Letzte Aktualisierung: um 16:46 Uhr

Königreich im Himalaya

Bhutan bietet Exotik fernab vom Massentourimus

Abgelegen und deshalb schwer erreichbar. Reich an faszinierenden Klöstern. Am Horizont stets die beeindruckenden Himalaya-Gipfel. Und eine noch weitgehend intakte Natur. Bhutan ist ein besonderes Reiseziel.

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Der Haken an der Sache: Bhutan war immer ein eher teures Reiseland. Doch nun kommt es für Reisende noch happiger. Seit dem 23. September dieses Jahres, als das Land nach zweijähriger Sperre die Grenzen wieder öffnete, müssen Touristen 200 Dollar bezahlen – pro Tag! Diese Gebühr addiert sich zu den ohnehin schon beträchtlichen Kosten für das gesamte Reisearrangement.


Bild: Rita Flubacher/aeroTELEGRAPH

Von dieser Abgabe ausgenommen sind lediglich Länder wie Indien, Bangladesh und die Malediven. Fast zwei Drittel aller Bhutan-Touristen stammen aus Indien. Weiter sind bei vielen Sehenswürdigkeiten erstmals Eintrittsgebühren eingeführt oder bestehende massiv erhöht worden. Zweck der Verteuerung laut der Regierung: Der CO2-Abdruck durch den Tourismus soll ausgeglichen, die Errichtung einer umweltfreundlichen Infrastruktur finanziert und die Ausbildung der im Tourismus arbeitenden Bevölkerung gefördert werden.

Anreise ab Kathmandu empfehlenswert

Wer also Bhutan besuchen will, braucht ein ordentliches finanzielles Polster. Betrachtet man Bhutan als Once-in-the-lifetime-Experiment, dürfte sich die Sache lohnen. Kleiner Trost: Man entgeht garantiert dem Massentourismus. Allein die Anreise verdient das Prädikat atemberaubend. Zum einzigen internationalen Flughafen von Bhutan in Paro gelangt man nur mit der staatlichen Airline Drukair oder mit der privaten Bhutan Airlines. Beide stellen die Verbindung von Paro zu zwölf internationalen Destinationen im asiatischen Raum sicher.

Die Anreise über Kathmandu ist besonders empfehlenswert. Grund: Bei schönem Wetter garantiert die Strecke von Westen (Nepal) nach Osten (Bhutan) einen grandiosen Blick auf die 7000 bis über 8000 m hohen Gipfel des Himalaya. Deshalb unbedingt auf der linken Seite des Flugzeugs einen Sitz reservieren. Dhaulagiri, Annapurna, Everest, Lhotse, Kangchenjunga ziehen vorbei. Kommt der Jomolhari ins Blickfeld, wird klar, jetzt ist Bhutan erreicht. Der 7326 Meter hohe Gipfel ist der vierthöchste Berg von Bhutan.

Freie Sicht auf den Mount Everest

Hilfreiche Tipps kommen auch aus dem Cockpit, vor allem dann, wenn der König der Gipfel, der Everest (8848 Meter) ins Blickfeld rückt. Danach ist Sendeschluss. Denn nun muss sich die Mannschaft in der Nase des Airbus 319 auf ganz andere Sachen konzentrieren. Der auf 2230 Meter hoch liegende Flughafen Paro gehört zu den weltweit sehr schwierigen Landeplätzen. Rundherum erheben sich bis zu 5000 Meter hohe Berge und es gibt kein Instrumentenlandesystem. Die Landung erfolgt manuell – und kann deshalb nur bei Tageslicht durchgeführt werden.

