Letzte Aktualisierung: um 18:03 Uhr

Unglücksflug TW800

Die Verschwörungstheorien halten sich bis heute

Vor 25 Jahren stürzte eine Boeing 747 von TWA bei New York ins Meer, 230 Menschen starben. Schuld am Absturz von Flug TW800 war eine Explosion im Tank. Andere Verschwörungstheorien halten sich aber bis heute.

Es war eine der schlimmsten Katastrophen der Luftfahrtgeschichte. Doch das sorgte nicht dafür, dass Spekulationen in Zaum gehalten wurden. Gleich nach dem Unglück gingen die wildesten Gerüchte um. Der Jumbo-Jet von TWA sei von einer Rakete getroffen worden, lautete ein viel beachtetes. In Zeitungen, Radio und Fernsehen kamen Dutzende von Augenzeugen zu Wort, die genau das beobachtet haben wollen.

Fast 100 Männer und Frauen gaben in Befragungen durch das FBI an, einen Lichtschweif gesehen zu haben, der zum Flugzeug aufstieg, bevor es auseinanderbrach und ins Meer vor New York abstürzte. Sie haben das Unglück von einem Boot, einem Hubschrauber oder auch von der Küste aus mitverfolgt. Eine Verschwörungstheorie war geboren.

Mit 230 Menschen auf dem Weg nach Paris

Beim Absturz von Flug TW800 vor 25 Jahren kamen 212 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder ums Leben. Die Boeing 747-100 war am New Yorker Flughafen JFK gestartet und hatte Paris als Ziel. Doch vor Long Island explodierte sie und stürzte ins Meer.

Spuren eines Abschusses fanden sich am Wrack aber keine. Auch konnten aus Radarauswertungen keine Flugbahnen ausgemacht werden, sie sich mit dem Pfad von Flug TW800 gekreuzt hätten. Die Verkehrssicherheitsbehörde der USA nahm sich den Spekulationen in ihrem Schlussbericht zum Absturz von Flug TW800 dennoch ausführlich an. Die Aussagen von insgesamt 56 Zeugen wurden als nicht umgehend erklärbar eingestuft.

FBI stellte Zeugen suggestive Fragen

Doch die Experten des National Transportation Safety Board kamen zum Schluss, dass sie wenig glaubhaft seien. Zum einen habe das FBI suggestiv nach einem möglichen Beschuss gefragt. Zudem komme es häufig  vor, dass Zeugen im Nachhinein etwas gesehen zu haben meinen, weil  sich ihre Wahrnehmung seit dem Ereignis durch Informationen aus Medien oder von anderen Zeigen veränderte.

Doch was hatte dazu geführt, dass die Boeing 747-100 von TWA am 17. Juli 1996 so kurz nach dem Start in New York explodierte und abstürzte? Vier Jahre lang haben die Experten des NTSB geforscht. Sie haben dabei auch das Flugzeug aus den aus dem Meer gefischten Trümmerteilen rekonstruiert. Bis heute stand das Wrack in einer Lagerhalle, wird jetzt aber entsorgt. Auch Explosionstests mit einer ehemaligen Boeing 747 von Air France wurden zur Ursachenforschung durchgeführt.

Kerosin wurde erhitzt

Schuld am tragischen Unglück ist laut dem Schlussbericht des NTSB eine Explosion des Zentraltankes in der Mitte des Rumpfes, zwischen den Tragflächen, in  der  Fachsprache Center Wing Tank genannt. Was sie genau verursacht hat, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Doch die Ermittler kamen zum Schluss, dass das «wahrscheinlichste Szenario eine Kombination aus einem latenten Fehler einer elektronischen Kraftstoffmengenanzeige im Tank, kombiniert mit einem Kurzschluss oder einem anderen Fehler außerhalb des Tanks» sei.

Begonnen hat das Unheil offenbar, weil die Maschine in New York mehr als ein Stunde auf einen Passagier warten musste. Dadurch musste die Klimaanlage im heißen New Yorker Sommer auf volle Kraft gestellt werden. Eine Komponente davon verlief unter dem Zentraltank und erwärmte so das Kerosin, bis ein Teil davon gasförmig wurde.

Behörde schlug Konstruktionsänderungen vor

Was es nun noch brauchte, war eine Entzündung. Diese geschah durch einen Kurzschluss in elektrischen Leitungen, die dazu führte, dass auch der Treibstoffsensor am Tank eine höhere Spannung erhielt als erlaubt. Die Folge war, dass die Treibstoffdämpfe sich entzündeten und explodierten.

Das NTSB erließ in der Folge diverse Vorschriften, damit sich ein solches Szenario nicht mehr wiederholen kann. Boeing musste das Treibstoffsystem bei 747 und 757 überarbeiten. Auch bereits gebaute Flugzeuge mussten angepasst werden. Auch wenn das Unglück damit aufgearbeitet war – viele Verschwörungstheorien halten sich bis heute.

Ehemalige Ermittler meldeten sich 2013 zu Wort und behaupteten, Beweise für einen  Abschuss seien verschwunden oder verschleiert worden. Radaruntersuchungen hätten eigentlich gezeigt, dass ein Abschuss wahrscheinlich sei. Das NTSB wies diese Vorwürfe vehement zurück. Auch Angehörige der beim Absturz ums Leben gekommenen  Menschen wiesen die Theorien  zurück und erklärten, dass die Ex-Ermittler schon seit Jahren auf Seiten über Verschwörungstheorien zu finden seien.

Den Schlussbericht des NTSB können Sie hier herunterladen.