Regelwidrigkeiten entdeckt
Boeings Sicherheitsprobleme vor der 737 Max
Im Zuge des Groundings der 737 Max wird Boeings Sicherheitskultur unter die Lupe genommen. Dabei kommen auch Schwierigkeiten aus der Vergangenheit ans Licht.
Produktion der Boeing 787: Auch hier gab es Schwierigkeiten.
Produktion der Boeing 787: Auch hier gab es Schwierigkeiten.
Die Luftfahrtbehörde der USA hat schon vor den beiden tödlichen Abstürzen von 737 Max von Lion Air und Ethiopian Airlines mit Boeing um die Sicherheitskultur gestritten. Das berichtet die Washington Post. Die Zeitung bezieht sich dabei vor allem auf Vorfälle im Jahr 2015 und eine anschließende Einigung zwischen Konzern und der Federal Aviation Administration FAA.
Auf einer Reise nach Japan sei einem FAA-Mitarbeiter 2015 aufgefallen, dass ein dortiger Boeing-Zulieferer über Jahre Zertifikate für Hunderte von Frachttüren von Boeing 777 gefälscht habe, schreibt das Blatt unter Berufung auf Interviews und Regierungsdokumente. Im selben Jahr hätten Boeing-Techniker Werkzeuge in Flügeln von Flugzeugen vergessen und Verkabelungen bei der 787 unsachgemäß vorgenommen. Kürzlich wurde auch bekannt, dass ebenfalls 2015 eine Boeing 787 an Air Canada ausgeliefert wurde, für deren Übergabe Boeing-Mitarbeiter Dokumente gefälscht hatten.
Boeing gelobt bei Paketlösung Besserung
Wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften habe die FAA in dieser Zeit mehr als ein Dutzend Verfahren gegen Boeing gestartet oder erwogen, schreibt die Washington Post unter Berufung auf FAA-Dokumente. Da Boeing zwar Lösungen versprochen, diese am Ende aber oft nicht geliefert habe, sei die Behörde einen anderen Weg gegangen. Statt jeden einzelnen Fall abzuhandeln, habe sie Ende 2015 eine Paketlösung mit Boeing vereinbart.
Das Unternehmen und die Behörde unterzeichneten demnach eine fünfjährige Vergleichsvereinbarung. Laut dieser zahlte Boeing 12 Millionen Dollar – rund 10 Prozent des heutigen Listenpreises einer 737 Max 8. Das Management stimmte auch zu, wesentliche Änderungen an internen Sicherheitssystemen und -praktiken vorzunehmen.
Justizministerium weitet Untersuchung aus
In den rund dreieinhalb Jahren bis zum September 2018 habe Boeing es jedoch verfehlt, einige der Verpflichtungen aus dem Abkommen zu erfüllen, berichteten zwei Informanten der Washington Post. Boeing erklärte, man habe wichtige Schritte unternommen, um die Anforderungen zu erfüllen. Die FAA entschied sich im vergangenen Jahr gegen eine zusätzliche Strafe von erneut 12 Millionen Dollar.
Die Seattle Times berichtet derweil, das US-Justizministerium untersuche nicht mehr nur die Zertifizierung der 737 Max, sondern habe nun auch Vorladungen im Zusammenhang mit der 787-Produktion in South Carolina verschickt. Die New York Times hatte im April bereits über massive Vorwürfe on Mitarbeitern der Dreamliner-Produktion in dem Bundesstaat berichtet.