Letzte Aktualisierung: um 10:51 Uhr

Reserven schwinden

Condor braucht nochmals Hilfe

Die Reserven des Ferienfliegers schwinden, je länger sich der Neustart des Urlaubsgeschäfts verzögert. Deshalb ist Condor wieder auf der Suche nach Geld – in Berlin und anderswo.

Das Jahr eins nach Thomas Cook war für Condor ein Höllenritt. Zuerst musste sich der Ferienflieger auf die neue Situation ohne Unterstützung der ehemaligen Mutter und der ehemaligen Schwestern einstellen, dann einen neuen Eigentümer suchen, nur um später zu erfahren, dass der doch nicht will und zuletzt geriet er wie die ganze Branche in den Strudel der Corona-Krise.

Die diversen Rückschläge schlugen sich in einem Rekordverlust nieder. 225 Millionen Euro betrug der Fehlbetrag bei Condor im Geschäftsjahr 2019/20, das am 30. September 2020 geendet hatte. Und danach wurde es nicht besser. Im Oktober und November wurden nochmals 40 Millionen verbrannt, wie es im Geschäftsbericht heißt.

Hohe Mittelabflüsse

Für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 rechnete das Management unter Ralf Teckentrup dankt Kostensenkungen eigentlich bereits wieder mit einem kleinen Gewinn von 8 Millionen Euro. Doch die Prognose von Mitte Dezember ist längst Makulatur. Dezember, Januar und Februar liefen ähnlich schlecht, weil Reiserestriktionen weiter bestehen und sich die Impfung der Bevölkerung dahinzieht.

Auch das Ostergeschäft fällt dieses Jahr weitgehend ins Wasser. Und der Neustart von Urlaubsflügen im großen Stil verzögert sich immer weiter. Das führt bei Condor zu einem hohen Mittelabfluss, weil Einnahmen fehlen und zugleich viele Kosten weiter anfallen. Die Reserven schwinden.

Bereits großer Teil der Hilfen aufgebraucht

Zwar bekam Condor im vergangenen April 550 Millionen Euro aus dem Corona-Schutzschild-Programm. 256 Millionen Euro davon brauchte der Ferienflieger aber umgehend, um den genutzten Teil des früheren 380-Millionen-Kredites zurückzuzahlen. Von den restlichen 294 Millionen Euro gingen mehr als 40 Millionen für die Kosten des Schutzschirmverfahrens drauf.

Von den verbliebenen rund 250 Millionen der staatlich garantierten Hilfen ist bereits mehr als die Hälfte aufgebraucht, wie es aus Branchenkreisen heißt. Noch hat damit zwar Condor Geld in der Kasse. Aber unendlich sind die Mittel nicht mehr, besonders wenn sich der Neustart immer weiter verzögert.

«Konstruktive Sondierungsgespräche»

Deshalb ist der Ferienflieger erneut auf der Suche nach Geld, wie Kenner der Verhältnisse berichten und zuvor bereits das Tourismusfachmagazin FVW berichtete. Sowohl die deutsche Regierung als auch Investoren sollen schon angesprochen worden sein. «Wir können bestätigen, dass wir uns derzeit mit den Möglichkeiten zu einer finanziellen Unterstützung für Condor auseinandersetzen und dazu konstruktive Sondierungsgespräche führen», bestätigt eine Sprecherin der Fluglinie.

Für die Zukunft gibt sich Condor dennoch zuversichtlich. Man verfüge «über die in Deutschland klar führende und auf europäischer Ebene über eine extrem wettbewerbsfähige Kostenstruktur», so die Sprecherin. Für den kommenden Sommer ist das überaus wichtig, denn der Preiskampf wird enorm sein, jetzt wo viele Airlines ums nackte Überleben kämpfen.