Flugzeugsammler
«Das große Ziel war, die Tupolev Tu-154 zu kaufen»
Der slowakische Unternehmer Cyril Fogas hat sich mit dem Kauf einer ausrangierten Tupolev Tu-154 einen Traum erfüllt. Doch dem Ex-Regierungsjet steht noch eine schwierige Reise bevor. Ein Interview.
Cyril Fogas vor seiner Tupolev Tu-154: Das Flugzeug …
… wird vom Flughafen Bratislava in Fogas Freizeitpark gebracht.
Dem Unternehmer …
… gehört unter anderem auch eine Fokker 100, die einst für Helvetic flog …
… und ein Airbus-A320-Rumpf.
Cyril Fogas vor seiner Tupolev Tu-154: Das Flugzeug …
… wird vom Flughafen Bratislava in Fogas Freizeitpark gebracht.
Dem Unternehmer …
… gehört unter anderem auch eine Fokker 100, die einst für Helvetic flog …
… und ein Airbus-A320-Rumpf.
Zerlegt und verpackt zum Abtransport auf einem Tieflader steht der ehemalige Stolz der slowakischen Luftfahrt am Flughafen Bratislava, bereit für die Reise in seine neue Heimat. Nach vierzehn Jahren Standzeit verlässt dieser Tage eine ehemalige slowakische Regierungsmaschine, eine Tupolev Tu-154 M (Kennzeichen OM-BYR), nun endgültig ihre alte Heimatbasis am Hauptstadtflughafen. Künftig wird das Flugzeug am Fuße der Hohen Tatra, im 290 Kilometer entfernten Liptovský Mikuláš, als Sehenswürdigkeit eines Unterhaltungsparks die Blicke auf sich zu ziehen. aeroTELEGRAPH sprach mit dem 65-jährigen Unternehmen Cyril Fogas über sein bisher größtes Luftfahrtprojekt.
Muss man ein bisschen verrückt sein, wenn man sich wie Sie eine Tupolev Tu-154 kauft?
Cyril Fogas: Ich denke schon, aber man muss nicht nur verrückt, sondern vor allem auch sehr mutig sein, wenn man sich auf so ein Projekt einlässt.
Warum musste es gerade diese Tupolev sein?
Einerseits war die Tupolev Tu-154 M die einzige ihrer Art, die in der näheren Umgebung zum Verkauf stand, weshalb ich die Gelegenheit wahrnehmen musste, das Flugzeug für meinen Freizeitpark zu erwerben. Als ehemalige Regierungsmaschine der Slowakei gab es natürlich auch ein sehr hohes nationales wie emotionales Interesse, diese Maschine für die Nachwelt zu erhalten.
Das Flugzeug stand jahrelang am Flughafen Bratislava geparkt. Wie gelang es Ihnen, die Tupolev Tu-154 M zu erwerben?
Ich hatte schon vor einigen Jahren Interesse am Erwerb der Tupolev gezeigt, doch ich musste mich noch in Geduld üben und darauf warten, bis ich mit der aktuellen slowakischen Regierung gegen Ende des vergangenen Jahres einen Vertrag zur Übernahme der ehemaligen Regierungsmaschine unterschreiben konnte.
Wie darf man sich die Verhandlungen dazu vorstellen? Wird hier nach Altmetall-Kilopreisen gehandelt?
Ich bitte zu verstehen, dass es eine Verschwiegenheitsklausel zum Kaufpreis und den Details des Deals mit der slowakischen Regierung gibt, weshalb ich mich hier nicht weiter äußern kann.
Die Tu-154 bei der Vorbereitung für den Transport. Bild: Martin Dichler
Wo kann man zukünftig die Maschine besichtigen, was genau haben Sie vor damit?
Die Maschine wird nach Liptovský Mikuláš zu meinem Freizeitparks Fantazia transportiert, dort zusammengebaut und neu lackiert. Wenn das Flugzeug fertig ist, wird die Maschine in zehn Metern Höhe über meinem Freizeitpark als weithin sichtbares Wahrzeichen zu bewundern sein.
Was ist aus ihren Flugzeugen, darunter eine Let L-610 (Prototyp), ein Aeroflot-A320-Rumpf sowie eine Fokker 100 von Helvetic geworden? Kann man die schon besichtigen?
Die Let-L610 ist bereits in meiner Ausstellung auf meinem Helipad zu besichtigen, die beiden anderen Flugzeuge müssen leider noch warten, bis diese am Freizeitpark Fantazia ausgestellt werden, denn dazu müssen zuvor noch einige Arbeiten verrichtet werden. Sie müssen wissen, ich habe ein zehn Hektar großes Gelände am Park, wäre der Transport nicht so teuer, könnte ich dort vom verfügbaren Platz her auch problemlos einen Airbus A380 ausstellen.
Wie hat ihre Sammelleidenschaft für Flugzeuge begonnen und was war der Grund dafür?
