Landeanflug auf Genf
Besatzung von Easyjet flog über dem Genfersee 500 Meter zu tief
Ein Airbus A320 Neo der britischen Billigairline flog im Anflug au Genf viel zu niedrig. Erst im letzten Moment erkannte die Crew den Fehler. Easyjet hat sie vorübergehend von ihren Aufgaben entbunden.
Airbus A320 Neo von Easyjet: Ein Flugzeug dieses Typs flog viel zu tief.
Airbus A320 Neo von Easyjet: Ein Flugzeug dieses Typs flog viel zu tief.
Flug U2-3291 aus Edinburgh brachte die 157 Passagiere am vergangenen 5. November pünktlich ans Ziel. Um 10:10 Uhr setzte der brandneue Airbus A320 Neo mit dem Kennzeichen G-UZLO auf Piste 22 des Flughafens Genf auf. Es war allerdings sein zweiter Versuch. Den ersten Landeanflug nach Instrumentenflugregeln hatte die Cockpitcrew von Easyjet abgebrochen.
Jetzt ist klar, weshalb es dazu kam. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust hat Mitte Januar eine Untersuchung zum Flug eröffnet und schreibt in der Ankündigung dazu: «Beim Anflug auf die Landebahn 22 sank das Flugzeug deutlich unter den Gleitpfad und die Flugbesatzung leitete einen Durchstart ein».
Nur noch 230 Meter über dem Wasser
Was «deutlich» bedeutet, zeigen Aufzeichnungen von Flugverfolgungsdiensten. Demnach war der Airbus A320 Neo von Easyjet auf der Höhe der Ortschaft Chens-sur-Léman, rund zwölf Kilometer vor der Pistenschwelle, bereits so stark gesunken, dass er sich nur noch 230 Meter über der Oberfläche des Genfersees befand. Der Gleitpfad des Instrumentenlandesystems lag gemäß der Zeitung Tribune de Genève eigentlich rund 500 Meter darüber.
Beim Anflug mit dem Instrumentenlandesystem, im Jargon unter der Abkürzung ILS bekannt, erhalten Pilotinnen und Piloten von zwei Leitstrahlen am Boden Signale. Sie weisen ihnen den korrekten Weg zur Piste. Man spricht dabei vom Gleitpfad. So können sie auch bei Nacht und schlechter Sicht sicher landen.
Crew reagierte und gab wieder Schub
Die Lotsinnen und Lotsen in Genf bemerkten gemäß der Tribune de Genève die heikle Situation. Denn wäre der A320 Neo so weiter gesunken wie zuvor, wäre er 30 Sekunden später auf dem Genfersee aufgeschlagen. «Low altitude alert, check your altitude» (also Warnung vor zu tiefer Flughöhe), hätten sie der Crew von Easyjet mitgeteilt. Die war da bereits alarmiert, weil im Cockpit eine Warnung vor einer Bodenkollision erklungen war.
Die Crew von Easyjet reagierte umgehend auf den Alarm und gab wieder Schub. Der A320 Neo gewann schnell wieder an Höhe und flog danach eine Schleife über der linken Seite des Genfersees. Und beim zweiten Landeanflug landeten sie ohne Probleme am Flughafen Genf.
Easyjet unterstützt Ermittlungen
Easyjet erklärt, man habe die Cockpitcrew von Flug U2-3291 vom 5. November vorübergehend von ihren Aufgaben entbunden. Das sei gängige Praxis bei ihr, so die Billigairline. Man unterstütze die Schweizer Behörden bei ihren Ermittlungen.