Kritik von Leasingriese Avolon
«Boeing verbrennt Geld in nie dagewesenem Ausmaß»
Ein großer Kunde geht mit dem Flugzeugbauer hart ins Gericht: Boeing sei vom Weg abgekommen und brauche womöglich eine neue Führung, sagt der Chef von Avolon.
Flügelspitzer der Boeing 777X: Der Konzern hat viele Probleme.
Flügelspitzer der Boeing 777X: Der Konzern hat viele Probleme.
Das Management von Boeing ist wahrlich nicht zu beneiden. Die 737 Max ist zwar fast überall auf der Welt wieder zugelassen worden. Doch die Probleme des Konzerns wurden derweil nicht kleiner. Er kann noch immer keine Dreamliner ausliefern, hat zudem Schwierigkeiten, die Zertifizierung der 737 Max 10 zeitnah zu schaffen, und bei der 777X musste er eben erst eine neue Verzögerung bekannt geben.
Ein großer Kunde findet für den aktuellen Zustand des amerikanischen Flugzeugbauers klare Worte. «Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Boeing vom Weg abgekommen ist», sagte Domhnal Slattery gemäß der Nachrichtenagentur Reuters kürzlich auf einer Konferenz. Slattery ist Chef von Avolon, mit einem Bestand von 540 Flugzeugen drittgrößter Leasinggeber der Welt.
Fehlerhafte Unternehmenskultur
«Boeing hat eine lange Geschichte. Sie bauen großartige Flugzeuge», so Slattery. Aber man sage, dass die Unternehmenskultur die Strategie zum Frühstück verspeise. «Genau das ist bei Boeing passiert», so der Avolon-Chef. Die Folge der mangelhaften Unternehmenskultur habe zu Mängeln in der Produktion geführt, die nun teuer korrigiert werden müssten. Die Folge sei brutal, so Slattery: «Sie verbrennen Geld in einem noch nie dagewesenem Ausmaß.»
Slattery findet, dass Boeing seine Relevanz auf dem Markt «grundlegend neu definieren» müsse. Das erfordere «eine neue Vision und vielleicht eine neue Führung», so der Avolon-Chef. Die Leasingfirma besitzt 169 Boeing-Jets. Offene Bestellungen beim amerikanischen Hersteller hat sie noch 31, alle für 737 Max. Während der Corona-Krise hatte sie eine Order über 75 Exemplare der Boeing 737 Max annulliert.
Immer neue Probleme bei Boeing
Während der 737-Max-Krise war der frühere Boeing-Chef Dennis Muilenburg zurückgetreten und der Finanzmanager David Calhoun übernahm das Steuer bei Boeing. Er schaffte es, die Kommunikation massiv zu verbessern und das Flugzeug wieder in die Luft zu bringen. Aber immer wieder neue Probleme machen ihm zu schaffen. Immerhin ist Slattery langfristig zuversichtlich, wie Reuters ihn zitiert: «Ich bin zuversichtlich, dass sie eine Lösung finden werden.»