Letzte Aktualisierung: um 11:44 Uhr

Flugtest

Das bietet Iberia in der Business Class ihres Airbus A350

Der Airbus A350-900 ist das Flaggschiff von Iberia. Was bietet die spanische Airline in der Business Class? Wir haben es getestet.

Der Airbus A350-900 von Iberia benötigt etwa elf Stunden für den Flug von Buenos Aires nach Madrid-Barajas. Während meines Hinflugs von Madrid hatte ich bereits die Gelegenheit, mir ein Bild von der Premium Economy zu machen (der Flugtest ist hier nachzulesen). Einige Tage später steht der Rückflug an. Diesmal in der Business Class.

An diesem Tag Ende 2024 wird mein Rückflug IB108 mit dem jüngsten Airbus A350-900 der Iberia-Flotte durchgeführt. Der Langstrecken-Airbus mit der Kennung EC-OFM wurde erst im März 2024 von der IAG-Airline übernommen. Neben 22 A350 wird die Langstreckenflotte durch sieben Airbus A330-300 sowie 14 kleinere A330-200 ergänzt.

Buchung/Reservierung: ★★★★★.  Egal, ob man die Desktop-Ansicht oder die App für Smartphone und Tablet nutzt – dank des rot-gelben Farbkonzepts erkennt man sofort, dass man sich bei Iberia befindet. Die klare Struktur und die Benutzerfreundlichkeit des Angebots haben mich überzeugt.

Besonders positiv hervorzuheben ist der persönliche Bereich: Hier lassen sich alle wichtigen Reisevorbereitungen bequem im Voraus treffen – von der Angabe der Adresse am Zielort über Kontaktinformationen bis hin zum Hochladen erforderlicher Reisedokumente. Auch eine nachträgliche Änderung des Sitzplatzes ist problemlos und unkompliziert möglich.

Check-in/Lounge/Einsteigen: ★★★★☆. Mein Flug sollte ursprünglich um 22:45 Uhr Ortszeit starten und um 14:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Madrid landen. Kurz nach 20 Uhr traf ich am Flughafen Ezeiza ein und war angenehm überrascht vom Abflugterminal. Im Gegensatz zu meiner Ankunft wirkte der Abflugbereich äußerst modern – mit 4K-Abflugtafeln und einer einer sehr modernen Gestaltung.

Der Check-in-Bereich für Business-Reisende war nur mit einer Person besetzt und daher entsprechend langsam. Beim Warten wurde mir der Grund dafür klar: Mein Flug war gefühlt gerade erst in Madrid gestartet und würde mit mehreren Stunden Verspätung ankommen. Nach der ersten Ernüchterung verlief der Check-in jedoch reibungslos und war schnell erledigt. Mein zuvor ausgewählter Fensterplatz 8J blieb mir erhalten.

Ein Highlight waren die Sicherheitskontrollen für Businessreisende am Flughafen der Argentinischen Hauptstadt. Es gibt ein Fast Lane, an dessen Ende sehr freundliches Personal die Sicherheitskontrollen durchführt. Alles in allem hat der Check-in inklusive Sicherheits- und Passkontrolle vielleicht 15 Minuten gedauert und war zu keiner Zeit stressig.

Im Abschluss folgte das große Warten – also auf zur Lounge. Die Oneworld-Lounge befindet sich in der Nähe von Gate 9 auf Ebene 2. Ich empfinde sie als relativ klein, aber dennoch gut ausgestattet. Das Speisenangebot reicht von herzhaft bis süß, und es gibt eine große Auswahl an Getränken – von Spirituosen über Bier und Wein bis hin zur Möglichkeit, sich verschiedene Drinks selbst zu mixen. Die gesamte Lounge basiert auf Selbstbedienung. Insgesamt in Ordnung, aber kein Highlight.

