Warten auf 777-8
Boeing wirbt mit Übergangslösung um Qantas
Die Boeing 777-8 wird kaum rechtzeitig fertig für den Start von Qantas' Ultralangstreckenflügen im Jahr 2022. Der Flugzeugbauer schlägt eine Übergangslösung vor.
Bau eines Qantas-Dreamliner bei Boeing: Die Amerikaner müssen Zeit gewinnen.
Bau eines Qantas-Dreamliner bei Boeing: Die Amerikaner müssen Zeit gewinnen.
Es ist vielleicht nicht der lukrativste, aber der zurzeit wohl prestigeträchtigste Auftrag für Langstreckenflieger. Airbus und Boeing ringen darum, Qantas von ihren Jets zu überzeugen, mit denen die Australier die Ultralangstreckenflüge des Project Sunrise starten können. Der europäische Flugzeugbauer machte Mitte Oktober deutlich, dass er eine neue, reichweitenstarke Version des A350-1000 ins Rennen schicken wird. Und Boeing?
Eigentlich will der amerikanische Flugzeughersteller Qantas eine Ultralangstreckenversion der 777-8 anbieten. Doch die Entwicklung der 777X hat Verspätung. Da es für die 777-8 zudem deutlich weniger Aufträge gibt als für die größere 777-9, hat die kleinere Variante für Boeing geringere Priorität. Die Anpassung der 777-8 an die Ultralangstrecke liegt auf Eis, weil der Konzern mit der 737 Max beschäftigt ist.
Hat Boeing die Nase vorne?
Qantas-Chef Alan Joyce hat nun angedeutet, wie Boeing vorgehen will. «Während sich die 777-8X wahrscheinlich verzögern wird, hat Boeing ein überzeugendes Angebot auf den Tisch gelegt», sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. «Teil des Vorschlages ist eine Alternative, die uns einen Übergang zur späteren Lieferung der 777 ermöglicht.» Weitere Details verriet der Vorstandsvorsitzende nicht.
Dafür erklärte Joyce, die Boeing 777-8 überzeuge ihn mehr, was die Nutzlast für Routen wie London – Sydney angehe. Dagegen sei der leichtere Airbus A350 wirtschaftlicher auf Flügen nach Hongkong oder Los Angeles und biete mehr Flexibilität. Das klingt, als könnte Boeing die Nase beim Project Sunrise leicht vorne haben. Andererseits hat Airbus den Vorteil, dass der A350-1000 schon ein fertiges Flugzeug ist, während die 777-X nicht mal ihren Erstflug absolviert hat, was entsprechende Risiken birgt.
Tests mit 787-9 laufen schon
Umso wichtiger scheint die Frage: Wie könnte Boeings Übergangslösung aussehen? Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Wenn die größere 777-9 keine weiteren Rückschläge erleidet, könnte Boeing eine modifizierte Version dieses Jets anbieten, um das Warten auf die kleinere 777-8 zu überbrücken. Oder der Hersteller setzt auf die 787-9 und modifiziert sie für die Ultralangstrecke.
Qantas testet zurzeit schon mit der normalen 787-9, wie Passagiere 19-Stunden-Flüge verkraften. Um die Strecke zu schaffen, sind die Flieger nicht voll besetzt. Am Donnerstagmorgen (14. November) startete ein Flug von London Richtung Sydney. Zuvor war Qantas schon mit einer 787-9 von New York nach Sydney geflogen.