Letzte Aktualisierung: um 12:49 Uhr

Flugtest

Das bietet die Business Class von Condor im Airbus A330 Neo

Bequemer Sitz, gutes Essen und zu wenig Stauraum: Wir haben die neue Business Class von Condor im Airbus A330 Neo getestet.

Schon bei der ersten Besichtigung machte er etwas her: Das neue Interieur der Airbus A330 Neo von Condor ist geschmackvoll und modern eingerichtet – in allen Klassen. Sehr edel daher kommt die Business Class.

Doch hält der Sitz auch dem Langstreckentest stand? Und passt auch der Service an Bord zum edlen Look der Kabine? aeroTELEGRAPH hat das auf einem Flug von Cancun nach Frankfurt im Juni getestet.

Buchung/Reservierung:★★★★★. Die Webseite von Condor ist gut verständlich und übersichtlich. Die Sitzplatzreservierung funktioniert einwandfrei. Auch die App der Airline machte keinerlei Probleme. Rechtzeitig wird man sowohl per App als auch per E-Mail informiert, wenn es Zeit ist, zusätzliche Daten einzugeben, oder wenn der Check-in bereitsteht.

Bei der Buchung ist gut ersichtlich, was in welchem Tarif inbegriffen ist – und was nicht. Ein kleiner Minuspunkt gegenüber vielen anderen Business-Tarifen: Hier ist nur ein Gepäckstück im Preis inbegriffen.

Check-in/Einsteigen: ★★★★☆. Das Einchecken per App funktioniert gut – allerdings gibt es die Bordkarte erst am Flughafen, weil dort noch einmal ein visueller Abglich des Passes vorgenommen wird. Für Business-Class-Gäste gibt es in einen eigenen Schalter und keine Schlange – wir sind allerdings auch sehr früh am Flughafen. Der Check-in-Mitarbeiter ist freundlich und informiert über die für die Reise relevanten Details. Bei der Sicherheitskontrolle gibt es keine eigene Spur, dennoch geht alles schnell.

Condor betreibt keine eigenen Lounges, doch Fluggäste der Business Class haben an den verschiedenen Flughäfen Zugang zu den Lounges anderer Anbieter. In Cancun ist es die Mera VIP Lounge. Das Essen dort ist gut, der Service sehr zuvorkommend, es gibt sogar eine bediente Bar mit einem großen Getränkeangebot – nur gibt es leider keine Fenster, da sich die Lounge im Keller befindet.

Beim Einsteigen befinden sich Gäste der Business Class in der Gruppe 1, dürfen also zuerst an Bord. Das funktioniert auch.


In der Lounge in Cancun gibt es auch eine bediente Bar. (Bild: aeroTELEGRAPH)

Crew: ★★★★★. Mit wem man sich an Bord wohlfühlt, ist natürlich von Reisender zu Reisender unterschiedlich. Uns ist neben Professionalität auch wichtig, dass die Mitarbeitenden Persönlichkeit zeigen. Bei Condor ist das der Fall. Die Kabinencrew ist professionell, zeigt aber auch Charakter und geht auf die Bedürfnisse der Reisenden an Bord sehr gut ein.

Ein Plus für alle Flugbegeisterten: Die Durchsagen aus dem Cockpit sind sehr ausführlich, auch über Flugzeug, Beladung und Verbrauch informiert der Kapitän. Später meldet sich der Kopilot mit Informationen zum Flugverlauf und zur Aussicht aus den Fenstern. Alles in Allem und für alle: Volle Punktzahl.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Die Business Class ist in den Airbus A330 Neo von Condor 1-2-1 angeordnet. Vorherrschend sind dunkelblaue Farbtöne, mit Akzenten in Braun – und den Condor-Streifen, die man auf Details erkennen kann. Die Kabine wirkt geräumig und edel. Jeder der Sitze hat direkten Zugang zum Gang. Platz für Handgepäck gibt es in den Gepäckfächern genug. Die Toiletten sind sauber und von der Größe her Standard.

In den Reihen mit ungeraden Zahlen sind die Sitze in den Fensterreihen etwas weiter vom Fenster entfernt. Bei den geraden Zahlen liegen sie direkt am Fenster. Dort hat man also – sollte man das wollen – etwas mehr Privatsphäre und kann besser nach draußen schauen.


Die Kabine: Edel und geräumig. Bild: aeroTELEGRAPH

Für einen Aufpreis von 249 Euro hätte man sich in der ersten Reihe den Prime Seat mit mehr Platz, mehr Privatsphäre und einem sehr großen Bildschirm buchen können. Doch die Standard-Business-Sitze bieten uns genug Komfort.

Sitz: ★★★★☆ Der Sitz in der neuen Business Class von Condor ist geräumig und wirklich bequem. Er lässt sich, wie es heute der Standard ist, in ein flaches Bett verwandeln. Unser Flug ist ein Nachtflug, zum Schlafen erhält man daher noch eine zusätzliche Matratzenauflage – und natürlich ein Kissen und eine sehr kuschelige Decke.


Die Matratze, mit der man sein Bett noch etwas bequemer machen kann. Bild: aeroTELEGRAPH

Die Breite des Sitzes lässt es zu, auch auf der Seite zu schlafen. Einziges Manko: Der Sitz verfügt über keinen Stauraum für kleine Taschen oder elektronische Geräte. Die teureren Prime Seats in der ersten Reihe haben jeweils ein kleines Fach dafür.