Mein Flug sollte letztlich statt 22:45 Uhr um 1:30 Uhr starten. Während die Flüge in die USA und in die Türkei nach und nach das Vorfeld verließen und die Lounge sich zunehmend leerte, war ich irgendwann einer der letzten verbliebenen Gäste. Gegen 00:30 Uhr begann dann endlich das Boarding am Gate 14. Business Class Reisende dürfen als erste das Flugzeug besteigen.

Crew: ★★★★★. Trotz der erheblichen Verzögerung und der teils angespannten Stimmung unter den Reisenden ist die Crew von Anfang an freundlich und äußerst professionell. Während des Boardings begrüßten die beiden Flugbegleiter, die für meine Seite zuständig waren, alle Passagiere persönlich.


Kurz nach dem Start bekam jeder Reisende ein warmes Tuch. Bild: aeroTELEGRAPH

Etwa 40 Minuten nach dem Start stellte sich der Purser vor und beriet mich bei der Menüauswahl. Während der gesamten Reise blieb das Team aufmerksam, freundlich und jederzeit ansprechbar – ein deutlicher Unterschied zu meinen Erfahrungen in der Premium Economy, wo sich das Personal die meiste Zeit zurückzog und in der Galley versteckte.

Kabinenausstattung: ★★★★★.  Der Airbus A350-900, mit dem ich fliege, ist zu diesem Zeitpunkt noch keine zwölf Monate alt, was man auch sofort bemerkt. Die Kabine wirkt frisch und hochwertig. Das Farbkonzept ist überwiegend in Grau gehalten, mit einem auffälligen Akzent: Die kleinen Schränkchen neben den Sitzen haben eine leuchtend rote Rückwand. Beim Einsteigen ins Flugzeug sind diese alle geöffnet, sodass das dezente Iberia-Rot zur Geltung kommt.

Die 31 Plätze in der Business Class sind klassisch im vorderen Teil des Flugzeugs untergebracht und in einer 1-2-1-Bestuhlung angeordnet, sodass jeder Sitz einen direkten Zugang zum Gang hat.

Auch gibt es keinen Mangel an Platz für das Gepäck. Die riesigen Overhead Bins bieten deutlich mehr Platz, als die 28 Reisenden auf diesem Flug nutzen können – zusätzlich zu den Gepäckfächern bietet jeder Sitz eine Menge Stauraum. Anders als in den Reiseklassen Premium Economy und Economy Class gibt es in der Business Class ausreichend Toiletten. Iberia hat für die 31 Reisenden drei Waschräume vorgesehen.

Sitz: ★★★★☆. Iberia war für die A350-Flotte Erstkundin des Recaro Business-Class-Sitzes CL6720, der dank Schiebetüren viel Privatsphäre bietet – ein wenig beobachtet fühlt man sich dann doch, weil wer am Platz vorbei geht, auf die Sitze schauen kann. Mein Platz auf diesem Nachtflug 8J, der letzte Platz vor der Bordküche.

Leider hatte mein Platz nur ein halbes Fenster, da die Hälfte des Sichtfeldes rechts von mir von der Konsole mit Schränkchen, dem Panel mit Fernbedienung des Inflight-Entertainments, den USB-A, USB-C und ein 110-Volt-Steckplätzen sowie einer großen Ablagefläche verdeckt wird. Praktischerweise wurde auch ein Getränkehalter eingebaut.

Die Ablagefläche erstreckt sich fast bis zum Vordersitz – der Platz ist also mehr als ausreichend. Das kleine Schränkchen sorgt dafür, dass persönliche Dinge wie Handy, Geldbörse oder Kopfhörer sicher verstaut werden können, ohne Gefahr, verloren zu gehen. Unterhalb des Tisches ist ein weiteres Gepäckfach, in das ein dünner Rucksack oder Schuhe bequem passen.

