Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Erfolg für das Kabinenpersonal

Der HIV-Test zur Einstellung bei Lufthansa ist Geschichte

Wer HIV-positiv ist, aber therapiert wird, kann ein normales Leben führen. Diese Lebensrealität war lange nicht in den Auswahlkritierien von Lufthansa umgesetzt. Das ändert sich.

Es ist eine Erfolgsmeldung, welche die Gewerkschaft des Kabinenpersonals verkündet – aber es geht dabei nicht um Tarifthemen. Sondern um ein «jahrzehntelang dauerndes Unrecht», das nun Geschichte ist, heißt es in einer Mitteilung von Ufo.

Wer bei Lufthansa in der Kabine arbeiten will, muss vor der Einstellung keinen HIV-Test mehr machen. Bislang war das aber Pflicht. Die Vorgabe beruhte unter anderem auf der inzwischen widerlegten Annahme, dass HIV-positive Menschen keine Gelbfieberimpfung erhalten sollten. Diese Impfung ist aber für die Reise zu vielen Destinationen nötig.

Diskriminierung in der Vergangenheit

«Es ist ein kleiner Schritt für die Lufthansa, aber ein großes Zeichen für die betroffenen Menschen», so Ufo. Denn: «Die Stigmatisierung, die Menschen trifft, die mit dem Virus leben, ist bis heute allgegenwärtig und mit Scham und Vorurteilen verbunden.» Die strikten Vorgaben hätten viele mit HIV lebende Menschen davon abgehalten, einen Job in der Fliegerei zu verfolgen.

Die Kabinengewerkschaft berichtet, dass es in der Vergangenheit aufgrund des Tests auch öfter zu großen Problemen gekommen sei. So seien positive Testergebnisse teils über das Telefon mitgeteilt worden – ohne psychologische Fachkompetenz, die bei so einer Diagnose nötig ist.

Easa sperrte lange

Man hoffe, dass die Entscheidung von Lufthansa, auf den obligatorischen Test zu verzichten, ein weiterer Schritt gegen die Stigmatisierung HIV-positiver Menschen sei. Denn diese hätten nicht nur mehr oder weniger die gleichen Lebenserwartungen, sobald sie therapiert sind, sondern würden nun auch endlich als voll einsatzfähig, gesundheitlich unproblematisch und physisch gesund anerkannt.

Lange Zeit war es Airlines überhaupt nicht möglich, HIV-positive Menschen als fliegendes Personal einzustellen. Die europäische Luftfahrtbehörde Easa ermöglichte das erst 2012 unter der Voraussetzung, dass die Blutwerte durch die erfolgreiche Therapie fliegerärztlich anerkannt sind.

Weitere Auswahlparameter überprüfen

Die Arbeit sei mit diesem Erfolg nicht getan, so Ufo. «Als Ausblick für die weitere Arbeit können wir feststellen, dass diese Lebensrealität weiter Einzug in die Strukturen unserer Fliegerwelt halten muss», heißt es. «So sind weitere Gespräche angedacht, um auch in Zukunft die Auswahlparameter für medizinische Eignungsuntersuchungen auf dieses Merkmal zu prüfen und auch hier möglichen Diskriminierungen entgegenzutreten.»