Letzte Aktualisierung: um 21:43 Uhr

Finanzen, Zeitplan, Modelle

Condor nimmt neuen Anlauf zur Flottenerneuerung

Mit Mehrheitseigentümer Attestor will der Ferienflieger für eine Milliarde endlich seine Langstreckenflotte modernisieren. Die Chancen für Schnäppchen von Condor stehen gut.

Jahrelang wurde am Projekt gearbeitet. Anfang 2017 wurde es jedoch auf Eis gelegt. Condor verschob damals die Erneuerung der Langstreckenflotte. Seitdem schiebt der Ferienflieger die Anschaffung neuer Flugzeuge für seine Fernflüge vor sich her.

In der Corona-Krise ist das teilweise ein Vorteil: Wenn sie nicht fliegen, verursachen die alten Boeing 767 von Condor aufgrund niedrigerer Leasingraten geringere Kosten als topmoderne Flieger. Die können ihren Kostenvorteil erst ausspielen, wenn sie spritsparend fliegen. Dennoch: Irgendwann muss die Flotte erneuert werden. Das betonte auch Friedrich Andrea, Investment Manager bei Condors neuem Mehrheitseigentümer Attestor, am Donnerstagabend (20. Mai) im Gespräch mit Journalisten.

«Flugzeuge im Wert von rund einer Milliarde»

Attestor stellt 250 Millionen Euro Eigenkapital für die Anschaffung neuer Langstreckenjets zur Verfügung. «Das bedeutet, dass man mit dem Eigenkapital und zusätzlichem Fremdkapital Flugzeuge im Wert von rund einer Milliarde finanzieren kann», ergänzte Condors Finanzchef Christoph Debus. Zu den Details hält sich die Airline noch bedeckt.

Gefragt nach dem Zeitplan für die Flottenerneuerung sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup, er wolle keine detaillierte Auskunft geben und könne lediglich sagen: «Normalerweise dauert ein Projekt für die Beschaffung einer Langstreckenflotte sechs bis neun Monate.» Dann habe man einen Vertrag unterschrieben. «Und dann dauert die Lieferung eines ersten Flugzeuges auch nochmals um die 18 Monate.» Allerdings: «Wir glauben schon, dass wir da zügiger sein werden», sagte Teckentrup, ohne weiter ins Detail zu gehen.

Boeing 767 im Durchschnitt älter 25 Jahre

Der Hinweis auf eine Lieferzeit von 18 Monaten macht deutlich, dass Condor nicht nur in Erwägung zieht, sich zügig Flieger vom Gebrauchtmarkt zu beschaffen oder vorhandene Flugzeuge von Leasingfirmen zu beziehen. Neue Maschinen, ob gekauft oder zusammen mit einem Leasingpartner angeschafft, sind eine echte Option für den Ferienflieger.

Attestor-Manager Andrea nannte die derzeit niedrigen Flugzeugpreise sogar als ein Argument für den Einstief des Finanzinvestors in die Luftfahrt. Condor hat 15 Boeing 767 mit einem Durchschnittsalter von mehr als 25 Jahren, die ersetzt werden müssen. Eine Mischung aus Kauf und Leasing von neuen Jets erscheint nicht unwahrscheinlich.

Schnäppchen bei Airbus oder Boeing?

Was die Modellauswahl angeht, sagte Teckentrup nur: «Es wird Airbus der Boeing.» Der Ferienflieger hielt sich bei diesem Punkt bisher stets bedeckt. Nur Finanzchef Christoph Debus bestätigte 2017 im Interview mit aeroTELEGRAPH, dass man sich Modelle anschaue, «die in etwa unserer jetzigen Größe entsprechen», also Airbus A330, A330 Neo, Boeing 787.

Der A330 in seiner ursprünglichen Version ist mittlerweile ein bisschen mehr in die Jahre gekommen, Airbus hat kaum noch offene Bestellungen vorliegen. Er könnte gute Chancen bei Condor haben, falls die Airline sich doch entscheidet, gebrauchte Flieger zu kaufen.

Lufthansa machte es bei Boeing 787 vor

Airbus A330 Neo und Boeing 787 könnte die Airline direkt vom Hersteller beziehen und davon profitieren, dass derzeit die Preise gut verhandelbar sind und immer wieder schon gebaute Exemplare von Kunden nicht oder nicht so schnell abgenommen werden.

Lufthansa hat es gerade vorgemacht. Die fünf zusätzlichen Boeing 787-9, welche die Airline kurzfristig und wohl zu einem guten Preis bekommt, waren ursprünglich für eine oder mehrere andere Fluglinien bestimmt, welche die Maschinen nicht mehr oder zumindest nicht so schnell haben wollen. Solche eine Gelegenheit könnte auch Condor nutzen mit Unterstützung von Attestor ein Schnäppchen machen.