Letzte Aktualisierung: um 11:52 Uhr

Flugtest

Das bietet Flydubai in der Economy Class

Die Fluglinie aus Dubai setzt auch auf längeren Strecken Boeing 737 ein. Was bietet Flydubai in der Economy Class? Wir haben es getestet.

Flydubai ist ein Hybrid. Auf der einen Seite bietet die Fluglinie kostengünstige Punkt-zu-Punkt-Verbindungen von und nach Dubai an, auf der anderen Seite Zubringerflüge für das Netzwerk der großen Schwester Emirates. Diese Mischung spiegelt sich auch im Produkt wider.

Während Emirates nur Großraumflugzeuge betreibt, setzt Flydubai auf die Boeing 737-800 und 737 Max. Die kleineren Flugzeuge erlaubt es, weniger gefragte Destinationen an das Streckennetz von Emirates anzuschließen, für die eine Boeing 777 zu groß wäre. Genau das ist in Basel der Fall. Der Dreiländerflughafen mit dem Namen Euro Airport ist seit August neues Ziel der Fluggesellschaft. Wir haben die Economy Class in der Boeing 737 Max im August auf dem sechseinhalbstündigen Flug nach Dubai getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Buchungsseite von Flydubai ist sowohl in Desktop- als auch in Mobilvariante gut strukturiert und übersichtlich. Ebenso gibt es eine App, die alle wesentlichen Funktionen beherrscht. Die Buchung finde ich angenehm transparent gestaltet.

In der Economy Class bietet Flydubai drei Preisoptionen: Lite, Value und Flex. Flex enthält dabei alle Services wie Gepäck, Mahlzeit und Sitzplatzreservierung, sowie die Möglichkeit der Umbuchung. Im Value-Tarif bekommt man Gepäck und Mahlzeit inklusive, für eine Sitzplatzreservierung oder Umbuchung muss man draufzahlen. Der günstigste Tarif, Lite, enthält nur Handgepäck, alles Weitere ist kostenpflichtig. Normale Sitzplätze kosten in der Reservierung auf dem Flug ab Basel zwischen 7,10 und 15,35 Schweizer Franken (circa 7,50 bis 16,30 Euro) pro Flug, ein Sitz mit mehr Beinfreiheit (zum Beispiel am Notausgang) zwischen 36,85 und 44,40 Franken (etwa 39,20 und 47,30 Euro).

Check-in/Einsteigen: ★★★★☆. Ein Online-Check-in war bei dem Flug leider nicht möglich. Ich checke also zweienhalb Stunden vor Abflug am Flughafen Basel/Mulhouse/Freiburg ein. Der multinationale Flughafen ist in eine schweizerische und eine französische Hälfte aufgeteilt. Die Flydubai-Schalter befinden sich dabei auf Schweizer Seite. Das Boarding beginnt leicht verzögert, verläuft aber schnell und ohne Probleme – der Flieger ist nicht besonders voll.


Boarding in Basel. Bild: aeroTELEGRAPH

Crew und Service: ★★★★★. Vom Boarding in Basel bis zum Ausstieg in Dubai ist mir die besondere Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Crew aufgefallen. Direkt zum Boarding-Ende bietet mir eine Flugbegleiterin an, meinen Sitzplatz in eine leere Reihe zu wechseln. Das nehme ich dankend an.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Die moderne Boeing-737-Max-Kabine ist ausgestattet mit Stimmungslicht und großen Handgepäckfächern. In den ersten drei Reihen befindet sich eine Business Class mit insgesamt zehn Sitzen, die vollständig zu Betten werden. Von Reihe 6 bis 32 (es gibt keine 4, 5 und 13) sind insgesamt 156 Economy-Class-Sitze verbaut. WCs gibt es zwei im Heck und eins vorne.

Sitz: ★★★★☆. Der Sitzabstand von 30 Zoll (76 Zentimeter) liegt auf der Langstrecke etwa im Durchschnitt. Es gibt eine einstellbare Kopfstütze und die Rückenlehne ist ebenfalls verstellbar, wenn auch nur minimal. Jeder Sitz verfügt über einen 11 Zoll großen Touch-Bildschirm für Inflight-Entertainment. Darunter befindet sich ein fest eingebauter Kreditkartenleser. Der Tisch ist je nach Bedarf in zwei Stufen ausklappbar. Ein kleines Netz bietet Stauraum.


Jeder Sitz hat seinen eigenen Bildschirm. Bild: aeroTELEGRAPH

Sauberkeit: ★★★★☆. Die Sauberkeit des Flugzeugs ist gut, am Sitz fallen mir jedoch Gebrauchsspuren wie ein Riss in der Plastikverkleidung auf.