Davon merken die Passagiere im Normalfall nicht viel, außer, dass die Maschine kurz vor dem Aufsetzen auf der Piste ein abruptes Manöver nach links macht. Grund: Die vergleichsweise kurze Piste liegt nicht fadengerade in der Anflugrichtung, sondern macht einen Knick. Das Manöver lässt sich auch vom Boden aus sehr gut beobachten. Auf der westlichen Talseite von Paro, gleich über dem Flughafen, verläuft eine Straße. An mehreren Orten gibt es Parkplätze, von wo aus die spektakulären Landeanflüge aus kurzer Distanz verfolgt werden können.

Spektakulärer Anflug auf Yonphula

Als noch weitaus abenteuerlicher gilt der Anflug auf Yonphula. Der winzige Flughafen liegt auf einem Berg und kann nur bei absolut einwandfreien Wetterbedingungen – keine Wolken, keine starken Winde – angeflogen werden. Was zur Folge hat, dass die Flüge ab Paro sehr oft gestrichen werden müssen, zum Bedauern der Besucher. Denn für viele Kenner gilt der Osten des Bhutans, wozu der Distrikt Trashigang mit dem Flugplatz Yonphula gehört, zu den authentischsten Gegenden des Landes.

Die Alternative zum Flug nach Yonphula bestünde aus einer mehrtägigen Autofahrt von Paro über mehr als 600 Kilometer auf einer oft holprigen, engen und kurvenreichen Strase durch die Berglandschaft des Himalaya. Bereits während des Planespottings beim Flughafen Paro macht man eine lehrreiche Beobachtung: In Bhutan werden die Straßen Tag und Nacht von vielen Teilnehmern genutzt. Zu den Autos und zu den oft altersschwachen und überladenen Lastwagen kommen Kühe, Hunde, Maulesel und Pferde. Man ist spätestens jetzt froh, nicht selber am Steuer zu sitzen, sondern das respektvolle Ausweichen und Überholen der Tiere einem geübten und gelassenen einheimischen Fahrer überlassen zu dürfen.

Von Paro zur berühmtesten Sehenswürdigkeit von Bhutan

Um ein Gefühl für das stark im Mahayana-Buddhismus verwurzelten Landes zu erhalten, lohnt sich der Besuch des wohl berühmtesten Klosters des Landes: Taktshang, zu Deutsch Tigernest, das 1692 eingeweiht worden war. Die Klosteranlage ist auf einem winzigen Felsvorsprung auf 3120 Metern erbaut worden und gilt als das kulturelle Wahrzeichen Bhutans. Das Kloster kann im Prinzip nur zu Fuß erreicht werden. Auf der 6,5 km langen Strecke müssen 800 Höhenmeter bewältigt werden. Wer sich allerdings noch nicht an die dünne Luft in diesen Höhen angepasst hat, gerät rasch ins Keuchen. Als Alternative bietet sich der Ritt auf einem Pferd an. Allerdings kann man damit nur die Hälfte der Wegstrecke zurücklegen. Bei einem Restaurant mit bester Aussicht auf das Kloster ist Schluss. Dann geht es nur noch zu Fuß weiter. Und die letzte Strecke besteht praktisch nur noch aus steilen Treppen.

Wer sich bereits während des Laufens auf spektakuläre Handy-Schnappschüsse im und außerhalb des Klosters freut, erlebt eine böse Überraschung. Bevor man die Anlage betreten darf, müssen Rucksäcke, Taschen und Handy in Schließfächern verstaut werden. Denn das Fotografieren ist strengstens verboten. Das Verbot wird von uniformierten Beamten überwacht. Was passiert, wenn man sich nicht daran hält, musste bei unserem Besuch eine ausländische Touristin erfahren. Ihr Smartphone wurde konfisziert. Der Polizist beschied ihr, dass sie ihr Handy höchstwahrscheinlich nie mehr sehen werde.

