Letzte Aktualisierung: um 19:04 Uhr

Sparmaßnahme

Boeing entlässt erfahrene Ingenieure für 777X und 737 Max

Der Hersteller hatte Ingenieure aus der Rente geholt, damit sie helfen, Probleme bei aktuellen Flugzeugprogrammen zu lösen. Doch im derzeitigen Streik trennt sich Boeing wieder von diesen Fachleuten.

Boeing hatte in den vergangenen Jahren viele Probleme. Die meisten drehten sich um Mängel bei der Produktion der Flugzeuge, um Qualitätskontrolle und Sicherheitskultur. Schwierigkeiten mit den Angestellten hatte der Flugzeugbauer nicht im großen Stil.

Das hat sich allerdings geändert, denn zum ersten Mal seit 16 Jahren streikt Boeings Personal. Zuvor hatte eine große Mehrheit der 33.000 Mitglieder der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers IAM ein durchaus großzügiges Tarifangebot abgelehnt.

Boeing leitet Sparprogramm ein

Durch den Streik droht dem Flugzeugbauer auch eine Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit, was die Kosten für eine weitere Kreditaufnahme stark erhöhen würde. So reagiert Boeing mit einem Sparprogramm. Das Unternehmen stoppt unter anderem Einstellungen, nimmt weniger Flugzeugteile von Zulieferern ab, setzt Gehaltserhöhungen im Management aus, untersagt alle nicht unbedingt notwendigen Dienstreisen, ebenso Reisen in der Business und First Class, stellt Werbe- und Marketingmaßnahmen ein.

In einer Nachricht an die Angestellten, teilte Boeings Finanzvorstand Brian West zudem mit, dass Boeing «den schwierigen Schritt erwägt, viele Mitarbeitende und Führungskräfte in den kommenden Wochen vorübergehend zu beurlauben». Und Boeing hat bereits kurzfristig Fachkräfte entlassen, wie die Zeitung Seattle Times berichtet.

Abschied von erfahrenen Ingenieuren

Unter Berufung auf drei Quellen schreibt das Blatt, dass der Konzern sich von Dutzenden Ingenieuren trennt, zumeist erfahrenen Rentnern, die zuvor zu Boeing zurückgekehrt waren, um bei der Behebung von Problemen zu helfen. Vor allem bei den in der Entwicklung befindlichen Flugzeugen 777X, 737 Max 7 und 737 Max 10, aber auch bei der 787. Ein Betroffener sagte, er sei mit nur einem Tag Kündigungsfrist entlassen worden, obwohl seine Arbeit nicht durch den Streik beeinträchtigt sei. Es gehe nur darum, Geld zu sparen.

Tatsächlich ist nicht nur die Frage des großflächigen Streiks wichtig für Boeing, sondern auch die Frage nach erfahrenen Ingenieurinnen und Ingenieuren. Bereits im Mai hatte Aengus Kelly, Chef der Leasingfirma Aercap, im Interview mit dem TV-Sender CNBC kritisiert, Boeing habe sich in der Covid-Pandemie, zu vielen dieser Mitarbeitenden getrennt.

Vergleich mit Airbus

«Wenn man sich die Zahl der qualifizierten Mechanikerinnen und Mechaniker und Ingenieurinnen und Ingenieure ansieht, die Boeing verlassen haben, ist es eine viel höhere Zahl als bei Airbus», so Kelly, dessen Unternehmen Großkunde bei beiden großen Herstellern ist. Man könne einen Barista von Starbucks nichts in sechs Monaten zu einem, Flugzeugmechaniker ausbilden. «Es dauert Jahre und Jahre, bis man das institutionelle Wissen hat, wie man ein Triebwerk und ein Flugzeug baut.»