Marabu heißt die neue Airline, die ab dem kommenden Sommer ab Hamburg und München Ferienziele anfliegen soll. Sechs Airbus A320 Neo werden für die Fluggesellschaft abheben. Betrieben werden sie von der estnischen Nordica. Doch schon bald sollen auch eigene Flugzeuge hinzukommen, heißt es.
«Keine guten Kurzstreckenflieger»
Hässlichkeit liegt aber bekanntlich im Auge des Betrachters. Es wäre oberflächlich, den Marabu als Inspiration abzuschreiben. Außerdem ist er mit drei Metern Spannweite immerhin ein eindrücklicher Vogel. Was also spricht gegen ihn als Namensgeber?
Vielleicht die Eigenschaften, die der Krüger Nationalpark auf seiner Webseite über den Marabu hervorhebt – und die besser nicht zur Metapher für den Flugbetrieb werden sollten. «Sie sind besonders faule Vögel und verbringen die meiste Zeit bewegungslos». Und weiter: «Sie sind keine guten Kurzstreckenflieger.»
Kleine Ehrenrettung
Vielleicht auch wegen des Spitznamens, den der Vogel trägt. «Bestatter» nennt man ihn auch. «Das Flugbild der Marabus erinnert an das von Geiern, da er mit weit ausgebreiteten Schwingen schwebend nach Kadavern Ausschau hält und dabei wie die Geier den Hals einzieht», heißt es auf Wikipedia. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit sei er als Abfall- und Unratbeseitiger in menschlichen Siedlungen allerdings gern gesehen.
Letzteres trägt zur Rettung der Ehre des Marabus bei. Denn der Vogel gilt genau deswegen auch als Beschützer. Durch das Einsammeln von Abfall verhindert er zum Beispiel die Ausbreitung von Viren und gefährlichen Mikroorganismen. Und das ist gerade in der heutigen Zeit ja ein erstrebenswertes Talent.