Letzte Aktualisierung: um 22:33 Uhr

Aufhebung des Groundings

Boeing-737-Max Piloten müssen in den Simulator

Der Flugzeughersteller wollte verhindern, dass Piloten von 737 Max vor der Aufhebung des Groundings in den Simulator müssen. Jetzt hat Boeing die Meinung geändert.

Als Boeing im Spätsommer 2011 die 737 Max auf den Markt brachte und begann, sie Kunden schmackhaft zu machen, war der geringe Schulungsaufwand ein wichtiges Verkaufsargument. Das neue Flugzeug verhalte sich derart ähnlich wie das Vorläufermodell 737 NG, dass ein Wechsel für Piloten ein Kinderspiel sei, so der Hersteller. Sie müssten lediglich ein kurzes Training am Computer oder Tablet absolvieren.

Der geringe Trainingsaufwand ist für Betreiber wichtig, weil eine Schulung im Simulator finanziell gleich doppelt zu Buche schlägt: Die Stunden im Gerät sind einerseits teuer und andererseits kann der Geschulte in dieser Zeit nicht arbeiten. Das Argument war deshalb ein Faktor für den Erfolg der Boeing 737 Max. Mehr als 4900 Bestellungen kamen bis heute zusammen.

Unsicherheit durch Tests mit Piloten

Auch nachdem zwei 737 Max abstürzten und das Modell weltweit gegroundet wurde, glaubte Boeing, dass eine Schulung im Simulator für den Neustart nicht nötig sein werde. Doch die amerikanische Luftfahrtbehörde sah es nach anfänglicher Zustimmung zuletzt anders. Wie die Zeitung Wall Street Journal kürzlich berichtete, tendierte die Federal Aviation Administration FAA zuletzt auf eine Pflicht zum Training im Simulator, bevor Piloten wieder in die 737 Max steigen dürfen.

Auslöser des Meinungsumschwungs bei der FAA waren offenbar Simulatortests im Dezember. Dabei spielten Piloten von American Airlines, Southwest, United und Aeromexico Notfallszenarien in der korrigierten 737 Max durch. Zwar kam es dabei zu keinem Kontrollverlust. Aber die Hälfte der Tester folgte nicht den korrekten Checklisten, die für diese Fälle vorgesehen sind, schreibt die Zeitung Seattle Times.

Gigantischer Zusatzaufwand

Darum schließt sich der Hersteller jetzt der Meinung der Behörde an. «Boeing empfiehlt vor der Wiederinbetriebnahme der 737 Max ein Simulatortraining zusätzlich zum computergestützten Training für alle 737-Max-Piloten», erklärte er am Dienstagabend (7. Januar) in einer Mitteilung. Interimschef Greg Smith ergänzte: «Das Vertrauen der Öffentlichkeit, der Kunden und der Interessengruppen in die 737 Max ist für uns von entscheidender Bedeutung, und mit diesem Fokus hat Boeing beschlossen, allen Piloten ein Max-Simulator-Training in Kombination mit einem computergestützten Training zu empfehlen, bevor die Max sicher wieder in Betrieb genommen wird.»

Klar ist: Das Simulatortraining bedeutet für 737-Max-Betreiber ein gigantischer Zusatzaufwand. Die Rückkehr des Fliegers dürfte sich dadurch weiter verzögern.