Meine beiden Söhne und ich sind alle Piloten. Ich habe früher das Flugunternehmen Dubnica Air betrieben, wo im Sommer 2015 zwei Let-L410 in der Luft
zusammengestoßen sind und tragischerweise vier meiner Freunde ums Leben kamen. Aus diesem Unfall heraus ist die Idee entstanden, als Andenken an die Kollegen eine Sammlung an Flugzeugen aufzubauen. Als ich die Let L-610 dann schließlich als erste Maschine hatte, dachte ich mir, dass ich auch ein größeres Flugzeug bekommen könnte.
Die Let L-610. Bild: Peter Marianic
Dann ergab sich die Möglichkeit, den A320 Rumpf zu kaufen, gleichzeitig bot mir in Bratislava die Firma ATB (Austrian Technik Bratislava) eine ehemalige Helvetic Fokker 100 kostenlos an und so wurde meine Sammlung immer größer. Das große Ziel war aber schon damals, die Tupolev Tu-154 M der slowakischen Regierung zu kaufen, die bereits einige Jahre inaktiv am Flughafen Bratislava stand.
Wie schwierig ist es, eine Tupolev Tu-154 in ihre Einzelteile zu zerlegen, um sie transportfähig zu machen?
Das ist natürlich ein anderes Thema. Wir bereiten die Maschine seit acht Monaten auf ihren 290 Kilometer langen Transport nach Liptovský Mikuláš vor. Dabei sind eine Menge Arbeitsstunden am Flughafen Bratislava angefallen. Ich habe gemeinsam mit meinen Mitarbeitern, durchschnittlich acht bis zwölf Kollegen, die mir teilweise auch schon mit den anderen Flugzeugen geholfen hatten, die Tupolev zerlegt.
Gab es auch Hilfe von Luftfahrtprofis?
Ja, viele Menschen haben uns am Flughafen Bratislava unterstützt. Sehr viele davon waren Menschen, die persönlich während ihrer Karriere mit der Tupolev Tu-154 gearbeitet hatten, seien es Flugzeugmechaniker, Piloten oder Leute, die direkt oder indirekt mit der Maschine zu tun hatten. Zwei Firmen, darunter die Firma Samco (ehemals Austrian Technik Bratislava) und BTS-Cargo, als Eigentümer der Abstellfläche, wo unsere Tupolev Tu-154 jetzt geparkt war, haben uns ebenfalls logistisch unterstützt.
Als Nächstes planen Sie, Maschine nach Liptovský Mikuláš zu transportieren. Worin liegen dabei die Schwierigkeiten?
In der Slowakei habe ich kein Transportunternehmen gefunden, das diesen Transport hätte alleine durchführen können, denn schon alleine der Rumpf der Tupolev Tu-154 M misst 48 Meter. Eine tschechische Firma, die bereits zuvor meinen Aeroflot-A320-Rumpf vom Flughafen Ostrava nach Liptovský Mikuláš transportiert hatte, wurde gemeinsam mit einer slowakischen Firma mit diesem Spezialtransport beauftragt. Die Planung dazu war sehr aufwendig, denn wir fahren auch über die Berge. Auf einer Passstraße in den Kremnitzer Bergen wird wohl die größte Herausforderung auf uns warten.
Bis Sommer nächsten Jahres hoffen wir, das Projekt abgeschlossen zu haben.
Ich kann verstehen, dass Sie nicht über die Kosten sprechen wollen, aber darf man annehmen, dass die Kosten des Tupolev-Projektes bei über 100.000 Euro liegen werden?
Die von ihnen genannte Summe wird um ein Vielfaches übertroffen werden, den alleine der Transport nach Liptovský Mikuláš verschlingt schon eine sechsstellige Summe. Alleine für die Stahlbetonkonstruktion, die zwölf Meter in den Boden meines Vergnügungsparks Fantazia gebohrt wurde, um darauf die Tupolev Tu-154 M zu montieren, flossen rund 200.000 Euro.
Bis wann hoffen Sie, dass ihr Großprojekt Tupolev abgeschlossen ist?
Bis Sommer nächsten Jahres hoffen wir, das Projekt abgeschlossen zu haben.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie eigentlich zur Luftfahrt?
Ich bin ein vielfacher Unternehmer, aber eben auch ein begeisterter Pilot von Flächenflugzeugen und Hubschraubern, besitze eine Helikopter-Flugschule und arbeite auch als Instruktor in der Ausbildung. Vor 26 Jahren habe ich mit dem Fliegen begonnen, inzwischen habe ich mehrere tausend Flugstunden gesammelt, darunter auch auf der zweimotorigen Let L-410 und meinen Helikoptern. Ich besitze heute drei R-44 und einen Bell 505 Jet Ranger Helikopter.
Und einen Heliport betreiben Sie auch noch nahe der Hohen Tatra?
Mein Heliport hat leider keine offizielle Zulassung als solcher, doch es ist mir auf Umwegen erlaubt, von meinem 200.000 Quadratmeter großen Grundstück aus zu starten und zu landen. Und ich biete der slowakischen Flugpolizei bis zu vier Mal jährlich die Möglichkeit, von meinem Grundstück aus mit ihren Mil-Mi-17-Großhubschraubern zu trainieren.