Zusammenarbeit
Boeing «liebt» die Marke Embraer
Die Amerikaner übernehmen die Kontrolle bei Embraers Zivilflugzeugsparte. Nun zeigt sich Boeings Chef als Fan der brasilianischen Marke. Das könnte auch Kalkül sein.
E190 der Generation E2: «Wir lieben E2 als Marke.»
E190 der Generation E2: «Wir lieben E2 als Marke.»
Es wirkte fast schon perfekt orchestriert: Nur wenige Minuten, nachdem Boeing und Embraer ihre gemeinsame Pressekonferenz auf der Farnborough Air Show beendet hatten, verschickten die Unternehmen quasi zeitgleich ihre Pressemitteilungen. Bei beiden bestellt United Airlines Flugzeuge. Noch darf das Duo eigentlich keine Bestellungen koordinieren. Denn: Der Deal, ein gemeinschaftliches Unternehmen in der Zivilluftfahrt zu gründen, braucht noch die Zustimmung des brasilianischen Staates. Selbst rechnen sie erst 2019 damit.
United Airlines kann aber machen, was sie will – und fasste die Bestellung in einer einzelnen Medienmitteilung zusammen. Ein Zeichen dafür, dass die Fluggesellschaft die beiden Unternehmen bereits als Einheit sieht. Bei den Brasilianern bestellt United fest 25 Embraer E 175. Die Kurz- und Mittelstreckenflieger werden mit 70 Sitzen ausgestattet, teilt der Hersteller mit. Bei Boeing bestellt die amerikanische Fluglinie vier weitere Dreamliner vom Typ 787-9.
«Weiter auf Marke Embraer aufbauen»
Nicht ganz so resolut war man hingegen, als es zum die Zukunft der Marken ging. Das Thema ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass Airbus die von Bombardier hinzugekaufte C-Series erst gerade in Airbus A220 umgetauft hat. Grundsätzlich schlug Boeing-Geschäftsführer Dennis Muilenburg einen Ton an, der eher nach einem Weiterbestehen der Marke Embraer klang.
Man sehe sich gerade an, wie man das Ganze «am besten miteinander verschmelzen kann», so Muilenburg. Aber: «Wir lieben E2 als Marke», so der Manager. Die E2-Familie ist die modernisiere Variante der E-Jets von Embraer. «Und auch die Embraer-Marke ist sehr stark», fügte Muilenburg an. «Wir wollen darauf weiter aufbauen.»
Angst vor Veto?
Eine klare Zusage ist das freilich nicht, und Fakt ist auch: Die brasilianische Regierung ist dem Zusammenschluss sicher wohlgesonnener gegenüber, wenn sie davon ausgeht, dass der Name Embraer aus der Welt der Zivilflugzeuge nicht verschwindet. Boeing hat sicherlich verschiedne Zugeständnisse gemacht. Bekannt ist, dass das Management brasilianisch und der Sitz von Embraer in Brasilien bleibt.
Die Joint-Venture-Lösung ist nämlich auch ein Kompromiss. Brasilien besitzt bei Embraer über eine so genannte Goldene Aktie trotz Privatisierung im Jahr 1994 immer noch ein Vetorecht. Brasília hatte vor allem Angst um das Rüstungsgeschäft des nationalen Konzerns, das eng mit der brasilianischen Armee verzahnt ist. Es bleibt nun beim Embraer-Konzern, ebenso wie die Businessjets. Der Deal soll bis Ende 2019 abgeschlossen werden. Das Vetorecht erstreckt sich allerdings auch auf Namensänderungen.