Als ich meinen Platz einnahm, fand ich eine Decke, ein Kissen sowie eine Nackenrolle vor, die aufgeklappt auch als Sitzbezug beziehungsweise eine Art Laken genutzt werden kann. Der Tisch vor dem Monitor lässt sich weit ausziehen und bietet reichlich Platz zum Arbeiten, aber auch zum Essen. Zudem kann der Tisch vollständig weggeklappt werden. Meine Beine befinden sich zur Hälfte unter dem Monitor, was den Sitzkomfort zusätzlich erhöht. Insgesamt wird der Platz in der Art einer Mini-Suite sehr gut genutzt – es gibt zahlreiche Ablageflächen. Zwei Dinge fallen mir negativ auf: Das halbe Fenster und der Motor, um den Sitz in verschiedene Positionen zu fahren, ist extrem laut und sehr langsam.

Sauberkeit: ★★★★★. Das Flugzeug und die Sitze sind sehr sauber. Auch die Toiletten bleiben nach mehreren Stunden in einem gepflegten Zustand – keine Krümel zu sehen. Das überrascht mich besonders im Vergleich zum Hinflug.


Deer Waschraum ist modern und mit besonderen Lichtern ausgestattet: Bild: aeroTELEGRAPH

Mahlzeiten ★★★★☆: Noch auf argentinischem Boden wird zur Begrüßung ein Glas Wasser oder Cava gereicht. Trotz der späten Uhrzeit von 1:30 Uhr entscheide ich mich für ein Glas Schaumwein und studiere aufmerksam die zweisprachige Menükarte auf Spanisch und Englisch. Iberia bietet zwei verschiedene Vorspeisen, drei Hauptgerichte sowie drei Desserts zur Auswahl.

Die Weinkarte umfasst acht verschiedene Weine – vom Begrüßungssekt bis zum Dessertwein – und alle stammen aus Spanien.

Rund 70 Minuten nach dem Start beginnt die Crew mit dem Servieren der Hauptmahlzeiten. Wirklich hungrig bin ich mitten in der Nacht zwar nicht, dennoch freue ich mich auf das Essen. Mein Tisch wird ausgeklappt, und ich bekomme eine kleine weiße Tischdecke, Besteck sowie Salz, Pfeffer, Olivenöl und ein Glas Wein gereicht. Ich entscheide mich für ein Glas Paz de San Mauro Albariño aus dem Jahr 2023.

Als Vorspeise wähle ich Bresaola mit Basilikum, Kirschtomaten und Mozzarella-Bällchen. Zusammen mit warmem Brot und der Tomatencreme gefällt mir der erste Gang sehr. Die Crew ist aufmerksam und räumt zügig ab.

Als Hauptgericht wähle ich Hühnchen mit grünem Spargel und Kartoffelgratin. Leider ist die Hühnerbrust extrem trocken und der Spargel kaum vorhanden. Die Sauce hingegen ist sehr lecker.

Zum Abschluss entscheide ich mich für ein Glas Dessertwein und die Käseplatte. Diese besteht aus drei verschiedenen Käsesorten: Camembert, Cheddar und einem italienischen Hartkäse. Dazu gibt es ein Stück Quittengelee und Weintrauben. Leider ist die Käseplatte etwas zu kalt.

Nach dem Essen versuche ich, ein wenig zu schlafen – doch trotz des großzügigen Platzangebots gelingt es mir nicht richtig. In meiner Schlaflosigkeit mache ich einen kurzen Abstecher in die Galley auf der Suche nach einem Mitternachtssnack. Iberia bietet dort einen frischen Obstkorb, Bitterschokolade, weitere Snacks sowie Softdrinks wie Cola zur Selbstbedienung an. Da mich das alles nicht wirklich anspricht, rufe ich den Bordservice und frage nach einem Sandwich. Wenige Minuten später bringt mir die Crew ein Käsesandwich – einfach, aber überraschend lecker.


