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Bermudadreieck

Der entzauberte Mythos

In den Siebzigerjahren galt das Seegebiet zwischen Florida, Puerto Rico und den Bermudas als Todeszone. Das Bermudadreieck wurde erfunden. Fakten widerlegten den Mythos.

Angefangen hat es angeblich schon mit Christoph Kolumbus. Der Legende zufolge soll er berichtet haben, dass in dem Gebiet im Atlantik Kompasse verrückt gespielt hätten und eine Flamme ins Meer gestürzt sei. In der neueren Geschichte gibt es tatsächlich einige Unglücke, die sich in dem Seegebiet ereigneten: So verschwanden am 5. Dezember 1945 fünf Bomber der USA und ein später gestartetes Suchflugzeug – und wurden nie wieder gefunden. Zu dem Zeitpunkt herrschte in dem Gebiet aber schwerer Seegang und starker Wind.

Drei Jahre später verschwand eine Douglas DC-3 auf dem Weg von Puerto Rico nach Miami spurlos. 1963 verschwand das Tankschiff Marine Sulphur Queen mit 39 Mann an Bord. Dass Fundstücke und die letzten Funkverbindungen darauf hindeuteten, dass das Schiff westlich von Key West und damit außerhalb des als Bermudadreiecks bezeichneten Gebietes sank, ließen Verschwörungstheoretiker gerne unter den Tisch fallen.

Buch wurde Bestseller

Im selben Jahr prägte der Journalist Vincent Gaddis den Begriff des Bermudadreiecks. Später machte er sich einen Namen mit vermeintlichen Fällen von spontaner menschlicher Selbstzündung, bei denen Menschen plötzlich ohne erkennbaren Grund in Flammen aufgehen könnten. In einem Artikel nannte Gaddis 20 Fälle von in dem Seegebiet verschwundenen Flugzeugen und Schiffen. Ein anderer Autor behauptete, dass Außerirdische auf dem Boden des Atlantiks lebten und die Unglücke herbeiführten.

Den Höhepunkt des Mythos wurde mit einem Buch 1974 erreicht, das ein Bestseller wurde. Auch hier wurden verschiedene Unglücke aufgelistet, die sich vermeintlich in dem Seegebiet zwischen Süd-Florida, Puerto Rico und Bermuda ereignet haben sollen. Es wird in 22 Sprachen übersetzt und über 14 Millionen Mal verkauft. «Vielleicht existiert in der Nähe und an gewissen anderen Knotenpunkten elektromagnetischer Gravitationsströme eine Tür oder ein Fenster zu einer anderen Dimension, durch welche mit ausreichender Erfahrung ausgestattete außerirdische Wesen systematisch und ganz nach Belieben einzudringen vermögen», schreiben die Autoren.

Übertreibungen, Halbwahrheiten und viel Fantasie

Viele der vermeintlichen Mysterien lassen sich aber entkräften. So soll der japanische Frachter Raifuku Maru 1924 oder 1928 im Bermudadreieck gesunken sein. Sein letzter Funkspruch in radebrechendem Englisch sei entweder «now very danger come quick» («Jetzt viel Gefahr Kommt schnell÷) oder aber «Danger like a dagger now! Come quick!» («Gefahr wie ein Dolch! Kommt schnell!») gewesen. Allerdings lässt sich diese Geschichte ziemlich schnell entzaubern: Der Frachter sank bereits im April 1925 – auf dem Weg von Boston nach Hamburg in einem schweren Sturm vor Nova Scotia, also Tausende Kilometer nördlich des Bermudadreiecks.

Eine Boeing 727 von National Airlines soll kurz vor dem Landeanflug auf Miami für zehn Minuten vom Radarschirm verschwunden gewesen sein, tauchte dann wieder auf und landete ganz normal. Angeblich sollen die Uhren der Menschen an Bord zehn Minuten nachgegangen sein. Allerdings gibt es weder Quellen noch Augenzeugenberichte für diesen Vorfall.

Wissenschaftliche Erklärungsversuche

Der Mythos des Bermudadreiecks wurde auch wissenschaftlich untersucht. Geowissenschaftler aus Japan, Deutschland und den USA haben riesige Methangas-Vorkommen in dem Seegebiet nachgewiesen. Entweicht eine größere Menge Methan, könnte dadurch ein Seebeben hervorgerufen werden. Zudem hat das Gas eine geringere Dichte als Wasser, es steigt nach Austritt aus seiner Blase nach oben. Dabei wird die Wasseroberfläche nach unten gezogen – und Schiffe könnten dadurch plötzlich unter Wasser gerissen werden.

Welche Folgen solch ein Methanaustritt für Flugzeuge hat, ist nicht bewiesen. Weitere Theorien vermuten elektromagnetische Felder in dem Gebiet, Riesenwellen oder auch schwere Stürme für einige als Ursache der Unglücke. Allerdings hat der Bibliothekar und Schriftsteller Larry Kusche den Bermudadreieck-Mythos bereits 1975 kritisiert. Er bewies, dass viele Unglücke gar nicht im Bermudadreieck, sondern irgendwo in der Nähe stattgefunden haben. Zudem stellte er fest, dass viele Geschichten falsch oder nur teilweise wahr waren

Wo Wasser ist, da versinken Schiffe

Und der Autor belegte anhand von Statistiken: «Dieses Gebiet ist nicht gefährlicher als andere Meeresregionen. Wo immer Wasser ist, versinken Schiffe und Flugzeuge. Nur die Geschichten der Leute, die unterscheiden es von anderen.»