Letzte Aktualisierung: um 15:15 Uhr

Boeing 777

Das bietet die neue Premium Economy von Emirates

Die Golfairline rüstet nun auch die Kabinen ihrer Boeing 777 um. Dabei baut sie auch eine Premium Economy ein. Doch was bietet die neue Klasse von Emirates wirklich? Wir haben es getestet.

Während sie auf ihre Boeing 777X wartet, hat Emirates ein riesiges Umrüstprogramm gestartet. Fast 180 ältere Flugzeuge bekommen ein neues Interieur. Zuerst kamen Airbus A380 an der Reihe, nun auch Boeing 777-300 ER. Im Vergleich zu früher ist die Kabine deutlich dezenter gestaltet. Doch es gibt nicht nur Neues in den bekannten Klassen.

Die Umrüstung bringt auch die Premium Economy in die Triple Seven. Die Zwischenklasse, die gemäß Faustregel bei Emirates rund 2,5 Mal so viel kostet wie die Economy Class, ist damit künftig auf immer mehr Strecken der Fluggesellschaft verfügbar.

Doch was bekommt man als Fluggast in der Premium Economy von Emirates geboten? Wir haben sie auf einem Flug von Genf nach Dubai im August getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★★☆. Die Webseite von Emirates ist übersichtlich strukturiert. Alle für die Reise wichtigen Schritte findet man mit nur einem Klick. Die Reaktionszeit ist gut. Ich halte mich aber meistens an die App. Mit meiner Buchung klappt alles problemlos, ich kann die Sitze im Nu reservieren und erhalte über die App auch immer früh genug Gate-Informationen. Insgesamt finde ich die App aber deutlich unübersichtlicher als die Webseite. Dafür gibts Abzug.

Check-in/Lounge/Einsteigen: ★★★★☆. Die Premium-Economy-Gäste müssen bei Emirates in der Economy-Schlange anstehen. In Genf ist die Zwischenklasse noch so neu, dass sie nicht einmal angeschrieben ist. Daher muss ich erst nachfragen. Es geht dann aber schneller vorwärts als befürchtet. Das Personal am Schalter ist effizient und überaus freundlich. Ich brauche insgesamt nur 15 Minuten für den Check-in. Dennoch bietet die Konkurrenz hier mitunter mehr mit einem Priority-Check-in für die Premium-Economy-Gäste.


Das Gate: Der Hinweis auf Premium Economy fehlt noch. Das wird aber geändert.
Bild: aeroTELEGRAPH

Die Sicherheitskontrolle ist am Westschweizer Flughafen dank neuer Scanner (Flüssigkeiten und Laptops bleiben im Handgepäck) sehr schnell, obwohl an diesem Abend sehr viele Menschen abfliegen. Ich wünsche mir, dass das überall so wäre … Danach gehts schon durch die E-Gates der Passkontrolle zum Gate im neuen Aile Est. Lounge-Zugang gibt es wie bei eigentlich allen Airlines für Premium Economy nicht. Einsteigen kann man als Passagier der Zwischenklasse nach Gästen mit eingeschränkter Mobilität und den Business- und Status-Gästen. Auch das ist in Genf an meinem Reisetag noch nicht ausgeschildert. Ich muss deshalb nachfragen. Da ich in der ersten Woche der Einführung der neuen Klasse mitfliege, ist das verzeihlich.

Crew: ★★★★★. Emirates ist bekannt für einen aufmerksamen Service. Dem Ruf wird die Golfairline auch auf diesem Flug gerecht. Die Besatzung ist multikulturell wie meistens bei der Golfairline. Gesprochen wird von Deutsch und Französisch über Ukrainisch bis zu Gujarati. Das mag ich, weil es zur Luftfahrt passt und einen unverwechselbaren Stil bringt.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Mir gefällt das in seiner Üppigkeit reduzierte neue Interieur von Emirates deutlich besser. Es herrschen die Farben Weiß und Sandbraun vor. Die Teppiche sind grau meliert. Das wirkt elegant. Die Premium Economy ist in der Boeing 777-300 ER in einem eigenen Abteil untergebracht, das nach hinten durch Toilettenkabinen von der Economy getrennt ist und nach vorn mit einer Trennwand von der Business Class. Es weist 24 Plätze auf, die in einer 2-4-2-Konfiguration stehen. Mein ästhetisches Empfinden stört ein Detail: Die letzten Sitze der Business Class ragen über die Trennwand hinaus. Das schmerzt im Auge. Aber das ist wohl nur mein Problem und tut dem Reiseerlebnis keinen Abbruch. Daher kein Abzug.

