Letzte Aktualisierung: um 19:18 Uhr

One Air

Brexit zwingt britische Frachtairline, ihre Boeing 747 in den USA zu warten

Weil die Briten aus der EU ausgetreten sind, sind viele Lizenzen in der Luftfahrt ungültig geworden. Das macht die Wartung vor allem für die letzte verbleibende Betreiberin von Boeing 747 im Vereinigten Königreich sehr teuer.

British Airways hat der Boeing 747 bye bye gesagt. Im Oktober 2020 hoben ihre letzten beiden Jumbo-Jets in London-Heathrow ab. Inzwischen gibt es nur noch eine Fluggesellschaft aus dem Vereinigten Königreich, die den Doppelstöcker in ihrer Flotte hat. Die Frachtairline One Air betreibt zwei Boeing 747-400. Und das bereitet ihr seit dem Brexit Probleme.

Denn im Land gibt es keinen Wartungsstandort für Jumbo-Jets mehr. Und hier kommt der Brexit ins Spiel. Denn infolge des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU waren nicht nur Pilotinnen und Piloten gezwungen, sich in der Europäischen Union neu lizenzieren zu lassen, was mit erheblichen Kosten verbunden war, so One-Air-Chef Chris Hope zur Zeitung The Guardian. Dasselbe gelte für Lizenzen von Ingenieurinnen und Ingenieuren.

Wertlose Lizenzen

Diese seien wertlos geworden, da es keine gegenseitige Anerkennung für die beiden Berufsgattungen mehr gebe. Nur noch ein Standort in Deutschland wartet jetzt noch Boeing 747 aus dem Vereinigten Königreich. Schaut man sich an, wo in Land die Flieger von One Air in letzter Zeit waren, dürfte das der Hangar am Flughafen Hahn sein. Und nicht immer gelang es One Air, Termine dort zu bekommen.

«In den sieben Monaten dieses Kalenderjahres hatten wir bisher zwei Wartungen, die in die USA gehen mussten», so Hope. Pro Flieger koste das rund 500.000 Dollar zusätzlich, unter anderem auch aufgrund der weiteren Reise, die zudem Emissionen verursache. Und auch Routinewartungen seien betroffen. Denn Bauteile können nur dann in britische Flugzeuge eingebaut werden, wenn sie im Vereinigten Königreich zugelassen sind oder unter das Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA fallen.

Hoffnung auf neue Regierung

«Wenn die Reparatur von einer Werkstatt in der EU durchgeführt wird und dieses Unternehmen nicht über eine britische Zulassung verfügt, kann sie nicht verwendet werden, und das hat erhebliche Auswirkungen», so Hope. Er setzt nun große Hoffnungen in die neue Labour-Regierung. Außenminister David Lammy sagte immerhin bereits, er werde versuchen, dieses Problem im Rahmen der von der neuen Regierung angestrebten Neuordnung der EU-Beziehungen zu lösen.