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Krise um die 737 Max

Boeing sammelt deutlich weniger Aufträge ein

Kostet das Grounding der 737 Max Boeing viele neue Bestellungen? Ein Vergleich zum Vorjahr gibt einen ersten Aufschluss. Airbus schlägt sich allerdings nicht besser.

Im März kündigte die indonesische Airline Garuda an, ihre Order für Boeing 737 Max zu stornieren. Auch andere Fluggesellschaften überdenken ihre Bestellungen nach den beiden Abstürzen von Lion Air und Ethiopian Airlines und dem weltweiten Grounding des Modells. Doch welche Auswirkungen hat die Krise auf neue Bestellungen? Ein Blick in die aktuelle Orderübersicht des Flugzeugbauers gibt erste Hinweise.

Wenn man Bestellungen für Militär-, Fracht- und Businessjet-Varianten herausgerechnet, hatte Boeing im Januar 2018 von drei Kunden Orders über insgesamt 13 Jets erhalten – alles 737 Max. Im Januar 2019 waren es neun 737 Max, insgesamt verkauften die Amerikaner 27 Flugzeuge. Im Februar 2019 stand dagegen keine Order für den US-Flugzeughersteller zu Buche. Ein Jahr zuvor waren es noch zwei Aufträge über insgesamt neun 737 Max gewesen.

Klarer Rückgang im März

Am 10. März 2019 verunglückte dann die Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines und kurz darauf beorderten Luftfahrtbehörden weltweit das Modell zu Boden. Boeing geriet immer mehr in die Defensive. In diesem Monat erhielt der Flugzeugbauer Orders über immerhin 39 Flugzeuge. Aber keines davon war eine 737 Max.

Lufthansa bestellte im März 2019 20 Boeing 787-9, British Airways 18 Exemplare der 777X. Zudem geht eine 787-9 über den Finanzierungsableger Boeing Capital Corporation an einen Kunden. Der März im Vorjahr war noch deutlich stärker: 2018 hatten neun Kunden Bestellungen für insgesamt 117 Jets bei Boeing abgegeben, davon alleine 85 Exemplare der 737 Max. Dazu kamen 31 Boeing 787-9 und eine 787-8.

Airbus noch schwächer

Und im April? 2018 hatte Boeing in diesem Monat drei Orders über insgesamt 13 Exemplare der 737 Max bekommen. Im April 2019 gab es eine Bestellung über vier 737 Max von einem unbekannten Käufer. Es ist die erste Max-Order seit Januar. Unter dem Strich zeigt sich also, dass Boeing im Vergleich zum Vorjahr klar weniger neue Bestellungen einsammelt – insbesondere seit dem Grounding der 737 Max. Vor allem die 737-Max-Aufträge blieben seither fast gänzlich aus.

Allerdings zeigt ein Blick zum Konkurrenten Airbus, das es dort auch ohne Abstürze und Grounding nicht besser aussieht, was die Neubestellungen angeht. Erst am 22. Februar konnte Airbus die erste neue Order des Jahres 2019 verbuchen: vier Airbus A220 für Air Vanuatu. Im März folgten 20 A320 Neo für einen nicht genannten Kunden, 20 A350-900 für Lufthansa sowie fünf A350-900 und zwölf A350 für Starlux Airlines. Im April orderte Uganda Airlines zwei A330-800. Ebenfalls in diesem Monat verkündete Airbus die Bestellung von drei A350-900 durch Lufthansa Technik im Auftrag der deutschen Bundesregierung – bei diesen Flugzeugen handelt es sich aber um Privatjets.

Was bringt Le Bourget?

Zählt man alles zusammen, kommt man – ohne Berücksichtigung von Stornierungen – bei Airbus bis Ende April auf neue Orders über 63 Passagierjets. Boeing sammelte im selben Zeitraum neue Bestellungen für 70 Passagierflieger ein. Wenn man auch andere Jet-Varianten einberechnet und zur Nettobetrachtung wechselt, also Annullierungen berücksichtig, steht es zwischen Airbus und Boeing -58 zu 87. Allerdings weist Boeing dabei auch Militär-Versionen aus, Airbus nicht. Andererseits haben die Amerikaner aufgrund einer neuen Buchhaltungsvorschrift Bestellungen für 206 Jets als weniger sicher eingestuft. Zieht man diese ebenfalls ab, kommt man auf -119 Nettobestellungen.

Der Monat der Wahrheit in dieser Hinsicht wird der Juni. Dann steht die Pariser Luftfahrtmesse Le Bourget an, bei der die Flugzeugbauer stets versuchen, sich bei neuen Orders gegenseitig zu übertrumpfen.