Der sitzende Buddha Dordenma

Eine Autostunde trennt Paro von Thimphu. Hoch über der Hauptstadt von Bhutan thront der sitzende Buddha Dordenma. Die über 50 Meter hohe Statue besteht aus Stahl, Bronze und ist mit Gold überzogen. Die Einzelteile der 500 Tonnen schweren Figur wurden in China hergestellt und ab 2007 in Thimphu zusammengefügt. Die Stadt fällt durch ein Gemisch aus höchst unterschiedlichen Stilen auf. Am Stadtrand entstehen gesichtslose Wohnbauten, im Stadtzentrum haben Banken und Versicherungen ihre modernen Stahl- und Glaskonstruktionen hochgezogen, daneben stehen traditionelle Häuser, an denen der Zahn der Zeit erheblich nagt.

Immerhin gibt es hier ein landesweit einzigartiges Kuriosum zu besichtigen. Auf einer belebten Kreuzung steht eine gedeckte Kanzel, auf der ein Polizist in prächtiger Uniform samt weißen Handschuhen mit eleganten Handbewegungen den Verkehr dirigiert. Weitaus mehr Ursprünglichkeit verströmen Orte wie Punakha und Bumthang im zentralen Bhutan. Eine kurvenreiche Straße über den über 3000 Meter hohen Dochula-Pass verbindet die Hauptstadt mit Punakha. Auf der Passhöhe bietet sich ein prächtiges Bild auf die nördliche und östliche Himalaya-Kette.

Der höchste unbestiegene Berg der Erde

Im Zentrum ragt der Gangkhar Puensum in den blauen Himmel. Er ist mit 7’570 Metern der höchste Gipfel in Bhutan und zugleich der höchste unbestiegene Berg der Erde. Vier Expeditionen mühten sich Mitte der 80er-Jahre am Gankhar ab. 1994 setzte die Regierung Bhutans der Kletterei ein Ende. Bergsteigen oberhalb von 6000 Metern wurde gesetzlich verboten, weil die einheimische Bevölkerung die Berggipfel als Wohnstätte von Geistern und Göttern ansieht.

1998 wollte es eine japanische Expedition noch einmal versuchen und beschaffte sich eine Lizenz von China. Wie viele Himalaya-Gipfel, so steht auch der Gangkhar Pensum auf Grenzgebiet. Die Expedition wählte den Aufstieg von Norden, schaffte es aber nicht, den Gipfel zu erreichen.

Eine Holzbrücke über den Fluss Mo Chhu

Punakha besticht durch seinen imposanten Dzong. Das 1663 erbaute Werk hat einen zutreffenden Namen: Pungtang-Dechen-Photrang-Dzong, was übersetzt “Überaus ehrfurchtgebietender Dzong Palast der Glückseligkeit” bedeutet. Dzong ist die Bezeichnung für buddhistische Klosterburgen. Dzongs dienen nicht nur religiösen Zwecken, in ihnen residieren auch die Verwaltungen des jeweiligen Bezirks.

Eine wunderschön geschwungene gedeckte Holzbrücke führt über den Fluss Mo Chhu zum Dzong. Eine kleine Gedenktafel orientiert darüber, dass die Brücke vom Schweizer Fritz Baumgartner entworfen worden ist. Er arbeitete von 1983 bis 1989 in Bhutan als Berufsschullehrer für Hochbauzeichner und Maurer. Mit der Detailplanung des Brückenbaus wurde das Zürcher Ingenieurbüro Walt Galmarini beauftragt. Die Baumgartner-Brücke entspricht der ursprünglichen Version des Zugangs zum Dzong. Die alte Konstruktion war 1958 durch eine Flutwelle weggerissen und später durch behelfsmäßige Brücken ersetzt worden.

Weniger Frauen- als Männerklöster

Der Punakha-Dzong ist die zweitälteste und zugleich die zweitgrößte Klosterburg Bhutans. 1907 wurde hier der erste Vertreter der Wangchuck-Dynastie zum König gekrönt. 2011 feierte der jetzige König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck seine Hochzeit mit Jetsun Pema. Von Punakha aus lohnt sich auch der Besuch des Wolakha Frauenklosters. Erstens gibt es nur ganz wenige Nonnenklöster in Bhutan und zweitens erfährt man hier, wie und warum die Nonnen bis vor Kurzem gegenüber den Mönchen schlechter gestellt wurden. Sie erhielten deutlich weniger Spenden und es war ihnen nicht erlaubt, höhere buddhistische Studien zu absolvieren.

