Letzte Aktualisierung: um 8:12 Uhr

Reisende aus der Schweiz

Corona im Flugzeug: Infektion trotz Test und Hygienemaßnahmen

Auf einem 18-stündigen Langstreckenflug steckten sich laut einer aktuellen Studie mehrere Personen bei einem Mitreisenden an. Und das, obwohl er einen negativen Corona-Test vorweisen konnte.

Fliegen gilt hinsichtlich der Übertragung von Coronavirus-Infektionen als verhältnismäßig sicher. So heißt es zumindest immer wieder in Meldungen von Airlines und Flugzeugbauern. Hepa-Filter an Bord würden die Luft fast wie im Operationssaal reinigen – Masken und Tests vor Abflug tun ihr übriges.

Dass die Angelegenheit doch nicht immer so einfach ist, zeigt eine aktuelle Studie aus Neuseeland, die vor kurzem in einer Vorab-Publikation veröffentlicht worden ist. Demnach waren nach einem 18-stündigen Flug von Dubai nach Auckland im September dieses Jahres insgesamt sieben Passagiere nach der Ankunft während der neuseeländischen Pflicht-Quarantäne nach einigen Tagen Sars-Cov-2-positiv.

Angesteckte saßen in der Nähe der kranken Person

Vier von ihnen dürften sich im Flugzeug bei einem Patienten angesteckt haben. Dessen Reisebegleiter hat sich die Infektion vermutlich schon vor Abflug eingefangen, ein weiterer Begleiter eines anderen Passagiers hat sich wohl erst später in der Quarantäne angesteckt. Herkunftsort von zwei der ersten drei positiven Fälle: Zürich. Dort waren Fall A und B laut der Studie am 28. September in Richtung Dubai abgereist.

Hinweise auf diesen Infektionsweg fanden die Studienautoren unter anderem durch genetische Fingerabdrücke der gefundenen Viren sowie die Tatsache, dass die Fluggäste nah zusammensaßen: maximal zwei Reihen vor oder hinter dem Patienten. In diesem Bereich der Boeing 777 waren auch nur 15 von mehr als 70 Plätzen besetzt.

Reisende nahmen die Masken zum Schlafen ab

Dass es auf Flügen zu Ansteckungen kommen kann, wurde bereits in mehreren Studien ausgeführt. Interessant bei dieser neuen Arbeit sind vor allem zwei Dinge: Zum einen wiesen der vermutete so genannte «Index-Patient» und sein Reisepartner fünf Tage vor Reisebeginn einen negativen PCR-Test vor. Der Ausbruch der Krankheit hat also zwischen Test und Abflug stattgefunden – oder aber die Infektion ist beim PCR-Test nicht erkannt worden.

Zum anderen hat dieser Flug erst vor kurzem (im September 2020) stattgefunden – also in einer Phase, in der schon längere Zeit verstärkte Hygienemaßnahmen an Bord durchgeführt wurden. Trotzdem haben einige der betroffenen Passagiere ihren Mund-Nasen-Schutz offenbar nur teilweise getragen – der Index-Patient und sein Reisepartner haben beispielsweise erklärt, dass sie ihn am Sitz und zum Schlafen abgenommen hätten.

Tests bringen nur ganz kurz vor Abflug etwas

Das Fazit der Studie: PCR- oder Antigen-Tests vor Abflug machen wenig Sinn, wenn sie nicht in einem sehr engen Zeitrahmen vor dem Flug durchgeführt werden. Einen Mund-Nasen-Schutz auf einem Langstreckenflug dauerhaft zu tragen, ist offenbar ebenfalls in der Praxis schwer umzusetzen – dieser muss ja auch beispielsweise beim Essen und Trinken abgenommen werden. Letztlich sind wohl auch die immer wieder propagierten Hepa-Filter ebenfalls nicht der Weisheit letzter Schluss – vor allem wenn Reisende in der Nähe eines «Spreaders» sitzen.

Für Passagiere bedeuten diese und andere Studien, dass Fliegen in Zeiten von Corona trotz Tests und Hygienemaßnahmen in Sachen Ansteckungsvermeidung nicht als 100-prozentig sicher gelten kann. Insbesondere auf Langstreckenflügen – auf denen man die Maske einfach nicht ständig tragen kann – dürfte ein gewisses Restrisiko bestehen bleiben. Airlines sollten jedenfalls darauf bestehen, dass Tests möglichst kurzfristig vor dem Abflug stattfinden müssen – und auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen achten.

Impfstoffe wecken Hoffnungen

So sehr man sich von Seiten der Branche auch bemüht – und so sehr Flug- und Reisefans es sich wünschen: Bis die Pandemie komplett eingedämmt ist, wird das – hinsichtlich Infektionsgefahr – entspannte Flugerlebnis noch auf sich warten lassen. Mit den jüngst veröffentlichten erfolgreichen Studien zu den Impfstoffen ist allerdings bereits ein Silber-(Kondens-)streifen am Horizont zu sehen.

Die Studie finden Sie hier als PDF.