Turbulenzen hinter Jets
Behörde warnt vor gefährlichen Wirbelschleppen
Große Flugzeuge können Turbulenzen verursachen – sogar ziemlich starke. Weil die Anzahl dieser Vorfälle steigt, hat die europäische Luftfahrtbehörde Easa nun Verhaltenstipps für Piloten veröffentlicht.
Eine Wirbelschleppen-Test der Nasa aus den Siebzigerjahren.
Eine Wirbelschleppen-Test der Nasa aus den Siebzigerjahren.
Der Zwischenfall sorgte auf der ganzen Welt für Schlagzeilen. Die von einem Airbus A380 verursachten Turbulenzen schickten einen deutschen Businessjet in einen 3000-Meter-Sturzflug. Dabei wurden Passagiere verletzt. Das kleine Flugzeug erlitt Totalschaden. Der Businessjet war in so genannte Wirbelschleppen des Superjumbos geraten. Auf Englisch nennt sich das Phänomen wake turbulence.
Das sind gegenläufig drehende Luftwirbel, die sich um Tragflächen und Flügelspitzen bilden. Ihre Stärke hängt vor allem vom Gewicht des Flugzeuges ab. Die Folgen für ein nachfolgendes Flugzeug reichen von Schlingern bis zum Rollen um die Längsachse. Starke Turbulenzen wegen Wirbelschleppen dürften sich mit einem höheren Verkehrsaufkommen in der Luftfahrt häufen, heißt es nun von der europäischen Luftfahrtbehörde Easa. Durch die gestiegene Anzahl von Flügen und die Möglichkeiten, genauer und damit enger zu navigieren, hätten Zwischenfälle, in denen ein Flugzeug auf einer Höhe von über 10.000 Fuss oder rund 3050 Meter in die sogenannten Wirbelschleppen eines anderen gerät, zugenommen.
Wind kann Wirbelschleppen transportieren
Aus dem Grund hat die Behörde ein Informationsschreiben veröffentlicht, mit dem sie das Bewusstsein der Gefahren solcher Turbulenzen bei Lotsen und Piloten schärfen will, schreibt die Easa. Wegen der enorm hohen Geschwindigkeit, mit der Flugzeuge unterwegs sind, können die Turbulenzen durch Wirbelschleppen in einer Entfernung von bis zu 25 nautischen Meilen oder rund 46 Kilometer auftreten, so die Behörde. Die schlimmsten Fälle fanden aber in einer Entfernung von bis zu 15 nautischen Meilen (rund 28 Kilometer) statt.
Wie weit hinter einem Flugzeug genau die Turbulenzen beginnen können, hängt auch vom Wind ab – auch der kann Wirbelschleppen transportieren. Die Behörde gibt den Piloten und Fluglotsen auch Handlungsanweisungen. An eine halten sie die meisten Crews ohnehin schon: Man sollte zu Beginn des Fluges immer durchsagen, dass Passagiere auch dann angeschnallt bleiben sollten, falls das Anschnallzeichen ausgeschaltet ist. Turbulenzen durch Wirbelschleppen treten nämlich plötzlich auf.
Im Zweifel Flughöhe wechseln
Zudem sollten Piloten, so die Easa, speziell darauf hingewiesen werden, wenn sich in ihrem Umfeld ein Flugzeug der Kategorie «Heavy» oder «Super» befindet. Das sind große Flieger wie der Airbus A380 oder die Boeing 747. Diese verursachen besonders heftige Wirbelschleppen – wie etwa im Fall der deutschen Gulfstream. Um die Kreuzung eines Pfades eines solchen Fliegers zu vermeiden, könnten Piloten zum Beispiel beanragen, die Flughöhe zu wechseln. Zudem könne man sich die Beobachtung von Kondensstreifen zunutze machen, um vorherzusagen, ob es zu Turbulenzen durch Wirbelschleppen kommen kann.
Ein gestiegenes Risiko starker Turbulenzen durch Wirbelschleppen bestehe zudem, wenn man sich auf Höhe der Tropopause befinde. Das ist der Bereich zwischen der Tropo- und der Stratosphäre. Auf welcher Höhe sich diese befindet, variiert je nach Ort und Zeit, es sind aber immer mehrere Tausend Meter. Ersichtlich sind die Details auf aktuellen Wetterkarten.
Dem Autopilot trauen
Lotsen sind angewiesen, sich verstärkt mit dem Thema auseinanderzusetzen – etwa auch durch Kurse. Sie sollten immer im Kopf haben, wann mögliche Turbulenzen durch Wirbelschleppen auftreten könnten und die Crews darauf hinweisen.
Gerät ein Flieger dennoch in Wirbelschleppen, hat die Easa auch Handlungsanweisungen für Crews verfasst. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich die Effekte von Wirbelschleppen verschlimmern würden, wenn der Pilot bei der ersten Rollbewegung reagiere. Teilweise würde diese durch seine Handlungen verstärkt. Auch den Autopilot auszuschalten, sei nicht zwingend eine gute Idee. In der Regel, so die Easa, gelinge es der Automatik, die Turbulenzen auszugleichen.
Sehen Sie in der oben stehenden Bildergalerie verschiedene Situationen, in denen Wirbelschleppen auftreten können.