Vorwürfe
Chaotische Zustände am Flughafen Mogadishu
Die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen Mogadishu seien quasi nichtexistent, sagt der Pilot des Flugzeuges von Daallo Airlines, an dessen Bord letzte Woche eine Bombe explodierte.
Terminal des Aden Adde International Airports: Angst um den Boom.
Terminal des Aden Adde International Airports: Angst um den Boom.
Temel Kotil schwärmte regelrecht von Somalia. «Mogadishu. Da sind wir sehr erfolgreich», sagte der Chef von Turkish Airlines vor zwei Jahren zu aeroTELEGRAPH. «Es ist ein gebrochenes Land. Aber inzwischen sind wir wirklich sehr froh über die Mogadishu-Flüge. Es gibt Millionen Somalis, die im Ausland leben». Die Flugzeuge in die somalische Hauptstadt seien gut gefüllt.
Auch andere Fluggesellschaften erlebten dank der großen somalischen Diaspora und den vielen anreisenden Mitarbeitenden von Hilfswerken und einer sich stabilisierenden politischen Lage einen kleinen Boom in Somalia. Die Sicherheit sei kein Problem, meinte der Flughafendirektor zudem 2013. Der Aden Adde International Airport werde von 17’000 Soldaten beschützt, man habe vier Röntgenmaschinen und zahlreiche Sicherheitschecks. Offenbar sind diese Zeiten vorbei – oder es gibt zumindest geteilte Meinungen über die Qualität des Flughafens.
Niemand trägt einen Badge
Der Pilot des Airbus A321 von Daallo Airlines, an dessen Bord letzte Woche eine Bombe explodierte, hält die Sicherheitsmaßnahmen in Mogadishu jedenfalls für nichtexistent. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass das eine Bombe gewesen sei, die ein Loch in den Rumpf gerissen habe, so Vlatko Vodopivec zur Nachrichtenagentur AP. «Wenn wir da parken, laufen zwanzig, dreißig Leute auf das Vorfeld.» Niemand von ihnen trage einen Badge oder eine gelbe Weste. «Sie kommen ins Flugzeug und laufen wieder heraus – niemand weiß, wer wer ist.» Diese Leute könnten alles in den Flieger schmuggeln.
Auch die somalischen Behörden geben inzwischen zu, dass es sich um einen terroristischen Akt gehandelt hat. Der somalische Geheimdienst Nisa erklärte am Sonntag, Aufnahmen von Überwachungskameras am Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadishu zeigten, wie zwei Männer einem Passagier einen Laptop übergeben. Einer der beiden Männer trug demnach eine Jacke des Sicherheitsdienstes. Zuvor wollten die Behörden einen Anschlag ausschließen – offenbar aus Angst vor einem abrupten Ende des Booms. Daallo Airlines stoppte denn auch vorübergehend die Flüge nach Mogadishu.
Islamisten auf dem Vormarsch
In Somalia ist die islamistische Al-Shabaab auf dem Vormarsch. Sie hat innerhalb von fünf Jahren den ganzen Süden unter ihre Macht gebracht. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Staates in dem die Scharia gilt. In den besetzten Gebieten ist etwa die Internetnutzung verboten.