Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Brief ans Managament

Condor-Personal beklagt sich über härtere Firmenkultur

In einem offenen Brief beklagen sich Vertreter des Personals des Ferienfliegers über nicht eingehaltene Versprechen und zu strenge Vorgaben. Die Folge seien «Unzufriedenheit und Resignation» bei der Condor-Belegschaft.

Es sei ein Dreiklang, der Condor erfolgreich mache, sagte Ralf Teckentrup kürzlich: niedrige Kosten, guter Service und motivierte Mitarbeitende. Und deshalb habe der Ferienflieger «exzellente Chancen in den nächsten drei, vier oder wie viel Jahren auch immer», so der Vorstandsvorsitzende zum Magazin Wirtschaftswoche. Es war eine Art Ausblick auf die Zeit, nachdem er im kommenden Frühjahr in Rente gehen wird.

Doch der Dreiklang ist disharmonisch geworden. In einem offenen Brief an Teckentrup beklagt sich die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit, dass der Chef «das notwendige Augenmaß dafür verloren» habe, «was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch zuzumuten ist und was nicht». Der Erfolg von Condor habe bisher auf dem viel beschworenen Condor-Spirit basiert, so die Gewerkschaft der Pilotinnen und Piloten. Man habe auch einfach mal so etwas für das Unternehmen getan, etwas ohne Verpflichtung möglich gemacht.

«Zieht sich durch die gesamte Belegschaft eine Unzufriedenheit»

Mittlerweile sei dies jedoch nicht mehr selbstverständlich, so die Vertreter des Cockpitpersonals von Condor. Die Vorgaben des Managements verstärkten diese Entwicklung «erheblich». Das sind harte Vorwürfe, die da Teckentrup gemacht werden, nachdem er das Unternehmen erfolgreich durch die Insolvenz und Corona-Krise geführt hat.

Nicht nur die Pilotinnen und Piloten seien unzufrieden, so die Gewerkschaft. «Dadurch zieht sich durch die gesamte Belegschaft eine Unzufriedenheit und Resignation, die den Weg in eine erfolgreiche Zukunft gefährdet», heißt es im Brief, der aeroTELEGRAPH vorliegt und das Datum des 25. November trägt.

Condor: Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen

Auch ganz konkrete Vorwürfe gibt es. Condor halte den «stark zugunsten des Arbeitgebers angepassten, reduzierten Manteltarifvertrag nicht ein». Zudem würden versprochene Kompensierungen als Gegenleistung das Akzeptieren von Sparmaßnahmen nicht gewährt. Das Fazit der Vereinigung Cockpit: Die bisher gelebte, konstruktive sozialpartnerschaftliche Handlungsweise sei «inzwischen sehr einseitig geworden».

Nach einem herausfordernden Sommer für alle in der Luftfahrt, natürlich auch für Condor, habe es Gespräche mit allen Sozialpartnern zur Entlastung gegeben, sagt eine Sprecherin von Condor. Die seien zunächst herausfordernd gewesen. Der Brief stamme aus jener Zeit. In der Zwischenzeit seien die Verhandlungen jedoch abgeschlossen worden. «Es wurde – trotz geschlossener Tarifverträge – unter anderem eine Erhöhung der Spesensätze von über 20 Prozent ab 1. Januar 2023 vereinbart. Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen gemeinsam beschlossen, beispielsweise zur Stabilisierung der Dienstpläne oder auch die Einführung von iPads als Arbeitsgeräte in der Kabine.»

Neue Eigentümerin hat neue Ziele

Am Freitag (9. Dezember) dann eine Nachricht, die nicht alle Crews begrüßten. Condors Mehrheitseigentümerin Attestor kündigte an, eine neue Fluggesellschaft zu gründen. Marabu Airlines wird ab Hamburg und München Urlaubszeile ansteuern. Das sorgt bereits wieder für Unruhe. «Wenn der gleiche Eigentümer mit gleichen Flugzeugen die gleichen Strecken bedient und dabei den Condor-Vertrieb nutzt, werden viele Fragen aufgeworfen», so Stefan Herth, Präsident der Vereinigung Cockpit. Solche Konstruktionen seien geeignet, Druck auf Tarif- und Arbeitsbedingungen auszuüben.

Klar ist: Nach der Pleite der ehemaligen Eigentümerin Thomas Cook ging es ums nackte Überleben. Mit Attestor hat Condor nun eine Finanzinvestorin als Eigentümerin. Und deren Geschäftsmodell ist im Prinzip simpel: Auf dem investierten Kapital möglichst eine hohe Rendite erzielen. Sei es durch eingesammelte Dividenden oder einen Weiterverkauf.

«Grundlagen des Erfolges sind Mitarbeitende»

Doch bei der Vereinigung Cockpit sieht man es etwas anders. Ein Weiter so könne es nicht geben, heißt es im Brief an Teckentrup. Und weiter: «Der Erfolg eines Unternehmens mag sich zwar anhand einer Bilanz bemessen lassen. Die Grundlagen dieses Erfolges sind aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.