Mahlzeiten: ★★★★★. Etwa eine Stunde nach Start in Basel wird eine vollständige Mahlzeit serviert. Der Reis ist ungewürzt, das Hühnchen dafür umso mehr. Dazu gibt es Wasser, einen Salat, den ich nicht eindeutig identifizieren kann, Brötchen mit Butter, sowie Käsekuchen mit Kirsche. Während mich die rutschigen Plastikteller nerven, bin ich vom Metallbesteck begeistert.

Da es circa 15:30 Uhr sind, bin ich mir nicht sicher, ob Flydubai diese Mahlzeit als Mittag- oder Abendessen definiert. Aber unabhängig davon finde ich sie für Economy-Class-Verhältnisse gelungen. Für Reisende in den Tarifgruppen Value und Flex ist das Essen kostenlos, Fluggäste im günstigsten Tarif Lite können es kostenpflichtig dazubuchen. Bei der Buchung stehen einem ganze 14 verschiedene Optionen zur Auswahl, darunter auch vegetarische und laktosefreie Mahlzeiten.


Das Essen an Bord. Bild: aeroTELEGRAPH

Wer über die verbleibenden viereinhalb Stunden Flugzeit immer noch Hunger hat, kann direkt über den Bildschirm zu überraschend fairen Preisen Snacks und Getränke bestellen. Schokoriegel oder Waffeln gibt es für umgerechnet 1,25 Euro, Fertignudeln für 2,50 Euro. Auch kostenpflichtige alkoholische Getränke stehen zur Auswahl.

Unterhaltungssystem: ★★★☆☆. Einen eigenen Bildschirm an jedem Sitz sieht man in Europa nur selten in einer Boeing 737. Angesichts der Länge der Flüge nach Dubai macht es aber Sinn, dass Flydubai auf ein fest installiertes Unterhaltungssystem setzt. Ein Nebeneffekt davon: Selbst wenn man es nur für die animierte Weltkarte und Fluginfos nutzt, hat man über die sechs Stunden Flug gleich viel mehr das Gefühl, in einem Langstreckenflugzeug zu sitzen.

Für die Nutzung des Unterhaltungsangebots bittet die Fluggesellschaft die Reisenden zur Kasse. Einmalig 40 AED (umgerechnet circa 10 Euro) kostet es, wenn man Filme und Serien schauen will. Die Auswahl, die man dann erhält, ist zwar groß, jedoch nur auf Englisch, Arabisch und Russisch verfügbar. Bekanntere westliche Filme und Serien gibt es nicht viele, dafür kommen Fans des arabischen, indischen oder russischen Kinos auf ihre Kosten.

Wifi/Strom: ★☆☆☆☆. Steckdosen oder Wifi gibt es an Bord nicht. Hier hat mich Flydubai etwas enttäuscht. Zum Laden von Smartphones steht einem lediglich ein langsamer USB-Anschluss unterhalb des Bildschirms zur Verfügung. Richtige Stecker sucht man in der Economy-Klasse vergebens.

Etwas merkwürdig ist es mit dem Internet. Die Airline bot einst Wifi an, schaffte es Anfang des Jahres aber wieder ab. Das Flugzeug, mit dem ich geflogen bin, war zwar ohnehin noch nicht damit ausgestattet, ein bedauerlicher Rückschritt ist es aber allemal. Insbesondere bei der Flugdauer von über sechs Stunden ist das ein Nachteil gegenüber vielen Konkurrenten, die Wifi im Angebot haben.

Extras: ★★★☆☆. Extras wie Decken, Kissen oder gar Amenity Kits gibt es in der Economy Class nicht. Da mich das nicht weiter stört, vergebe ich eine neutrale Bewertung.

Gesamtnote: 3,9 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Sieht man Flydubai eher als Billigflieger an, dann werden die Erwartungen deutlich übertroffen. Auch im Vergleich zu großen Netzwerkairlines ist das Produkt konkurrenzfähig – hat aber hier und da Luft nach oben. Insgesamt empfand ich den Flug als angenehm und die Boeing 737 Max auf den sechseinhalb Stunden kein bisschen schlechter als ein Großraumflugzeug. Was mir am meisten gefehlt hat, war eine Steckdose. Bei der Ankunft in Dubai muss man sich zudem mit einer Vorfeldposition fernab vom Terminal abfinden, schließlich sind die Fluggastbrücken bereits mit Boeing 777 und Airbus A380 belegt.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests von Flydubai. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat.

Der Testflug verursachte 842 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation).

Das Flugticket für diesen Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. Der Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei seinem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.