Nach hinten ist die Premium-Economy-Kabine mit einer Trennwand abgeschlossen. Die Business-Sitze ragen etwas über die Wand hinaus. Bild: aeroTELEGRAPH

Sitz: ★★★★★. Hier trumpft Emirates groß auf. Der Sitz im Lederstil ist imposant. Er wirkt edel und hochwertig und erinnert an einen Sessel aus einem Businessjet. Er ist knapp 50 Zentimeter breit und weist einen Abstand von rund einem Meter zum vorderen Sitz auf. Ich sitze allerdings in der vordersten Reihe auf 14 K und habe daher noch mehr Beinfreiheit. Die ist aber auch in den anderen beiden Reihen mehr als ausreichend. Die Lehne lässt sich rund 20 Zentimeter nach hinten stellen. Zudem haben die Sitze Waden- und Fußstützen sowie eine sechsfach verstellbare Kopfstütze. Es gibt Schalter zum automatischen Verstellen der Lehne und der Wadenstütze sowie ein Fach für kleine Utensilien in der Armlehne. Zudem ist eine Ablage für den Cocktail vorhanden, die wie der große Tisch auch in Holzoptik gehalten ist. Alles ist wirklich solide und edel gestaltet. Zusätzlichen Stauraum bieten die großzügigen Taschen im Vordersitz, die in meinem Platz an der Trennwand angebracht sind. Fantastisch sind die Doppeljalousien mit ein Mal Sonnenblende und ein Mal Blende für absolute Dunkelheit. Insgesamt würde ich hier sechs Punkte vergeben, wenn das möglich wäre.


Der imposante Sitz von Emirates. Bild: aeroTELEGRAPH

Sauberkeit: ★★★★★. Alles ist blitzblank in dieser neu renovierten Boeing 777. Da ist absolut nichts auszusetzen.

Mahlzeiten: ★★★★★. Zum Start wird ein leckerer Orangensaft gereicht. Alternativ hätte man sich für einen Limonen-Pfefferminz-Saft oder Wasser entscheiden können. Auf Reiseflughöhe verteilt die Crew die handlichen Menükarten. Zudem gibt es Drinks. Ich entscheide mich für einen Domaine Chandon Brut, einen sehr guten australischen Schaumwein. Beim Hauptservice gibts zur Vorspeise einen Caprese-Salat an einer Balsamico-Sauce und gerösteten Pinienkernen. Er ist optisch schön angerichtet und frisch.

Bei der Hauptspeise entscheide ich mich für das Hähnchen mit gebutterten Bohnen, gerösteten Kartoffeln und glasiertem Pastinak. Es ist sehr lecker. Dazu genieße ich ein Glas Hartenberg Shiraz 2020. Zur Nachspeise gibt es Kaffee oder Tee und ein Schokoladen-Mousse mit einem Coulis von schwarzen Johannisbeeren. Vor der Landung am frühen Morgen wird dann ein Apfel-Zimt-Muffin mit Tee oder Kaffee serviert. Die Qualität der Speisen ist hervorragend, die Getränkeauswahl umfangreich. Alles wird in Glas und Porzellan serviert und wirkt daher sehr edel.

Unterhaltungssystem: ★★★★☆. Die Gäste der Premium Economy können die Unterhaltung auf einem 13,3-Zoll-Bildschirm genießen. Insgesamt gibt es 6500 Filme, TV-Sendungen, Dokumentationen, Podcasts und Playlists. Das ist unerreicht. Ich mag internationale Filme, die ich sonst nicht entdecken würde. Auch die gibt es. Einziger Wermutstropfen ist der Kopfhörer. Es ist der gleiche, der auch in der Economy Class ausgehändigt wird. Der ist okay, aber auch nicht mehr.

Wifi/Strom: ★★★★★. Möglichkeiten, die eigenen Geräte zu laden, sind ausreichend vorhanden. Neben USB-A- und USB-C-Buchsen gibt es in der Mittelkonsole eine Steckdose  für alle gängigen Stecker. Das Wifi kostet bei Emirates. Wer jedoch Mitglied des Vielfliegerprogramms Skywards ist, muss für das Kommunikationspaket nichts bezahlen, das sonst 4,99 Dollar kosten würde. Dazu muss man keinerlei Meilen auf dem Konto haben. Ich entscheide mich für diesen Umweg. Das Konto hatte ich mir allerdings schon zuvor angelegt und die Zugangsdaten gespeichert. Die Verbindung ist den ganzen Flug über stabil. Auch muss ich mich nicht immer wieder neu einloggen, wie mir das bei anderen Airlines schon wiederholt passiert ist. Das umfangreichere Surf- und Streamingpaket, für das ich mich nicht entschieden habe, kostet 16,99 Dollar für den gesamten Flug. Mit diesen Preisen liegt Emirates im mittleren Preissegment.

Extras: ★★★☆☆. Ein Amenity Kit gibt es nicht. Das bekommen nur Gäste auf längeren Flügen. Genf – Dubai dauert 6:30 Stunden – offenbar ist das zu kurz. Das finde ich enttäuschend, da Emirates sonst auf längeren Flügen selbst in der Economy Class ein Etui mit Zahnbürste, Schlafbrille und Ohrstöpsel verteilt. Neben einem bequemen Kissen mit edlem Bezug gibt es auch eine sich angenehm anfühlende Decke.

Gesamtnote: 4,5 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Emirates hat mit der neuen Premium Economy die Latte hoch gelegt. Die Golfairline überzeugt sowohl bei harten als auch bei weichen Faktoren. Mit ein paar wenigen Verbesserungen könnte sie sogar noch besser werden. Wer eine lange Reise vor sich hat, und bereit ist, deutlich mehr als in der Economy zu zahlen, trifft mit der Zwischenklasse eine sehr gute Wahl.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weiter Aufnahmen aus der Premium Economy von Emirates. Für große Bilder auf das erste Bild klicken.

Der Testflug verursachte 1100 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation).

Das Flugticket für diesen Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. Der Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei seinem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.