Letzte Aktualisierung: um 14:39 Uhr

Anhörung des NTSB

Boeing passt nach Alaska-Airlines-Zwischenfall Design der 737 Max 9 an

Zwei Tage lang befragen die Ermittler öffentlich Personen zum Zwischenfall einer Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines. Boeing gelobt Besserung. Doch das NTSB ist frustriert.

Es ist eine der umfangreichsten Anhörungen, welche das National Transportation Safety Board NTSB je durchgeführt hat. Die Ermittlungsbehörde befragt gerade zwei Tage lang Beteiligte und Verantwortliche zum Zwischenfall von Alaska-Airlines-Flug AS1282 im Januar. Während des Steigflugs hatte sich ein Paneel aus dem Rumpf der Boeing 737 Max 9 gelöst.

Eine Flugbegleiterin beschrieb den Schreckensmoment, als das Teil sich löste. «Ganz plötzlich gab es einen wirklich lauten Knall und viel zischende Luft, als ob die Tür aufgesprengt würde», erzählte sie laut der Nachrichtenagentur Reuters. «Masken fielen herunter und ich sah, wie der Vorhang der Bordküche in Richtung Kabine gesaugt wurde.»

Konstruktionsänderung

Bei den Ermittlungen, die auf den Zwischenfall folgten, kamen viele Probleme beim Flugzeugbauer ans Licht. So war das Paneel unter anderem nicht richtig gesichert worden. An vier Stellen war es nicht richtig festgeschraubt, nachdem Boeing-Mitarbeitende das Bauteil aus- und wieder eingebaut hatten. Warum das geschah, ist nicht klar, denn dokumentiert wurde das Problem nicht.

Der Flugzeugbauer reagiert darauf mit einer Änderung des Designs der Boeing 737 Max 9.  «Wir arbeiten an einigen Konstruktionsänderungen, die es ermöglichen, dass der Türstöpsel erst dann geschlossen wird, wenn er sicher befestigt ist», sagte Elizabeth Lund, bei Boeing zuständig für die Qualitätssicherung bei der Anhörung.

Immer wieder defekte Rümpfe

Auch werde man sichergehen, dass das Paneel nicht einfach ausgebaut werde – ob absichtlich oder versehentlich. Leuchtend blaue und gelbe Schilder sollen darauf hinweisen. Außerdem gibt es neue Vorschriften für den Fall, dass der Türverschluss während der Produktion geöffnet werden muss.

Lund sieht die Schuld aber nicht nur bei Boeing selbst, denn der Ausbau des Paneels sei wohl erfolgt, weil es am Rumpf einen Defekt gegeben habe. Und dafür verantwortlich ist Zulieferer Spirit Aerosystems – der jetzt wieder von Boeing gekauft wird. Vor dem Unfall vom 5. Januar habe jeder an Boeing ausgelieferte 737-Rumpf Mängel aufgewiesen, die man wieder habe beheben müssen.

NTSB-Chefin frustriert

«Was wir nicht wollen, sind die wirklich großen Defekte, die Auswirkungen auf das Produktionssystem haben», sagte Lund. «Ich kann Ihnen sagen, dass wir um die Zeit des Unfalls herum mehr und mehr solcher Probleme feststellen konnten.» Das deckt sich mit Aussagen von NTSB-Chefin Jennifer Homendy.

Homendy sagte jedoch am Dienstag gegenüber Reportern, dass aus Dokumenten und Gesprächen mit Boeing-Mitarbeitenden hervorgehe, dass das Unternehmen seit Jahren von Problemen bei den Rümpfen wisse und diese trotz Fehlern angenommen habe. Erst nach dem Unfall habe Boeing begonnen, sich zu weigern, nicht konforme Rümpfe anzunehmen.

Ermittlungen schwierig

Homendy ist frustriert. «Warum braucht es eine schwere Tragödie, die so viel schlimmer hätte sein können, damit sich etwas ändert?», so die Vorsitzende laut der Zeitung Washington Post zu den Medien. Auch sonst würden sich die Ermittlungen schwierig gestalten. Die Person, die für die Türpaneele zuständig ist, sei krankgeschrieben. Daher habe man sie noch nicht befragen können. Zudem würden viele Stellungnahmen schlicht mit den Worten «ich weiß von nichts» enden.