Das Angebot als Mitternachtssnack. Bild: aeroTELEGRAPH

Kurz vor Gibraltar wird das Frühstück serviert: ein Croissant mit Marmelade, ein Brötchen sowie eine Omelette mit Pilzen, Spinat, einer Scheibe Speck und einem Obstkorb. Dazu gibt es Kaffee. Der Spinat schmeckt überraschend gut, der Speck ist allerdings extrem fettig, und die Pilze sind leider aus der Dose. Dafür ist der Orangensaft sehr lecker.

Jede Mahlzeit wird auf Porzellangeschirr mit echtem Besteck und Stoffservietten serviert – ein echter Pluspunkt.

Unterhaltungssystem: ★★★★☆: Im Vergleich zur Premium Economy hat Iberia in der Business Class einen großen 18-Zoll-Touchscreen-Monitor mit 4K-Auflösung (3.840 × 2.160 Pixel) verbaut. Die Farben sind leuchtend, die Auflösung gestochen scharf, und der Touchscreen reagiert schnell. Die mitgelieferten Noise-Cancelling-Kopfhörer bieten einen sehr guten Sound – einzig die Durchsagen der Crew während des Films oder der Musik sind viel zu laut eingestellt.

Die Filmauswahl ist riesig und umfasst neben bekannten Blockbustern auch zahlreiche Produktionen aus der spanischsprachigen Welt. Zudem gibt es einige Filme auf Deutsch. Ich entscheide mich für zwei Independent-Filme, die mir außergewöhnlich gut gefallen haben. Ergänzt wird das Angebot durch Serien, Musik aus verschiedenen Genres und kleine Spiele, die allerdings auf dem Niveau von Handyspielen aus dem Jahr 2010 sind.

Ein großer Schwachpunkt ist jedoch die Menüführung des Inflight-Entertainments. Wenn man beispielsweise einen Film ausgewählt hat und kurz nachsehen möchte, wo man sich gerade befindet, muss man sich anschließend mühsam wieder durch verschiedne Menüpunkte klicken, um zum Film zurückzukehren. Das könnte deutlich benutzerfreundlicher gelöst sein.

Wifi/Strom: ★★☆☆☆. Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene USB-Anschlüsse, die gut erreichbar sind. Eigentlich sollte in der Business Class kostenloses Internet verfügbar sein, doch meine Versuche, mich ins Bord-WLAN einzuloggen, scheitern. Auf Nachfrage erklärt mir die Crew freundlich, dass es derzeit leider nicht funktioniere, ich es aber später noch einmal versuchen könne. Auch dieser Versuch bleibt erfolglos – schade.

Extras: ★★★★☆. Neben der Decke, dem gemütlichen Kissen und der Nackenrolle wartet in der Business Class auf alle Reisenden auch ein Amenity Kit. Es enthält eine einfache Zahnbürste, Handcreme, einen Lippenpflegestift, Ohrstöpsel, eine Schlafmaske und Socken. Letztere bestehen allerdings zu 100 Prozent aus Kunststoff und sind nicht besonders angenehm zu tragen.

Verpackt ist das Ganze in einer stilvollen, kleinen blauen Tasche mit gelb-roten Linien. Bei Handcreme und Lippenpflege setzt Iberia auf die spanische Öko-Marke Uvas Frescas. Insgesamt ist es kein herausragendes Amenity Kit, aber auch keines der schlechtesten – in der Business Class könnte man allerdings etwas mehr erwarten.

Gesamtnote: 4,2 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Wer in der Business Class von Iberia fliegt, kann sich auf ein modernes, leises Flugzeug mit einer ansprechend gestalteten Kabine und einem komfortablen Sitz freuen. Der Service war aufmerksam, das Essen im oberen Drittel angesiedelt – mit etwas Luft nach oben. Das Inflight-Entertainment bietet eine große Auswahl und sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Insgesamt bietet Iberia ein sehr solides Business-Class-Produkt, das sich im oberen Drittel einordnet.

Der Testflug verursachte 8,3 Tonnen CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation).

Das Flugticket für diesen Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. Der Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei seinem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.