Jet von Emtrasur Cargo
Das Rätsel um die venezolanische Boeing 747 in Argentinien
Merkwürdige Route, abgestellter Transponder und nicht angemeldete Passagiere: Die argentinischen Behörden filzten eine venezolanische Boeing 747. Dies auch wegen vermuteter Verbindungen zum Iran.
Die Boeing 747 von Emtrasur Cargo: Wer ist der wahre Eigentümer?
Die Boeing 747 von Emtrasur Cargo: Wer ist der wahre Eigentümer?
Es sind beides Pariastaaten: Der Iran und Venezuela sind weitgehend von der internationalen Gemeinschaft isoliert und unterstehen strikten Sanktionen. Und in diesem gemeinsamen Schicksal arbeiten sie seit vielen Jahren eng zusammen. Am Samstag (11. Juni) unterzeichneten die Regierungen des Iran und Venezuelas ein 20 Jahre laufendes strategisches Kooperationsabkommen über die Bereiche Öl, Petrochemie, Tourismus, Lebensmittel und Technologie.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi und sein venezolanischer Amtskollege Nicolas Maduro sprachen von einer «unzerstörbaren Freundschaft». Die Kooperation der beiden Länder erstreckt sich seit Längerem auch auf die Luftfahrt. So fliegt zum Beispiel Venezuelas Nationalairline Conviasa mit ihrem Airbus A340-300 auch nach Teheran. Und zur Verstärkung ihrer Flotte besorgte sie sich wiederholt Flieger im Iran.
Immer wieder Transponder ausgeschaltet
Das war auch bei der Boeing 747-300 M so, die sich Conviasas neue Frachttochter Emtrasur Cargo vergangenes Jahr besorgte. Der Jumbo-Jet mit Baujahr 1986 ist heute mit dem Kennzeichen YV3531 unterwegs. Zuvor war er während 14 Jahre für die iranische Mahan Air als EP-MND geflogen.
Der Fracht-Jumbo war in den vergangenen Wochen viel unterwegs. So war er wiederholt in Belgrad, Mexico-City, Moskau und Teheran. Auffällig: Immer wieder war bei diesen Flügen der Transponder zumindest zwischenzeitlich ausgeschaltet, der die Boeing 747 von Emtrasur Cargo verfolgbar macht.
Zuerst nichts an Bord der Boeing 747 gefunden
Vergangenen Montag (6. Juni) landete die Boeing 747 aus Mexiko kommend nach einem Zwischenstopp in Cordoba in Buenos Aires. Die argentinische Hauptstadt wollte sie noch am gleichen Tag wieder Richtung Caracas verlassen. Doch Uruguay verweigerte der Boeing 747 mit dem Kennzeichen YV3531 den Überflug. Und so kehrte sie zurück zum Aeropuerto Internacional Ministro Pistarini in Buenos Aires.
Und dort untersuchten die argentinischen Behörden die Boeing 747 von Emtrasur Cargo genauer. Sie inspizierten die Fracht und schauten, ob es sich wirklich um Autoteile handelt, wie auf dem Frachtbrief angegeben. Dabei fanden die Beamten der Flughafenschutzpolizei PSA, des Zolls, die Migrationsbehörde und der argentinische Bundespolizei nichts Ungewöhnliches. Dennoch hatte sie die merkwürdige Streckenführung und das teilweise Ausschalten des Transponders über in Argentinien stutzig gemacht.
Iraner nicht auf Passagierliste
Die Beamten suchten weiter und wurden bei der Besatzung fündig. Neben 14 Venezolanern befanden sich auch fünf Iraner an Bord der Boeing 747. 19 Personen sind für eine Frachtmaschine extrem viel, im Normalfall ist die Besatzung nur ein Viertel so groß. Kommt hinzu, dass die Iraner nicht auf der Passagierliste vermerkt waren.
Zudem haben die fünf Iraner offenbar gemäß dem argentinischen Geheimdienst Verbindungen zu den Quds-Brigaden, einer der militärischen Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Dies berichtet die Zeitung La Nacion. Ihre Pässe wurden deshalb vorerst einbehalten. Dies bestätigte der argentinische Sicherheitsminister Anibal Fernandez.
Eigentlich Mahan Air der Betreiber?
Offenbar besteht allgemein auch der Verdacht, dass die Boeing 747 von Emtrasur Cargo weiterhin eigentlich Mahan Air gehört. Die iranische Fluggesellschaft landete 2011 auf der Sanktionsliste der Vereinigten Staaten. Die USA werfen ihr vor, Waffen zu transportieren und Soldaten in Kriegsgebiete im ganzen Nahen Osten zu fliegen. Amerikanischen Firmen dürfen mit ihr keine Geschäfte mehr machen.
Amerikanischen Firmen wurde verboten, mit der Fluggesellschaft Geschäfte zu machen. Später wurden sekundäre Sanktionen ausgesprochen. Das sind solche, die nicht direkt in den USA ansässige Personen und Unternehmen betreffen, sondern solche im Ausland. Dabei wird es Amerikanern und amerikanischen Firmen verboten, mit diesen ausländischen Unternehmen Geschäfte zu tätigen.
Auftanken kaum mehr möglich
Das ist nun auch ein großes Problem für die Boeing 747 von Emtrasur Cargo. Denn inzwischen will kein argentinisches Unternehmen den Jumbo-Jet mehr auftanken. Aus Angst vor Folgen für Geschäfte mit den USA.
Mahan Air stellt jegliche Beteiligung an Emtrasur oder an der Boeing 747 in Abrede.