Fusion mit Boeing
Brasilien lehnt Verkauf von Embraer ab
Boeing will sich mit Embraer verstärken. Doch der brasilianische Präsident Michel Temer ist gegen einen Verkauf des nationalen Flugzeugbauers an die Amerikaner.
Brasiliens Präsident Michel Temer: «Unter meiner Regierung wird Embraer nie verkauft».
Brasiliens Präsident Michel Temer: «Unter meiner Regierung wird Embraer nie verkauft».
In Brasília wurde man kalt erwischt. Vertreter des brasilianischen Verteidigungsministeriums hatten zwar bemerkt, dass sich in letzter Zeit ungewöhnlich viele Lobbyisten von Boeing in der Hauptstadt zeigten. Doch was ihr Ziel war, blieb ihnen verborgen, wie die Zeitung Folha de São Paulo schreibt.
Erst am Donnerstagnachmittag (21. Dezember) erfuhr darum die Regierung Brasiliens von der Absicht Boeings, sich mit Embraer zusammenzuschließen – beziehungsweise den brasilianischen Flugzeugbauer zu übernehmen. Nachdem ein erster Zeitungsartikel zu den Verhandlungen erschienen war, habe die Regierung Informationen zusammengetragen, schreibt das Blatt weiter. Danach besprach Präsident Michel Temer die Pläne mit wichtigen Vertretern des Verteidigungsministeriums.
Mit Veto gedroht
Offenbar ist er wenig erbaut über den Plan der beiden Flugzeugbauer, auch wenn der offenbar nur die zivile Sparte Embraers betreffen soll. Temer sei zwar offen für jede Art von Verhandlungen, schreibt Folha de São Paulo. Nur wenn es um einen Wechsel im Aktionariat gehe, dann werde man opponieren. «Unter meiner Regierung wird Embraer nie verkauft», so Temer gemäß dem Blatt. Bei Embraer besitzt der Staat über eine so genannte Goldene Aktie trotz Privatisierung im Jahr 1994 immer noch ein Vetorecht.
Boeing ist bei Embraer zu Eingeständnissen bereit. So sollen der Name und das Management von Embraer beibehalten und auch eine Jobgarantie abgegeben werden. Die beiden Unternehmen wissen aber, dass es nicht leicht wird, alle zu überzeugen: «Es gibt keine Garantie, dass aus den Gesprächen auch eine Transaktion resultieren wird», teilten sie mit.