Challenge Airlines
Wie eine kleine Frachtairline durch die Pandemie kommt
Eine kleine Frachtairline kann derzeit Aufträge annehmen, die andere ablehnen müssen. Das hat einen klaren Grund, wie das Beispiel von Challenge Airlines zeigt.
Eine Boeing 747: Seit einigen Wochen fliegt Challenge Airlines mit ihrer neuen Lackierung auf der Boeing 747.
Logo der Gruppe: Challenge Airlines ist Teil der Challenge Group.
Cockpit des Jumbos: Das Cockpit der Boeing 747 ist der Arbeitsplatz für die rund 40 Piloten von Challenge Airlines.
Voll mit Fracht: In die Boeing 747-400ERF passen 112 Tonnen Fracht
Die Airline hat ihren Sitz am Flughafen Liège.
Eine Boeing 747: Seit einigen Wochen fliegt Challenge Airlines mit ihrer neuen Lackierung auf der Boeing 747.
Logo der Gruppe: Challenge Airlines ist Teil der Challenge Group.
Cockpit des Jumbos: Das Cockpit der Boeing 747 ist der Arbeitsplatz für die rund 40 Piloten von Challenge Airlines.
Voll mit Fracht: In die Boeing 747-400ERF passen 112 Tonnen Fracht
Die Airline hat ihren Sitz am Flughafen Liège.
Morgens um 10 Uhr landet die Boeing 747-400 ERF auf der verregneten Landebahn 05R am Flughafen Liège. Die Maschine, die erst vor kurzem die neue Lackierung von Challenge Airlines erhalten hat, kommt aus Wuhan. An Bord sind hauptsächlich Masken und Desinfektionsmittel. Die Mitarbeiter tragen Palette für Palette aus dem Frachtraum. Die Kartons sind so gestapelt, dass sie sich der Form des Fliegers anpassen, um jeden freien Quadratmeter im Flieger optimal zu nutzen.
Wie viele andere Frachtlinien hat auch Challenge Airlines volle Auftragsbücher. Rund um die Uhr sind ihre beiden Jumbojets im Dienst, um die verlorenen Frachtkapazitäten auf Passagierfliegern zumindest teilweise zu kompensieren. Dabei ist Fracht aber nicht gleich Fracht. Wie der Name Challenge Airlines schon zeigen soll, übernimmt die Airline die besonders kniffligen Transporte.
Europas Frachtdreieck
Die verschiedenen Unternehmen der Challenge Group arbeiten am Flughafen Liège miteinander. Auf dem Weg zur Boeing 747-400ERF in ihrer neuen Lackierung auf dem Vorfeld grüßt Operativchef Martin Scheffmann die Mitarbeiter mit Namen, hier kennt man sich. Die enge Zusammenarbeit ist ihnen sehr wichtig, sagt er.
Die Frachtgruppe hat sich bewusst für den Standort in Belgien entschieden, er liegt direkt zwischen den Flughäfen Frankfurt, Paris und Amsterdam, an den zwei Drittel der europäischen Luftfracht abgewickelt werden. Auch in fünf Jahren sieht sich die junge Airline, die früher ACE Belgium hieß, an diesem Standort. Nur etwas größer.
Erfolg in der Nische
Die Fluglinie mit Wurzeln in Tel Aviv hat etwas, dass ihre Konkurrenz nicht hat: Zeit. Während geleaste Fracht-Jumbos der Konkurrenz rund 16-18 Stunden am Tag in der Luft sein müssen, um Gewinne zu erwirtschaften, profitiert Challenge Airlines von ihren gekauften Boeing 747.
Die vergleichsweise niedrigen Betriebskosten erlauben es, deutlich längere Bodenzeiten in Kauf zu nehmen und dennoch profitabel zu sein. Das kommt auch den Kunden entgegen. Immer wieder benötigt spezielle Fracht besondere Aufmerksamkeit bei der Handhabung und auch mehr Zeit beim Beladen. Zeit, die Challenge Airlines sich nehmen kann.
Spezial Transporter in der Luft
Durch diese Nische sichert sich der Frachtcarrier Kunden, die für Airlines wie Cargolux, Lufthansa Cargo oder andere Frachtairlines nicht profitabel wären. «Auch die Mitarbeiter steuern einen großen Teil zum Erfolg der Airline bei. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche der Challenge Group gibt uns ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche», sagt Geschäftsführer Eshel Heffetz zu aeroTELEGRAPH.
Denn anders als viele Konkurrenten fliegt die Airline nicht nur Fracht von einem Flughafen zum nächsten, auch die Abholung und der Weitertransport ist ein Teil des Services. Die Fluglinie gehört zur Challenge Group, zu der auch CAL Cargo Airlines gehört. Die Gruppe bietet sozusagen ein all inclusive Paket für den Kunden und organisiert den Transport von Haus zu Haus. Aber auch um die Beladung der Flugzeuge, deren Wartung und um vieles mehr kümmert sich die Challenge Group selbst.
Sitzplätze im Frachtflugzeug
Mittlerweile wurde schon fast alles mit dem Flugzeug transportiert. Und an Bord von Frachtern reisen nicht immer nur Pakete. «Manchmal müssen die Verantwortlichen der Fracht mitreisen, etwa beim Transport von Tieren», berichtet Heffetz. Eine Boeing 747-400BCF (Vom Passagierflieger zum Frachter umgebaut) hat für solche Anliegen zum Beispiel ein größeres Oberdeck und kann mehr Passagiere und Fracht aufnehmen.
Dennoch ist es für Heffetz aktuell keine Option ausgemusterte Passagier-Jumbos zu kaufen, von denen es aktuell viele gibt, und diese umzurüsten. «Aktuell stehen kaum Slots zur Umrüstung zu Verfügung, und selbst wenn, dann dauert diese rund zwei Jahre und kostet viel Geld», sagt er. «Der Frachtmarkt verändert sich aktuell sehr rasant, man kann nicht genau wissen, wie er in zwei Jahren aussieht.»
Erweiterung mit anderen Boeing Frachtern
Ein Modell, das für Challenge Airlines interessant ist: Die Boeing 777 ERSF. Sie ist die umgerüstete Version der Boeing 777-300ER und somit 10 Meter länger als die ursprüngliche 777F. Eine ehemalige Triple Seven von Emirates befindet sich bereits im Umbau. Auch Challenge Airlines wirft ein Blick auf das neue Modell.
«Wir haben den Ehrgeiz, unsere Flotte vorsichtig zu erweitern. Abhängig von der Wahl der Flugzeuge und der Verfügbarkeit ist es das Ziel der Gruppe, auf 6-8 Flugzeuge zu expandieren», sagt Eshel Heffetz. Die Gruppe untersucht auch, ob neben der Boeing 747 die Boeing 777 ERSF ein Teil ihrer Flotte wird.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen vom Betrieb von Challenge Airlines.