Russland
Piloten und Pilotinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Aeroflot
Nichtbezahlung von Überstunden, Fälschung von Stundenzetteln, nicht als Arbeitszeit angerechnete Ausbildungsflüge. Das sind einige der Vorwürfe, die Cockpitcrews gegen Aeroflot erheben.

Jet von Aeroflot: In vielen Cockpits herrscht Unmut.

Jet von Aeroflot: In vielen Cockpits herrscht Unmut.
Russische Airlines haben nicht nur Probleme durch fehlende Flugzeuge und Ersatzteile. Die größte Fluggesellschaft des Landes, Aeroflot, steht auch in Sachen Personal nicht gut da. So meldeten sich beispielsweise im vergangenen Sommer zur gleichen Zeit massenhaft Kabinencrew-Mitglieder krank und protestierten so gegen die Arbeitsbedingungen. Sogar eine Staatsanwaltschaft schaltete sich ein, da es Vorwürfe gab über zu lange Arbeitszeiten und über Schulungen, die den Angestellten nicht als Arbeitszeit angerechnet wurden.
Kurz danach fielen aber auch viele Flüge wegen Personalmangels im Cockpit aus und Aeroflot warb temporär um Crews der eigenen Tochter Rossiya. Im Herbst machte die Fluggesellschaft ihre Stellen dann attraktiver, indem sie die Löhne im Cockpit anhob.
Das sind die Vorwürfe
Doch schon im Dezember gab es erneut Beschwerden von Pilotinnen und Piloten – und die wiederholen sie jetzt mit Nachdruck. Wie das Portal Logistika Prim berichtet, hat sich Cockpitpersonal an die zuständige Staatsanwaltschaft gewandt und Dokumente vorgelegt, die massenhafte Verstöße gegen das Arbeitsrecht und «betrügerische Handlungen» des Flugdirektors von Aeroflot belegen sollen.
Den Angaben zufolge ignoriert das Flugmanagement der russischen Airline systematisch Arbeitszeitstandards, was zur Nichtbezahlung von Überstunden, zur Fälschung von Stundenzetteln und anderen Verstößen geführt habe. Zu den Hauptbeschwerden gehört die fehlende Erfassung der Arbeitszeiten von Fluglehrern und Flugbesatzungen bei der Durchführung von Schulungen, Flügen als Dienstpassagiere und anderen Tätigkeiten.
Vertuschen statt beheben?
Die Crews werfen dem Flugdirektor vor, die Mängel seit der Kritik im Dezember nicht behoben zu haben, sondern sie weiterhin vertuschen zu wollen. Zudem ignoriere er Anweisungen der Aufsichtsbehörden und lasse Kritiker in den eigenen Reihen versetzen oder degradieren, gerade bei den Ausbildern. Das habe dazu geführt, dass die Ausbildung in diesem Sommer quasi lahmgelegt werde. Die Staatsanwaltschaft prüft die Vorwürfe mittlerweile laut dem Bericht und hat von Aeroflot Unterlagen angefordert.