Konzernchef Calhoun
Boeing will neues Modell erst gegen 2035 bringen
Der amerikanische Flugzeugbauer plant, erst Mitte des nächsten Jahrzehnts ein von Grund auf neues Modell auf den Markt zu bringen. Boeing-Chef David Calhoun erklärt, warum.
Boeings 787 Eco Demonstrator in Seattle: Fortschritt bei Nachhaltigkeit ist zentral.
Boeings 787 Eco Demonstrator in Seattle: Fortschritt bei Nachhaltigkeit ist zentral.
Eine Antwort auf den Airbus A321 XLR? Eine Boeing 797? Etwas ganz anderes? Allen Spekulationen zum Trotz machte Boeing-Chef David Calhoun im Sommer deutlich, dass es so schnell kein neues Modell vom amerikanischen Flugzeugbauer geben wird.
Dafür brauche es eine effizientere Antriebstechnologie, eine stärkere Digitalisierung der Produktionsprozesse sowie weitere Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit und Autonomie, sagte Calhoun. Nur einen Zeitrahmen nannte der Konzernchef von Boeing nicht.
Neues Boeing-Modell erst gegen 2035
Bei der Investorenkonferenz des Flugzeugbauers am 2. November ist Calhoun nun konkreter geworden. Man werde ein neues Flugzeugmodell wohl erst «Mitte nächster Dekade einführen», sagte der Boeing-Chef. Er machte deutlich, dass dann der ganz große Sprung gelingen soll. «Ich möchte keine Lücke in einer Produktlinie füllen», so Calhoun. «Ich möchte ein Produkt bauen, das sich so abhebt, dass es die bisherigen Flugzeuge völlig ersetzt.» Dazu müsse es 20, 25 oder sogar 30 Prozent besser sein als die Vorgänger.
Vor 2030 erwarte er keinen Durchbruch für ein wegweisendes neue Flugzeug, erklärte Calhoun mit Blick auf die gesamte Branche. «Die Technologien werden noch nicht bereit dafür sein, das möglich zu machen.» Sie bräuchten Zeit und müssten sich bewähren.
Nachhaltigkeit als entscheidender Faktor
Entscheidend für die Frage, wann ein neues Flugzeug bereit sei, könnte der Aspekt Nachhaltigkeit sein, so der Konzernchef. Ohne große Fortschritte in Sachen Emissionen werde es kein neues Modell geben. Ohne Konkurrent Airbus zu nennen, sagte der Boeing-Chef, er glaube nicht daran, dass Wasserstoff die Lösung für dieses Problem sei.
Zum autonomen Fliegen erklärte Calhoun, davon sei man gar nicht so weit entfernt, auch durch militärische Entwicklungen. Und durch Flugtaxis wie vom Unternehmen Wisk, in das Boeing investiert hat, würden die Behörden lernen, autonome Fluggeräte zu zertifizieren.
Nächstes Boeing-Flugzeug soll autonom fliegen können
«Es ist nicht unvernünftig für uns, über Autonomie im nächsten Verkehrsflugzeug nachzudenken», so der Boeing-Chef. Er könne nicht sicher sagen, ob es dann wirklich autonom fliegen werde. «Aber es sollte auf jeden Fall dazu in der Lage sein.»
Calhoun erklärte, was Boeing vorhat, bevor man sich einem neuen Modell zuwendet. Bis 2025/2026 stehen finanzielle Erholung und operative Stabilität im Fokus. Boeing größtes Projekt liege aber im Bereich Sicherheit und werde erst nach 2026 perfektioniert sein.
Varianten aktueller Modelle auch vorher denkbar
Dabei geht es darum, dass der Hersteller möglichst alle Daten von jedem Flug mit einem Boeing-Jet weltweit so schnell wie möglich erhalten, analysieren, Auffälligkeiten auswerten und bei Bedarf an die eigenen Ingenieure weiterleiten möchte. Dabei soll künstliche Intelligenz zunehmend helfen. Ziel ist es, die Sicherheitssysteme von Boeing und den Betreibern der Flugzeuge ineinander zu integrieren.
Während Boeing wohl erst gegen 2035 ein gänzlich neues Flugzeug auf den Markt bringt, könnte es aber vorher neue Varianten bestehender Modelle geben. Man werde aggressiv in bestimmte Programme investieren, worüber man aber noch nicht reden könne, so Calhoun.
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