Letzte Aktualisierung: um 20:42 Uhr

Zulassung erst 2023

Boeing schafft es auch bei der 737 Max 7 nicht mehr rechtzeitig

Nicht nur die 737 Max 10 verspätet sich. Auch die 737 Max 7 kommt ziemlich sicher erst 2023. Um dann nötig werdende Anpassungen zu umgehen, eilt die Politik Boeing zu Hilfe.

Irgendwie erinnert die Situation an die Grundschule, wenn der Lehrer die Zensuren der letzten Klassenarbeit verteilt. Die Spannung ist unerträglich, wenn er durch die Bankreihen wandert. Und die Enttäuschung groß, wenn die Schüler das Blatt zurückerhalten und die miese Note erblicken, die oben drauf steht. Genau so muss sich Boeing kürzlich gefühlt haben.

Der Lehrer heißt Federal Aviation Administration FAA und das Thema der Klassenarbeit war die 737 Max 7. Die Luftfahrtbehörde der USA habe dem Management des Flugzeugbauers einen Brief geschrieben, berichtet die Zeitung Seattle Times. Und darin habe sie mitgeteilt, dass die eingereichten Unterlagen für die Zulassung der kleinsten Variante der 737 Max «völlig unzureichend» seien, wie es im Bericht heißt.

Es fehlen noch viele Dokumente

Mit Stand vom 15. September seien erst knapp 10 Prozent der erforderlichen Sicherheitsanalysen genehmigt worden, heißt es im Schreiben der Luftfahrtbehörde. Weitere 70 Prozent befänden sich in verschiedenen Stadien der Überprüfung und Überarbeitung. «Am besorgniserregendsten ist jedoch, dass Boeing für sechs der ausstehenden Sicherheitsanalysen noch keine Erstvorlage eingereicht hat.»

Die Prüfung der Dokumente sei komplex, weil sie für die Flugsicherheit des neuen Flugzeugs zentral seien. Deshalb werde sie «viel Zeit in Anspruch nehmen», zitiert die Seattle Times aus dem Brief. Um die Zulassung bis zum Ende des Jahres zu schaffen, hätten die Dokumente eigentlich bis Mitte September eintreffen sollen, so die FAA weiter.

Strengere Vorschriften umgehen

Für Boeing ist das ein Rückschlag. Der Konzern hatte noch vor Kurzem damit gerechnet, es bei der 737 Max 7 vor Ende des Jahres zu schaffen. Das wäre wichtig gewesen, um zusätzliche Vorschriften umgehen zu können, die Zeit und Geld kosten. Bie der 737 Max 10 hat sich Boeing bereits damit abgefunden, dass es 2023 wird, bis die Zulassung erteilt wird.

Nach den Abstürzen von zwei Boeing 737 Max in den Jahren 2018 und 2019  wurde in den USA Ende 2020 der Aircraft Safety and Certification Reform Act verabschiedet. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Flugzeuge, die ab 2023 zugelassen werden, im Cockpit neue Sicherheitsvorschriften erfüllen. Die Systeme müssen es der Crew ermöglichen, akustische und visuelle Warnungen bestmöglich zu unterscheiden und fehlerhafte Warnungen zu unterdrücken.

Boeing argumentiert mit höherer Sicherheit

Doch Boeing kann auf die Hilfe der Politik zählen. Schon jetzt laufen im Parlament der USA Vorbereitungen, dem Flugzeugbauer eine Fristverlängerung zu gewähren. Dieser argumentiert, es sei am Ende auch sicherer, keine Neuerungen einzuführen. Denn sonst könnten Pilotinnen und Piloten, die auf den unterschiedlichen Versionen der Max und der Vorläufergeneration 737 NG fliegen, verwirrt werden.