Sauberkeit: ★★★★★. Die Kabine ist blitzblank, volle Punktzahl.

Mahlzeiten: ★★★★★. Vor dem Einsteigen wird den Reisenden ein Aperitif serviert – Schaumwein, Wasser oder Orangensaft. Nach dem Start beginnt dann auch schnell der Essensservice. Das Menü ist interessant, zunächst gibt es eine gemischte Platte mit Garnelen, Hühnchen und Salat. Zur Hauptspeise kann man aus drei Alternativen auswählen: Fleisch, Fisch oder vegetarisch.

Wir entscheiden uns für die vegetarischen Ravioli und sind überrascht, wie gut die sind. Auf Dessert und Käseplatte müssen wir leider verzichten, weil wir so satt sind. Ein Highlight hätten wir übrigens fast verpasst, hätte der freundliche Flugbegleiter es uns nicht ans Herz gelegt: Das Knoblauchbrot ist wirklich sehr lecker.


Das volle Menü. Bild: aeroTELEGRAPH

Die Weinauswahl ist nicht sehr groß, aber die Weine sind gut. Wir trinken zur Vorspeise einen Jacquart-Champagner. Und dann ein Glas guten portugiesischen Rotwein.

Wer auf Reisen das klassisch deutsche Frühstück mit Aufschnitt und Brot vermisst hat, kommt zwei Stunden vor der Landung auf seine oder ihre Kosten. Zusätzlich zu Aufschnitt, süßen Aufstrichen und einer Omelette gibt es auf Wunsch sogar ein frisches gekochtes Ei. Ein schönes Detail: Der Kaffee wird mit einem Löffel serviert, den man aufessen kann.

Unterhaltungssystem: ★★★★★. Für Nerds wie uns sind zwar meist der Blick aus dem Fenster oder die Flugkarte die Unterhaltung der Wahl, doch Condor überzeugt auch mit dem restlichen Angebot. Die Auswahl an Filmen ist genau nach unserem Geschmack. Es gibt sowohl Kassenschlager, die wir im Kino verpasst haben, als auch echte Klassiker wie Casablanca oder Doktor Schiwago. Auch, wer lieber deutsches Fernsehen schauen möchte, kommt auf seine Kosten. Es gibt Filme und Serien von ARD und ZDF. Die Auswahl überzeugt uns so sehr, dass wir am Ende wegen der zu langen Favoritenliste überfordert sind, drei Filme anfangen und am Ende dann doch nur einen Dortmunder Tatort ganz gucken.

Steuern kann man das Unterhaltungssystem über einen berührungssensitiven Bildschirm mit 4K-Auflösung und einer Diagonale von 17,3 Zoll beziehungsweise 44 Zentimeter. Im Prime Seat sind die Bildschirme mit einer Diagonale von über 60 Zentimetern noch einmal größer. In der Seitenkonsole des Sitzes gibt es zudem eine Fernbedienung, mit der man das Unterhaltungssystem steuern kann. An jedem Sitz warten auf die Reisenden ein paar gute Kopfhörer, mit denen man auch die Geräuschkulisse in der Kabine kaum hört. Wer eigene Bluetooth-Kopfhörer besitzt und das gerne möchte, kann auch die mit dem Unterhaltungssystem verbinden.

Wifi/Strom: ★★★☆☆. 20 Euro kosten an Bord des Airbus A330 Neo von Condor vier Stunden Wifi. Das ist auch im Konkurrenzvergleich viel, zumal immer mehr Airlines gerade in der Business Class inzwischen auch Gratis-Internet anbieten. Als Handyjunkie bezahlen wir das Geld selbstverständlich dennoch. Und werden enttäuscht. Das Internet funktioniert nicht.

Gut ausgestattet ist der Sitz allerdings mit Lademöglichkeiten. USB-A und USB-C Anschlüsse sind ebenso vorhanden wie eine Steckdose. Daher trotzdem drei Sterne.

Extras: ★★★★☆. Die Amenity Kits von Condor enthalten das Nötigste. Neben Zahnbürste und Zahnpasta gibt es Socken und eine Schlafmaske – beides von guter Qualität. Im Vergleich mit einigen anderen Airlines ist das spärlich. Zwei Dinge entschädigen dafür: Die schönen Pantoffeln und ein Necessaire, das Condor Travel Organizer nennt.


Auch die Pantoffeln kommen im Condor-Design daher. Bild: aeroTELEGRAPH

Die kleinen Taschen kann man sammeln und verwenden, um im Koffer oder im Handgepäck Ordnung zu schaffen. Sie eignen sich für das Verpacken von Dingen wie Wäsche, Reisedokumenten oder Kabeln. Weil wir sowas wirklich brauchen können, gibt es vier Sterne.

Gesamtnote: 4,5 – Sehr gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Condor wird in der Business Class dank ihrer neuen Langstreckenflugzeugen zu einer guten – teils sicher auch besseren – Alternative zu vielen etablierten Anbietern. Die Airbus A330 Neo sind auf dem neuesten Stand in puncto Kabineneinrichtung und auch Service und Mahlzeiten an Bord überzeugen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests

Der Testflug verursachte 1230 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen kompensierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten und den Kauf von Biokerosin über den Kompensationsanbieter Compensaid.

Das Flugticket der Testerin wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. Sie hatte bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.