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Abtötung von Viren

Coronavirus führt zu UV-Licht-Boom

Die Corona-Pandemie zwingt Airlines und Flughäfen, sich mehr mit Desinfektion zu beschäftigen. Nun entdeckt die Luftfahrtbranche im großen Stil ultraviolette Strahlung.

2017 kam der Falke nach Hamburg. An einem kleinen Stand auf der Luftfahrtmesse AIX präsentierten damals Arthur Kreitenberg und sein Sohn Elliot ihre Erfindung, den Germ Falcon. Dabei handelt es sich um einen Trolley, der durch den Kabinengang geschoben wird, dabei seine Flügel oder besser gesagt Arme ausbreitet und mit kurzwelliger Ultraviolettstrahlung (UV-C) Sitze, Tische und Armlehnen desinfiziert. «Ich bin Chirurg und im Krankenhaus nutzen wir Ultraviolettstrahlung, um Keime abzutöten», erklärte Arthur Kreitenberg.

«Als ich eine Studie zur Verbreitung der Influenza durch Flugzeugpassagiere gelesen habe, habe ich mich gefragt, was Airlines für die Desinfektion tun», so der Erfinder damals. «Und die Antwort war: nichts.» Als aeroTELEGRAPH andere Branchenvertreter nach ihrer Meinung zum Germ Falcon fragte, lautet das Fazit meist: Eine gute Idee, aber warum sollten Airlines dafür Geld ausgeben? So blieb es in den kommenden Jahren ruhig um den Falken. Der Durchbruch blieb den Kreitenbergs und ihrer Erfindung vorerst verwehrt.

Branchenriese steigt ein

Doch alles änderte sich mit der Corona-Pandemie. Sie zwang Fluglinien, sich mit Desinfektion zu beschäftigen, und weckte auch das Interesse an Desinfektion durch UV-C-Licht. Im Juni erklärte Dimer UVC, wie die Firma der Kreitenbergs mittlerweile heißt, dass sie bei Germ Falcon künftig mit Honeywell Aerospace zusammenarbeitet. Der Branchenriese verkauft das Produkt nun unter dem Namen Honeywell UV Cabin System.

Honeywell erklärt noch ausdrücklich, dass UV-C-Licht zwar nachgewiesen wirksam sei gegen verschiedene Coronaviren, es aber noch keine Studien zum Covid-19-Erreger gebe. Ein deutscher Hersteller von UV-Geräten behauptet mittlerweile, zusammen mit der Universität Frankfurt einen entsprechenden Nachweis erbracht zu haben.

Tests in Brüssel und London Heathrow

UV-C-Strahlung ist der energiereichste Teil der optischen Strahlung. «UV-C-Strahlung schädigt die Erbsubstanz», erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz. Dadurch wirke sie «abtötend oder inaktivierend auf Mikroorganismen und Viren», und zwar auf Oberflächen, im Wasser oder in der Luft. Die Behörde warnt jedoch vor einer Anwendung am Körper: «Für die Augen und die Haut stellt dies ein gesundheitliches Risiko dar.»

Das müssen auch Flughäfen beachten, die derzeit UV-C-Licht als Mittel zur Desinfektion prüfen. So erwägt man etwa in Brüssel den Einsatz der Technik bei Trolleys und auf Böden, in London Heathrow bei Behältern in der Sicherheitskontrolle.

Roboter rollt in Düsseldorf

Der Flughäfen Düsseldorf prüft den Einsatz von Robotern, die nachts durch gewisse Terminalbereiche fahren und mit UV-C-Lampen desinfizieren. «Dies könnte eine effektive Ergänzung zur herkömmlichen Reinigungsleistung an stark frequentierten Stellen im Terminal sein», erklärt der drittgrößte deutsche Flughafen. Normalerweise komme der UV-Desinfektionsroboter in Krankenhäusern, Arztpraxen und Laboren zum Einsatz.

Auch Lufthansa Technik beschäftigt sich mit UV-C. Zusammen mit der Firma Diehl arbeitet die Lufthansa-Tochter an einer Lampe zur Desinfektion der WC-Räume im Flugzeug. Diese Lampe soll voraussichtlich per Steckverbindung befestigt werden, die bestrahlten Bereiche innerhalb von nur 44 Sekunden desinfizieren, sich nach maximal zwei Minuten automatisch ausschalten und von der Kabinencrew einsetzbar sein.

Lufthansa Technik prüft VIP-Einsatz

Die Lampe ist das konkreteste UV-C-Projekt von Lufthansa Technik. Darüber hinaus erklärt ein Sprecher: «Mehrere Abteilungen bei uns beschäftigen sich derzeit in unterschiedlichen Stadien mit dem Einsatz von UV-C in verschiedenen Bereichen der Kabine.» Einer dieser Bereiche seien VIP-Flugzeuge und andere Spezialflieger.

Germ Falcon, UV-C-Roboter und -Lampe sehen Sie in der oben stehenden Bildergalerie.