Boeings geheime 777X-Tests
In einer ehemaligen Bootswerft testet der Flugzeugbauer offenbar die Automatik der Neuversion der Boeing B777. Bald soll das Programm offiziell starten.
B777: Bald in der Neuauflage.
B777: Bald in der Neuauflage.
Absolute Geheimhaltung herrscht bei Boeing über das, was in der Anlage in Anacortes vorgeht. Die ehemalige Bootswerft in dem Ort im amerikanischen Bundesstaat Washington stand lange leer. Nun mietete sich der Flugzeugbauer in ihr ein, berichtet die Zeitung Seattle Times. Die Fabrik liegt nur etwa vierzig Meilen von Boeings Stammwerk in Everett entfernt, wo die Boeing B777 gebaut wird. Offiziell heißt es vom Konzern, man spreche nicht darüber, was in der Fabrik vor sich gehe. Doch es gibt Hinweise.
Ein Ingenieur, der mit der Sache vertraut ist, plauderte gegenüber der Zeitung aus: In der Werft testet Boeing neue Technik für den Bau der B777X. «Wir werden den Rumpf anders bauen als bisher», so der Informant. «Es wird dabei viel mehr Automatik zum Einsatz kommen.» So hofft der Flugzeugbauer, die Produktionsrate ohne zusätzliche Arbeitskosten hochfahren zu können.
Outsourcing nach Japan?
Für den Bau des Rumpfs wägt Boeing zwei Optionen ab, heißt es. Zum einen überlege man, alles in Everett zu erledigen. Die andere Möglichkeit wäre das Outsourcing nach Japan. Dort könne der Rumpf auch gebaut werden. Offenbar besteht zwischen den beiden Standorten ein harter Wettbewerb. Doch in Everett ist man zuversichtlich. «Wir haben Platz für die Tragflächen, für den Rumpf, für das ganze Ding. Wir haben einen genialen Plan», so der Ingenieur. Die Produktionsstraße, die in Everett momentan als Reserve für den Dreamliner fungiert, würde dann für die B777X gebraucht. So habe man beide Versionen direkt beieinander.
Die Produktionsrate soll sich dann durch die Automatisierung massiv erhöhen. Von momentan 8,3 Jets im Monat soll sie auf 10 bis 12 steigen. Dadurch will Boeing einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Airbus A350 schaffen. Die Europäer haben bereits einen höheren Anteil an Automatik.
Flügel von Mitsubishi?
Die Boeing B777X soll die Erfolgsstory der Triple-Seven weiter schreiben. breitere Tragflächen erhöhen die Reichweite, die Flügel sind außerdem aus Verbundwerkstoffen und dadurch leichter. Der Rumpf bleibt aus Aluminium wie auch bei den bisherigen Versionen. Wo die einzelnen Sektionen hergestellt werden ist noch nicht klar. Für die Flügel soll Mitsubishi ein ernstzunehmender Kandidat sein. Die Japaner stellen auch die Flügel des Dreamliners her. Mitsubishi, Kawasaki und Fuji liefern außerdem momentan Metallteile zu, aus denen der Rumpf in Everett zusammengesetzt wird. Im Herbst soll das Programm offiziell gestartet werden, berichten Branchenquellen. Dann gebe es auch Entscheidungen.