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Enge Liaison mit dem Königshaus

Bei Drukair ist alles etwas anders

Die Flotte der Nationalairline von Bhutan ist klein, ihre Bedingungen angesichts der Lage des Landes schwierig. Dennoch macht Drukair vieles etwas anders als andere Fluggesellschaften.

In das Land des Donnerdrachen, wie sich der Himalayastaat selber nennt, kommt man am einfachsten auf dem Luftweg. Und auch das ausschließlich mit Drukair oder der privaten Konkurrentin Bhutan Airlines. Die nationale Fluggesellschaft von Bhutan verbindet den wichtigsten nationalen Flughafen Paro mit zwölf internationalen Destinationen in neun Ländern in Asien.

In der globalen Luftfahrt ist Drukair ein Winzling: Die Flotte besteht aus drei Airbus A319 und einem A320 Neo. Für den Inlandverkehr setzt die Fluglinie eine ATR 42-600 ein. Zur königlich-bhutanesischen Fluggesellschaft gehört seit dem 6. November zudem die nicht minder winzige Hubschraubertochter Helicopter Services.

Im Bordmagazin, am Terminal, im Gebäude

Was dem Fluggast sofort auffällt, ist die tiefe Verbundenheit zur königlichen Familie. König Jigme und seine bürgerliche Frau, Königin Jetsun Pema, regieren Bhutan seit 2006. Damals überließ der Vater des Königs, Jigme Singye Wangchuck, den Thron seinem Sohn.

Ob im Bordmagazin, an den Außenwänden des Flughafengebäudes oder in den Flughafenräumlichkeiten von Paro: Das junge Königspaar mit mittlerweile zwei Kindern ist bildmäßig omnipräsent. Die Liaison geht allerdings über die milde lächelnde Königsfamilie hinaus: Der Chefpilot von Drukair, Dhondup Gyaltshen, ist der Vater der Königin.

Frauen an vorderster Front

Die Airline mit dem Drachen auf der Heckflosse fällt auch in anderer Hinsicht auf. Frauen reden hier durchaus mit. Mit Pema Choden, 57, sitzt eine Frau an der Spitze von Drukair. Die Präsidentin des Aufsichtsrats ist Diplomatin im Außenministerium von Bhutan.

Während ihrer Ausbildung studierte sie unter anderem an der französischen Kaderschmiede Ecole nationale d’administration ENA, wo bis heute die Elite der französischen Verwaltungsbeamten ausgebildet wird. Später vertrat sie Bhutan bei der Uno in Genf und wechselte dann auf verschiedene Botschaftsposten. 2016 wurde sie Botschafterin für Belgien und die EU. Von Brüssel aus nahm sie überdies diplomatische Aufgaben in mehreren anderen europäischen Staaten wahr.

Seit 2006 Frauen im Cockpit

Die zweite wichtige Frau ist Ugyen Dema. Als 21-Jährige wurde sie 2006 Pilotin und damit die erste Frau im Cockpit. Im November 2018 rückte sie erneut ins Rampenlicht: Sie wurde mit 33 Jahren erste Kapitänin in der damals 35-jährigen Geschichte der Airline. Zu diesem Zeitpunkt gab es 19 Flugkapitäne.

Heute sind vom 39-köpfigen Cockpitpersonal zwei Frauen. Das entspricht einem Anteil von fünf Prozent. Das ist ein nur leicht niedrigerer Frauenanteil als bei Lufthansa oder British Airways, aber mehr als bei Air New Zealand oder Jetblue. Und es ist deutlich mehr als im Durchschnitt aller asiatischer Fluggesellschaften. Zwei weitere junge Frauen befinden sich gerade in der Ausbildung zur Pilotin. Übere alle Unternehmensbereiche gesehen kommt die Airline auf einen Frauenanteil von 35 Prozent.

Flug nur mit Frauen

Vier Monate nach Kapitänin Ugyen Demas Beförderung vor sechs Jahren, schafften es die 168 angestellten Frauen erneut in die Schlagzeilen: Am 8. März 2019, dem Internationalen Tag der Frauen, entschied sich Drukair, den Flug KB130 von Paro nach Bangkok in einem Airbus A319 mit 89 Passagieren von A bis Z nur von Frauen abwickeln zu lassen.

Im Cockpit saß Kapitänin Ugyen Dema, an ihrer Seite die Kopilotin Sonam Lhamo und die erste lizenzierte Bordingenieurin Bhutans, Sonam Deki Tshering. Das Kabinenpersonal bestand nur aus Frauen. Dito in der Bodenabfertigung: Vom Check-in über das Catering bis hin zur Gepäcklogistik packten nur Frauen an.

Großerfolg mit Jerusalema

Zwei Jahre später durften auch die Männer von Drukair mitmachen. Im Dezember lancierte die bhutanesische Fluggesellschaft das Tanzvideo Jerusalema. Die Geschichte dahinter: Einige Jahre zuvor hatte der südafrikanische DJ Master KG den Song  lanciert. Eine Tanzgruppe aus Angola entwickelte eine spezielle Choreografie dazu. Das Ergebnis wurde  zu einem viralen Hit rund um den Globus.

Tausende tanzten zu Jerusalema und luden ihre selbstgedrehten Videos mit der charakteristischen Choreografie auf Tik Tok und Youtube hoch, darunter auch Fluggesellschaften wie Ryanair und Austrian Airlines. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich der Tanz zu einem Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts in der Pandemie-Zeit.

Und wieder ein Tanzfest

Obwohl Drukair ihre Produktion erst im Dezember 2021 aufschaltete, waren sich viele Beobachter einig: Die Bhutanesen machten es besser als viele andere. 1,7 Millionen Menschen haben die Version bereits angeschaut. Und auch in diesem Video wird dem Königspaar gedankt.

 

So lag es auf der Hand, in diesem Jahr erneut eine ähnliche Performance zu bieten. Anlass bot das 40-jährige Jubiläum von Drukair am 13.Oktober 2022. Wobei genau genommen die Feier erst im Frühjahr 2023 stattfinden sollte. Grund: Drukair war zwar 1981 gegründet worden, aber der Flugbetrieb startete erst 1983.

Feier zum 40-jährigen Jubiläum

Weil das Königspaar am 13. Oktober seinen elften Hochzeitstag feierte, wurde das Fest kurzerhand um ein halbes Jahr vorverlegt. Mit Ausnahme weniger Drukair-Angestellten, die aus operationellen Gründen im Ausland waren, nahm fast die gesamte Belegschaft von gegen 500 Leuten an der Feier am Abend auf dem Gelände des Flughafens Paro teil.

Gäste staunten nicht schlecht, als plötzlich alle Drukair-Angestellten wie auf Kommando aufstanden und verstummten: Königin Jetsun Pema, 32, tauchte als Überraschungsgast mit ihrem sechsjährigen erstgeborenen Sohn auf. Umrahmt wurde sie von ihrem Vater und Chefpilot Gyaltshen, Drukair-Präsidentin Choden, Chef Tandi Wangchuk sowie Bhutans Ministerpräsident Lotay Tshering.

Tanzeinlage vor der Königin

Und dann ging die Show auf der Bühne ab: Die Drukair-Frauen und -Männer zogen eine Tanzshow nach der anderen auf. Besonderen Applaus erhielt die Crew, die für die Gepäckabfertigung zuständig ist. Die kräftigen Männer drehten mit sichtlichem Vergnügen ihre Tanzrunden auf der Bühne. Bei Drukair ist eben alles etwas anders.