Es war die Mutter des jetzigen Königs, Tshering Yangden Wangchuck, die erfolgreich auf eine Gleichstellung drängte. Die Präsidentin der Bhutan Nun Foundation führte in Wolakha einen neuen Lehrgang ein und bewirkte, dass aus dem Nonnenkloster das erste buddhistische College für Frauen in Bhutan wurde.

Ein Schweizer in Bhutan

Den Distrikt Bumthang mit dem Hauptort Jakar könnte man von Paro aus bequem mit dem Flugzeug erreichen. Doch wie schon von Paro nach Phunaka, gibt es auch nach Bumthang eine mehrere Pässe überquerende, kurvenreiche Straßenverbindung mit vielen Sehenswürdigkeiten entlang der Route. Bumthang gilt als Ursprungsort des bhutanischen Buddhismus. Hier lebt auch Fritz Maurer, der es in seinem langen Leben zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Der gelernte Käser aus Bern kam 1967 nach Bhutan und sollte im Auftrag des Königshauses mit der Herstellung von Käse einen Beitrag zur Entwicklung des bäuerlichen Bhutans und zur Armutsbekämpfung leisten. Und so entstand in Bumthang die erste Käserei in Bhutan.

Im Laufe der Jahre dehnte Maurer seinen beruflichen Radius aus. In den 70er-Jahren besorgte er sich in der Schweiz Mostpressen, um die reichen Apfelernten in Bhutan nutzbringend zu verwerten. 1986 führte er die Bienenzucht ein. 2006 eröffnete er seine eigene Bierbrauerei mit der Marke Red Panda. Der über 80-jährige Schweizer hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Ein Sohn führt das Swiss Guest House, ein gemütliches Hotel, das neben bhutanesischen Speisen Schweizer Küche anbietet. Ein weiterer Sohn leitet in der Nähe einen Ausbildungsbetrieb für Möbelschreiner und schaut zur Käserei und zur Brauerei.

Nützliche Informationen für Bhutan

Anreise: Nach Bhutan kommt man am besten mit der nationalen Airline Drukair ab Kathamndu zum Paro International Airport. Sie bietet zwei tägliche Flüge an. Ab Bangkok gibt es einen täglichen Flug. Auch die private Bhutan Airlines bietet Flüge von Nachbarländern nach Paro an.

Einreise: Für die Ein- und Ausreise nach Bhutan benötigen Sie einen Reisepass und ein Visum. Visa werden nur bei der Ankunft ausgestellt, aber Sie müssen sie im Voraus über einen Reiseveranstalter beantragen und die Genehmigung für das Visum erhalten, bevor Sie reisen. Sie müsse das Ticket für die Rück- oder Weiterreise, die gültigen Papiere zur Reisefortsetzung ins nächste Land sowie ein Beleg für ausreichende Geldmittel für die Dauer des Aufenthalts vorweisen.

Geld: Die offizielle Währung in Bhutan ist der Ngultrum. Nehmen Sie entweder Euro oder Dollar mit, um diese bei Ihrer Ankunft in Hotels oder bei Geldwechslern umzutauschen. Geldautomaten sind verfügbar, aber funktionieren nicht immer. Kreditkarten werden in großen Geschäften und in den gehobenen Hotels akzeptiert.

Die Reise wurde organisiert von OnTheWayTours in Bern, Schweiz. Das Reisebüro ist spezialisiert auf Reisen in Kleingruppen nach Bhutan, Indien, Mongolei und Nepal. Mehr Informationen finden Sie hier.