Falsch gebohrt
Boeing muss 102.000 Löcher an 737 Max überprüfen
An mehr als 200 Rümpfen von 737 Max sind komplizierte Überprüfungen nötig. Das wirkt sich auch auf die Auslieferungen und den Gewinn von Boeing aus.
Produktion der Boeing 737 Max: Es wird weniger Auslieferungen geben.
Produktion der Boeing 737 Max: Es wird weniger Auslieferungen geben.
Es sind nur kleine Löcher. Doch sie bereiten Boeing ziemlich großen Ärger. Weil sie teilweise länglich statt kreisförmig gebohrt wurden, muss der Flugzeugbauer mehr als 165 Flugzeuge, die noch auf die Auslieferung warten, überprüfen. «Das ist derzeit unsere wichtigste Aufgabe», so Finanzchef Brian West laut der Zeitung Seattle Times bei einer Konferenz.
Entdeckt hatten Boeing und der Rumpfzulieferer Spirit Aerosystems das Problem Ende August. Die Löcher befinden sich im Bereich des hinteren Druckschotts im Heck des Fliegers – eine Art abschließende Rückwand der Druckkabine. Von rund 1000 Löchern sind 500 maschinell von einem Subunternehmen von Spirit Aerosystems gebohrt worden – teilweise falsch.
Überprüfung mit Röntgengeräten
Das Problem betrifft laut Boeing nicht unmittelbar die Flugsicherheit. Dennoch müssen die 165 Flugzeuge bei Boeing sowie 39 weitere Rumpfsektionen, die noch bei Spirit Aerosystems stehen, überprüft werden. Insgesamt geht es um rund 102.000 Löcher.
Das hintere Druckschott, hier einer Embraer E190. Bild: aeroTELEGRAPH
Und das ist mühsam. Teilweise braucht es Röntgengeräte. «Wir haben im Wesentlichen eine separate Fabrik auf der anderen Straßenseite eingerichtet», sagte Spirit-Chef Tom Gentile laut der Seattle Times. Zwei Teams arbeiten dort an Röntgeninspektionen, während sechs Teams die Reparaturen durchführen.
Auswirkungen auf Auslieferungen
Die Überprüfung der Rümpfe bei Spirit soll bis Ende November abgeschlossen sein. Doch bei Boeing dürfte es bei den fertigen Flugzeugen länger dauern. Auch Boeing 737 Max, die bereits in Betrieb sind, sind von dem Problem betroffen. Doch diese können laut Boeing im Rahmen des normalen Wartungszyklus überprüft und im Zweifel repariert werden.
Bei Boeing wirkt sich das Problem jetzt auf die Auslieferungen aus. Nach 111 und 100 Exemplaren im ersten und zweiten Quartal wird Boeing im dritten nur 70 737 Max ausliefern. Finanzchef Brian West glaubt aber daran, das Ziel von 400 bis 450 Jets im Jahr dennoch zu erreichen – aber im unteren Bereich der Spannbreite. Finanziell werde das Problem aber spürbar sein.
Nicht das erste Problem
Es ist nicht das erste Problem von Boeing und Spirit Aerosystems in diesem Jahr. Bereits im Frühjahr etwa waren an knapp 170 Boeing 737 Max Nacharbeiten dort nötig, wo Seitenleitwerk und Rumpf verbunden sind. Das jetzige Problem wird laut Spirit aber mehr Arbeitsstunden in Anspruch nehmen als das im Frühjahr.