Absturz von Lion Air
Boeing kritisiert Bericht zu Unglücksflug JT610
Indonesien hat im ersten Zwischenbericht zum Absturz der Boeing 737 Max von Lion Air herausgegeben. Boeing antwortet ungewohnt deutlich darauf und kritisiert die Ermittler.
Boeing 737 Max: Der Flugzeugbauer widerspricht den indonesischen Ermittlern.
Boeing 737 Max: Der Flugzeugbauer widerspricht den indonesischen Ermittlern.
Es ist ein eher ungewöhnlicher Schritt. Nachdem die indonesischen Ermittler am Mittwoch ihren ersten Zwischenbericht zu Unglücksflug JT610 veröffentlicht hatten, reagierte Flugzeugbauer Boeing mit einer sehr ausführlichen Antwort. Er kritisiert die Befunde der Indonesier zwischen den Zeilen stark. Er weist auf Punkte hin, welche die Ermittler so nicht erwähnten. Dabei konzentriert sich Boeing vor allem auf alles, was vor dem Absturz der Boeing 737 Max 8 von Lion Air geschah.
Laut Ermittler-Bericht hatten die Piloten des Fluges vor JT610 bereits Probleme mit der Kontrolle des Fliegers, nachdem zuvor der sogenannte Angle-of-Attack-Sensor ausgetauscht worden war. Sie lösten sie, indem sie das Trimmsystem deaktivierten und das Höhenruder manuell trimmten. Direkt vor dem tragischen Flug hätten der Kapitän und der zuständige Wartungsingenieur darüber geredet. Dennoch beinhalte der Bericht der Ermittler, so Boeing in einer Mitteilung, keine Informationen über die Installation des neuen Sensors – oder darüber, ob dieser neu war oder nur verbessert worden war.
Wieder falsche Geschwindigkeitsdaten
«Obwohl es in dem Bericht heißt, der Pilot sei mit dem Bericht der Mechaniker zufrieden gewesen, kämpften die Piloten auf dem folgenden Flug erneut mit falschen Geschwindigkeitsdaten» und falschen Reaktionen des Flugzeugs, heißt es weiter: Während die Systeme des Flugzeugs die Nase immer wieder nach unten drückten, zog der fliegende Pilot sie stets wieder hoch. Schließlich verlor er die Kontrolle und die Boeing 737 Max 8 stürzte ins Meer.
Weiter heißt es von Boeing, dass die Piloten auf dem Flug vor JT610 zwar die Checkliste für nicht-funktionierende Anstellwinkel-Sensoren (angle of attack sensors) durchgegangen sei. Doch es sei nicht klar, ob er das auch in der Dokumentation für die Wartung festgehalten habe. Außerdem, so hielt der Flugzeugbauer schon mehrfach fest, hätte korrektes Durchgehen der Checkliste das Einsetzen des sogenannten Maneuvering Characteristics Augmentation System MCAS deaktiviert. Es soll eigentlich Strömungsabrisse verhindern. Unter bestimmten Umständen versuchen die Max-Jets, die Nase nach unten zu drücken, sobald sie beim Steigflug die Gefahr eines Strömungsabrisses erkennen – oder möglicherweise zu erkennen glauben, wenn Sensoren falsche Werte liefern.
Kritik am Training für 737 Max
Dementsprechend deutlich wird Boeing auch im Statement vom 28. November. Die Ermittler, so der Flugzeugbauer, würden nicht klarstellen, ob die Piloten die Checklisten entsprechend durchgegangen seien und das System deaktiviert hätten. Das MCAS-System ist neu in der Boeing 737 Max und hat nach dem Crash bereits für viel Kritik gesorgt. Boeing hatte bereits ein Bulletin herausgegeben, in dem der Flugzeugbauer Piloten Handlungsvorschläge bei möglichen falschen Sensorangaben lieferte. Die Luftfahrtbehörde FAA wies Airlines an, das in ihre Flight Manuals zu integrieren.
Piloten kritisierten, sie seien nicht genügend über das MCAS informiert worden. Die neue Technik sei nicht genügend in das Training der Piloten von Boeing 737 auf 737 Max integriert worden, beschwerten sich US-Gewerkschaften. Ein Problem haben die indonesischen Ermittler noch. Der Cockpit-Stimmenrekorder wurde bisher nicht gefunden. Er könnte weitere Aufschlüsse geben, was die Piloten taten , nicht taten und was sie sich dabei überlegten.