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Aufruhr bei Brussels Airlines

Nach Entlassungen fürchten die Angestellten der Tochter von Lufthansa, dass bald noch härtere Schnitte anstehen.

Es geht zwar nicht um große Zahlen, doch die Meldung kam unerwartet. Und deshalb sorgt sie für Unruhe. Rund zehn Mitarbeiter entliess Brussels Airlines letzte Woche. Der Schritt habe wirtschaftliche Gründe, erklärte das Management, nachdem der Abbau durch belgische Medien bekanntgemacht wurde. Je nach Quelle wird von neun bis zwölf Angestellten gesprochen. Das ganze sei ohne Rücksprache mit der Gewerkschaft geschehen, beschweren sich die Arbeitnehmervertreter laut der Zeitung La Libre Belgique. Das Management dementiert diese Vorwürfe. Alle Entlassenen stammen offenbar zum Finanzdepartement der Airline, die 2007 aus dem Zusammenschluss von Virgin Express und der Sabena-Nachfolgerin SN Brussels Airways entstand.

Doch was in Belgien vor allem für Unruhe sorgt ist, dass laut dem Rundfunksender RTL mehrere Quellen berichten, das die zehn Stellen erst der Anfang sein könnten. Nach den ersten Entlassungen der vergangenen Woche fürchten Vertreter aus Politik und Wirtschaft, dass nun eine Massenentlassung bei Brussels Airlines bevorsteht. «Es könnte gut sein, dass die Konzernführung einen viel weiter greifenden Sozialplan geplant hat, als wir alle erwarten würden», sagt etwa Thierry Vuchelen von der Liberalen Union. Dafür spreche die Tatsache, dass in der kommenden Woche Gespräche zwischen Piloten, Crews und Management anstünden.

Vorstand dementiert

Brussels Airlines steckt schon länger in finanziellen Schwierigkeiten. Im vergangenen Jahr verbuchte die Lufthansa-Tochter mit einer Flotte von 48 Fliegern und rund 3000 Angestellten einen Verlust von 80 Millionen Euro. Auch 2012 wird ein Minus erwartet, wenn auch ein kleineres. Momentan rechnet man mit etwa 20 Millionen. Beim Management machte man sich darum bereits Anfang des Jahres daher große Sorgen und appellierte an die Regierung: «Wenn sich nichts ändert, ist die Situation nicht mehr haltbar», sagte Verwaltungsratspräsident Etienne Davignon.

Doch das Management will nichts von weiteren Entlassungen wissen. «Wir reden hier von ein paar Kündigen bei über 3000 Mitarbeitern», beschwichtigt Konzernchef Bernard Gustin. Das sei noch lange kein Hinweis auf einen Sozialplan. Man habe schon im Vorfeld transparent kommuniziert, dass Kündigungen nicht ausgeschlossen seien. Die Betriebskosten müssten um 15 Prozent sinken. Da gehe es um Produktivitätssteigerungen und Optimierung bei der Effizienz. «Entlassungen gehören eben manchmal dazu.»

Wegzug aus Belgien

Erst im März hatte Brussels Airlines für Furore gesorgt, als sie der Regierung mit einem Wegzug aus dem Land gedroht hatte. Die steuerlichen Vorteile würden diesen Schritt sehr attraktiv machen, so damals Etienne Davignon in einem Radio-Interview. Grund sei die steigende Bedrohung durch Billigflieger, vor allem Ryanair. Es sei ein Paradoxon: Die Angestellten von Ryanair seien deutlich besser bezahlt als diejenigen von Brussels Airlines – weil man es sich höhere Löhne eben nicht leisten könne. Die irische Airline hat ihre Basis in Belgien am Flughafen Charleroi, Brussels Airlines direkt in Brüssel.