Folgen der 737-Max-Abstürze
Boeings Image auf der Rutschbahn
Das zweite Unglück einer 737 Max konnten dem Image von Boeing in den USA zuerst nichts anhaben. Das hat sich nun geändert.
Marke Boeing: gerade unter Druck.
Marke Boeing: gerade unter Druck.
Gleich nach dem Absturz der Boeing 737 Max 8 von Ethiopian Airlines war die Betroffenheit groß. Dem Ruf des Flugzeugbauers konnte das Unglück mit 157 Toten zumindest in den USA aber zunächst nichts anhaben. Das zeigt eine exklusive Analyse von Adwired für aeroTELEGRAPH. Vier Tage lang nahmen die Imagewerte im Heimatland von Boeing sogar zu, so die Auswertung des Beratungsunternehmens für Medienbeobachtung und Markenanalyse.
In den Vereinigten Staaten überragten die positiven die negativen Aussagen über den Flugzeugbauer auf Sozialen Medien und in klassischen Medien zu Beginn noch deutlich. «Die Amerikaner äußerten sich sehr positiv über Boeing und sie gaben sich zuversichtlich in Bezug auf eine sorgfältige und proaktive Aufklärung und vertrauten in die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Marke», sagt Adwired-Partner Nik Stucky. Die positive Gesinnung gegenüber Boeing änderte also auch das zweite Unglück einer Boeing 737 Max also zuerst nicht.
USA folgen Europa
Ganz anders sah es in Europa aus. Da stürzten die Imagewerte von Boeing umgehend ab. «Da die Fakten in beiden Regionen gleichzeitig verfügbar waren, liegt die Hypothese nahe, dass die Beziehung zur Marke den sehr unterschiedlichen Verlauf der Wahrnehmung bestimmte», kommentiert Markenexperte Stucky. Oder mit anderen Worten: Auf dem Alten Kontinent wird Boeing als Airbus-Konkurrent seit jeher skeptischer betrachtet. Und dieser Effekt hat sich nach dem Crash in Äthiopien noch verstärkt.
Inzwischen haben die USA allerdings nachgezogen. Auch zwischen Los Angeles und Boston geriet Boeings Image auf die Rutschbahn. «Die Marke wird nun ebenso mit Kritik und negativen Eigenschaften assoziiert», so Stucky. Die positiven Werte haben sich zwar von ihrem Tief wieder etwas erholt. Doch auch die negativen stiegen deutlich an, so werden Attribute wie fehlerhaft, unfähig, aggressiv in den Vereinigten Staaten heute auf Sozialen Medien und in klassischen Medien deutlich öfter in Zusammenhang mit Boeing genannt als mit Airbus.
Airbus gilt in USA als unfair
Das sind beileibe nicht nur immaterielle Werte. «Marken mit einem positiven Image genießen einen Vertrauensbonus, welcher ihnen gerade in schwierigen Zeiten Gehör und Glaubwürdigkeit verschafft», so Experte Stucky. Fehle dieses Vertrauen oder sei es angeschlagen, werde es schwieriger. «Dann ist es für ein Unternehmen um ein Vielfaches schwieriger, eine Krise zu bewältigen», sagt er.
Nur in einem Punkt schneidet Airbus deutlich schlechter in den USA ab als Boeing. Die Marke wird massiv öfter mit dem Attribut unfair in Verbindung gebracht – wohl nicht zuletzt auch wegen des Subventionsstreits. Doch das aktuelle Markenimage ist nur eine Momentaufnahme – es ist so dynamisch wie ein Aktienkurs und kann auch durchs Management beeinflusst werden. Aber da hat Boeing noch viel zu tun.
Eine Milliarde Dollar Kosten
Finanziell hat Boeing inzwischen selbst eine Schätzung abgegeben, wie viel das Grounding den Hersteller kosten dürfte. Allein der Anstieg der Kosten bei der Produktion kostet Boeing rund eine Milliarde Dollar. Mögliche Kompensationszahlungen infolge der Abstürze sind da aber noch nicht mit einberechnet.